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Kleine Ideen von großem Wert

Die Basis für Innovationen aller Art sind gute Ideen, und die beste Quelle für solche Ideen sind die eigenen Mitarbeiter.
Marcus Giehrl | 19.11.2021
Kleine Ideen von großem Wert © freepik
 

Wir leben in turbulenten Zeiten, viele Unternehmen werden von der schnellen Folge einschneidender Veränderungen geradezu überrollt. Um langfristig zu bestehen, müssen sie sich kontinuierlich anpassen und stetig neu erfinden – Innovationen sind zum Schlüssel für ihre Zukunftsfähigkeit geworden. Doch was steckt eigentlich hinter diesem großen, gerne gebrauchten Begriff: Ist bereits eine interne Prozessverbesserung, die Mitarbeitern den Arbeitsalltag erleichtert, im eigentlichen Sinne innovativ? Oder gilt das nur für ein neues Produkt, einen neuen Service oder gar ein neues Geschäftsmodell?

Egal, wie weit man den Begriff fasst, die Basis für Innovationen aller Art sind gute Ideen, und die beste Quelle für solche Ideen sind die eigenen Mitarbeiter. Sie kennen die internen Prozesse und Strukturen ebenso wie die Produkte und Services des Unternehmens und haben einen direkten Draht zu Kunden und Geschäftspartnern. Dadurch wissen sie, wo es hakt und was sich verbessern lässt – man muss sie nur fragen und ihre Ideen aufgreifen. Nicht jede Idee wird automatisch in ein neues Produkt oder Geschäftsmodell münden, doch bereits viele kleine Verbesserungen machen ein Unternehmen deutlich effizienter und schlagkräftiger. Zumal interne Optimierungen meist auch eine Außenwirkung haben, weil sie zu kürzeren Antwort- und Durchlaufzeiten, einer höheren Produkt- und Servicequalität oder weniger Fehlern führen. Und wer sagt, dass aus einem für eigene Anforderungen entwickelten Tool nicht irgendwann ein Verkaufsschlager oder aus den Erfahrungen einer internen Prozessverbesserung nicht eine erfolgreiche Beratungsleistung wird, weil andere Unternehmen vor ganz ähnlichen Problemen stehen?

In den Ideen der Mitarbeiter steckt also ein enormes Potenzial, das allerdings nicht immer zutage gefördert oder konsequent erschlossen wird. Während es für Unternehmen meist ganz selbstverständlich ist, Kunden genau zuzuhören und große Energien darauf zu verwenden, ihre Wünsche, Anforderungen und Bedürfnisse zu erfüllen, ist das bei den eigenen Mitarbeitern häufig nicht im gleichen Maße der Fall. Ihre Vorschläge werden bisweilen weniger wahrgenommen, für die Umsetzung ihrer Ideen stehen oft geringere Ressourcen bereit. Dabei sind die Ideen von Mitarbeitern nicht weniger wertvoll als die von Kunden, und ihre Verwirklichung trägt überdies zu einem besseren Betriebsklima bei. Nicht nur weil die Umsetzung von Mitarbeiterideen in vielen Fällen in erheblichen Arbeitserleichterungen resultiert, sondern weil es ungemein befriedigend und motivierend ist zu erleben, dass man gehört wird und Dinge im Unternehmen verändern kann.

Um das schier unerschöpfliche Ideenreservoir ihrer Mitarbeiter zu erschließen, benötigen Unternehmen strukturierte Prozesse für das Sammeln, Bewerten, Weiterentwickeln und Umsetzen von Ideen – und eine Firmenkultur, in der sich Mitarbeiter offen äußern können und Freiräume haben. Zeigt das Management keinen Veränderungswillen oder hat gar kein Interesse daran, dass Mitarbeiter die Strukturen, Prozesse und Produkte hinterfragen, dann werden sich Mitarbeiter auch nicht mit Vorschlägen aus der Deckung wagen. Stehen sie zudem permanent unter Druck und sind fortwährend überlastet, können sie schlicht nicht kreativ sein und neue Ideen entwickeln. In einem solchen Umfeld lassen sich auch von außen eingebrachte Ideen nur schwer umsetzen. Typische Reaktionen, mit denen sich im Tagesgeschäft unter hoher Anspannung stehende Mitarbeiter gegen Veränderungen wehren, sind dann „Dafür habe ich keine Zeit“, „Die alte Lösung funktioniert doch“ oder „Das haben wir schon immer so gemacht“.

Unbedingt sollten Unternehmen über die Ideen ihrer Mitarbeiter und die daraus hervorgehenden Innovationsprojekte sprechen, ihnen Sichtbarkeit verschaffen und bereits das Einreichen von Vorschlägen honorieren. Das spornt Mitarbeiter an, ihren Kollegen nachzueifern, und hilft, Berührungsängste abzubauen – etwa, dass eine Idee zu klein sein könnte oder dass man bei der Umsetzung allein gelassen wird. Ganz wichtig auch: Keine Idee rundheraus abzulehnen, selbst wenn sie auf den ersten Blick nicht voll zu überzeugen vermag. Oft ergeben sich nämlich in Gesprächen neue Facetten oder andere Ansätze, deren Weiterverfolgung lohnt. Denn die Idee des Einen ist oft Inspiration des Anderen und damit Ausgangspunkt für weitere Ideen. Unternehmen, die den Austausch zwischen Mitarbeitern fördern, stellen damit sicher, dass ihre Quelle für Ideen nicht aufhört zu sprudeln und es stets Ansätze für Neuerungen und Verbesserungen gibt – ob man sie nun Innovationen nennt oder nicht.