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Künstliche Intelligenz erobert das Marketing

KI ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien, wo wird sie bereits eingesetzt? Der Beitrag zeigt, was jetzt schon möglich ist.
Gabriele Braun | 03.11.2021
© freepik / sebdeck
 

Immer mehr Unternehmen sehen in KI eine Chance für das eigene Geschäft. Entsprechend steigt der Anteil derjenigen, die KI-Anwendungen einsetzen, jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) plant KI-Investitionen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 600 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die im April 2021 vorgestellt wurde. Für 62 Prozent bietet Künstliche Intelligenz Chancen für das eigene Geschäft, vor einem Jahr waren es erst 55 Prozent. Der Anteil derjenigen, die vor allem Risiken sehen, ist von 28 auf 23 Prozent zurückgegangen. Allerdings steigt die Zahl der Unternehmen, die KI einsetzen, nicht im gleichen Tempo. Aktuell werden in 8 Prozent der Unternehmen KI-Anwendungen genutzt, vor einem Jahr waren es 6 Prozent. Stärker gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die den Einsatz planen oder diskutieren, von 22 auf 30 Prozent. Auch der Anteil der Unternehmen, in denen KI kein Thema ist, ist gesunken – von 71 Prozent im Jahr 2020 auf jetzt 59 Prozent.


KI-Einsatz in Unternehmen

Künstliche Intelligenz wird bereits in zahlreichen Unternehmensbereichen eingesetzt, das zeigt die Studie der Bitkom. Am häufigsten verwenden jene Unternehmen, die bereits KI nutzen, diese Technologien:

  • 71 Prozent für personalisierte Werbung
  • 64 Prozent zur Verbesserung interner Produktionsabläufe und für die Instandhaltung
  • 63 Prozent im Kundendienst, z.B. bei der automatisierten Beantwortung von Anfragen
  • 53 Prozent nutzen KI zur Analyse des Kundenverhaltens
  • 50 Prozent bereichsübergreifend bei Texten oder Übersetzungen
  • 44 Prozent nutzen KI für die Buchhaltung
  • 43 Prozent setzen auf KI für die Managementunterstützung
  • 39 Prozent in der IT-Abteilung
  • 35 Prozent in der Logistik, z.B. für bessere Routenplanung
  • 25 Prozent in Forschung und Entwicklung
  • 21 Prozent in der Personalabteilung, z.B. zur Vorauswahl von Bewerbern
  • 18 Prozent nutzen KI, um Unternehmens-Risiken aufzudecken (z.B. im Controlling)
  • 1 Prozent in der Rechts- oder Steuerabteilung


KI-Einsatz im Marketing

Künstliche Intelligenz hilft uns, vorhandene Daten zu verstehen, Modelle zu entwickeln und damit zukünftige Verhaltensweisen zu berechnen. In vielen Teilbereichen im Marketing wird KI bereits eingesetzt. Wir stellen Ihnen heute einige davon vor:

Programmatic Omnichannel
Programmatic Omnichannel sind Echtzeit-Auktionen, bei denen automatisiert der Kauf und Verkauf von Online-Werbeflächen stattfindet. Heute können die automatisierten Plattformen jede Formate auf allen möglichen Kanälen ausspielen. Sei es auf dem Desktop, Tablet, Mobile oder Connected TV. Dabei wird ermittelt, welche Anzeigen bei welchen Empfängern die höchste Wertschöpfung haben – und damit die höchste Relevanz. Große Datenmengen, Technik und Algorithmen machen diesen Prozess möglich, der auch Markteinführungszeiten verkürzen kann. Einen Überblick gibt der Leitfaden des BVDW.

Content-Personalisierung

Vor allem im Bereich Content-Marketing kann die KI unterstützen und auf den User zugeschnittene Inhalte aussteuern. Das kann auf Webseiten im Blog oder im Newsletter geschehen. Die KI kann dabei in Echtzeit analysieren, welcher Content beim Kunden gut ankommt und präsentiert darauf aufbauend ähnlichen individualisierten Content. Aber auch Daten, die bereits durch vorangegangene Käufe bekannt sind wie Alter, Geschlecht und Interessen können in die Analyse mit einfließen. Das zeigt z.B. die Relevanzsteigerung im E-Mail-Marketing von Heinrich Heine, ausgezeichnet mit dem E-Mail-Award. Dort wurde durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Relevanz sämtlicher Newsletter-Inhalte für jeden Abonnenten individuell optimiert.

Werbetexte mit KI schreiben

Welcher Texter kennt diesen Moment nicht: Der Abgabetermin steht, doch eine Schreibblockade verhindert die Kreativität. Hier kann eine KI helfen. Sie kann eine Grundlage liefern, die nur noch bearbeitet werden muss. Mehr dazu von Henrik Roth.

Online-Übersetzungen

Sprachbarrieren mit Künstlicher Intelligenz beseiten - geht das? Die Anforderung an Übersetzungen sind hoch. Sprachliche Feinheiten und Wortspiele müssen erkannt werden, um eine sinnvolle Übersetzung zu garantieren. Unter schlechten Übersetzungen kann das Image eines Unternehmens leiden. Unterstützung bieten zum Beispiel die Anbieter  Across Systems und RWS Language Technologies. Ich arbeite gerne im täglichen Bedarf mit deepl.com.


