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Die Gefährlichkeit der Post-Covid-Übergangszeit NewNormal wird gestaltet – nach der Krise ist nichts mehr wie vorher

Das aktuelle Jahr hat es in sich: Es war nicht nur „einfach“ eine Krise. Sie hat vieles aufgezeigt und in Frage gestellt.
Stefan Häseli | 10.09.2020
© Stefan Häseli
 

Man liest, hört sagen und beginnt zu glauben, dass es kein „normal“ mehr geben wird. Für den Zustand, der nun nach einer Übergangszeit kommt, ist sogar ein Begriff kreiert worden: „NewNormal“ erwartet uns bis auf weiteres. Was dann allenfalls nach „NewNormal“ kommt, wenn dieses „new“ dann mal „alt“ ist oder von einer weiteren Krise abgelöst ist, steckt noch in der Kreativitäts-Pipeline zeitgenössischer Wortschöpfer. 

Zugegeben: Corona & Co. hat auch zu so mancher Absurdität in den Unternehmen und insbesondere in den Chefetagen geführt. Das erlebt auch Hannes. Der 49-jährige studierte Betriebswirt ist Produktionsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung eines internationalen Industriekonzerns. Er gewährt einen Einblick, was auf der Management-Etage so gedacht und getan wird. Übrigens: Ein Schmunzeln aufgrund dieser Business-Satire ist hier durchaus erlaubt…

Newnormale Bedingungen – aber allerorts anders

In Hannes’ Unternehmen wird nach den einschneidenden Monaten nun am „NewNormal“ gearbeitet: Vom Gesetzgeber her ist normales Arbeiten wieder erlaubt, aber selbstverständlich nur unter newnormalen Rahmenbedinungen. Hannes hat sich als Produktionsleiter bereits eingehend mit all den Vorgaben des eigenen und seiner Partner-Länder auseinandergesetzt. Schließlich ist das Unternehmen international aufgestellt und Kunden und Mitarbeiter haben sich den lokalen Empfehlungen zu unterziehen. 

Von Zwei-Meter-Abstandsregeln über 1,5 und 1,2 Meter bis zu keiner Distanzempfehlung gibt es einige Parameter. Hannes versucht, dies alles zu berücksichtigen und das Unmögliche zu entwerfen: Eine Regelung nämlich, die zumindest für alle Niederlassungen in Europa gelten könnte. Hannes erarbeitet in Excel eine Übersichtstabelle: 1,20 Meter im Büro, in der Produktion aber nur ein Meter. Die Dauer der Begegnung darf maximal 15 Minuten betragen – in der Produktion allerdings mit Visier und im Büro mit Maske, aber das wiederum auch nur in öffentlich zugänglichen Räumen. Sonst reicht es, in den Ellenbogen zu husten. Im eigenen Büro ist wieder alles erlaubt. 

Externe Gäste dürfen nicht in die Betriebskantine, sofern sie länger als 15 Minuten dort zu sein geplant haben. Was im Durchschnitt so oder so nur einem Instant-Sandwich entspricht, das man über die Sommermonate auch im Freien