Chatbots für den Kundendienst

Chatbots sind im Kundenservice nicht mehr wegzudenken und entwickeln sich rasant weiter. Sie tragen zur Kostenreduzierung bei und können den Kundenservice entlasten und für freie Kapazitäten sorgen. Intelligence Process Automation (IPA) schafft die Grundlage für zahlreiche Anwendungen in Unternehmen. Machine Learning und künstliche neuronale Netze werden in einer speziellen Form der Informationsverarbeitung eingesetzt. Mit der Verknüpfung von trainiertem Wissen und gemachter Erfahrung entsteht eine deutlich höhere Entwicklungsstufe der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. (BDU)

Geschäftsprozesse mit Predictive Analytics steuern

Retouren im Handel senken, Ausverkäufe vermeiden und Personaleinsatz optimieren. Mit der Hilfe von Algorithmen aus dem Bereich Predictive Analytics können Geschäftsabläufe berechnet werden. Diese Vorhersagen sind auch für andere Branchen interessant. Auch im Tourismus, Getränkeindustrie, Gastronomie oder für die Personenbeförderung sind solche Berechnungen erfolgsentscheidend.

Emotionen automatisch erkennen

Mit einer Webcam können Gesichtsregionen wie Augen und Mundwinkel in Echtzeit erfasst und interpretiert werden. Solche Mimikanalysen können herkömmliche Befragung ergänzen. Ein Beispiel wäre hier GfK EMO Scan. Das Forschungsprojekt gewann den Innovationspreis der Deutschen Marktforschung.

Intelligente Bilderstellung

Einsatzgebiete für eine intelligente Bilderstellung gibt es viele. Sei es zum Beispiel im Consumer-Bereich bei der Erstellung von Fotobüchern oder im Business-Bereich bei der Layout-Unterstützung.

So hat Cewe Print in seine Kundensoftware KI integriert. Der Clou ist eine komplexe Suche nach Personen, Orten, Objekten und Zeit, die alle Features miteinander verbindet. Die Erkennung und die Auswahl der besten Fotos z.B. eines Urlaubs ist bereits heute als Assistent in der Gestaltungssoftware für das Cewe Fotobuch integriert – durch Künstliche Intelligenz kann diese Auswahl künftig noch deutlich besser auf die Wünsche der Kunden angepasst werden.

Ein intelligents Asset-Management bietet Marketer eine große Erleichtung. Das Potsdamer Start-up CI-Hub kann hier unterstützen. So werden beim Gestalten von Marketingmaterial von der KI direkt Vorschläge zum Layout unterbreitet. Mehr dazu in unserem Interview.

Weitere Einsatzmöglichkeiten finden sich in meinen Beiträgen aus 2018 und 2020.

 

FAZIT

Laut IW sind die Unternehmen in Deutschland die Treiber der Künstliche Intelligenz. So sind KI-nahe Patentanmeldungen gestiegen. Gleichzeitig setzen immer mehr Firmen KI im Unternehmensalltag ein, beschäftigen sich mit dem Thema in ihren Geschäftsberichten und suchen verstärkt Fachkräfte, die sich damit auskennen. Damit die Technologie in Deutschland noch besser Fuß fasst, werden verbindliche Verhaltensregeln gefordert, wie beispielsweise mehr Transparenz, wenn KI zum Einsatz kommt, oder einen Code of Conduct.

Doch was ist mit den Aktivitäten auf staatlicher Seite? Durch die Corona-Krise wurde es für jeden ersichtlich, dass Deutschland in der Digitalisierung viel aufzuholen hat. Der Förderalismus ist dabei eher hinderlich. Ein eigenständiges Digitalministerium ist bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen noch nicht geklärt.

Für Bitkom-Präsident Achim Berg "ist ein starkes und kompetent geführtes Digitalressort erforderlich, um digitalpolitische Aktivitäten des Bundes zu koordinieren und zu beschleunigen". Solch ein Digitalministerium könnte auch ein sehr guter Treiber für die Schlüsseltechnologie KI sein, die in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft eingesetzt werden kann.

 

Quellen:

BDU: Pressemeldung vom 15.12.2020 - Intelligente Chatbots können kommunikative Prozesse in Unternehmen revolutionieren.
https://www.marketing-boerse.de/news/details/2051-intelligente-chatbots-koennen-kommunikative-prozesse-in-unternehmen-revolutionieren/173623

Bitkom: Künstliche Intelligenz kommt in Unternehmen allmählich voran; veröffentlicht am 21.04.2021
https://www.marketing-boerse.de/news/details/2116-kuenstliche-intelligenz-kommt-in-unternehmen-allmaehlich-voran/176549https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kuenstliche-Intelligenz-kommt-in-Unternehmen-allmaehlich-voran

Bitkom zum Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP; Pressemeldung vom 15.10.2021
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Sondierungspapier-SPD-Gruenen-FDP

BVDW: Programmatic Omnichannel: BVDW-Leitfaden zeigt Status quo und Potenzial; veröffentlich am 20.05.21.
https://www.marketing-boerse.de/news/details/2120-programmatic-omnichannel-bvdw-leitfaden-zeigt-status-quo-und-potenzial/177263

Heine Heinrich: Relvanzsteigerung im E-Mail-Marketing; eingereicht beim E-Mail-Award 2020
https://www.e-mail-award.de/auszeichnung/participant/433

Institut der deutschen Wirtschaft (IW): KI-Monitor 2021: Status quo der Künstlichen Intelligenz in Deutschland
https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/vera-demary-henry-goecke-unternehmen-investieren-in-die-zukunft.html

Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V.: GfK EMO Scan
https://www.nim.org/forschung/forschungsfelder/erfassen-von-emotionen/gfk-emo-scan

Roth Henrik: KI schreibt jetzt Werbetexte; veröffentlicht am 14.06.2021 auf https://www.marketing-boerse.de/fachartikel/details/2123-ki-schreibt-jetzt-werbetexte/177685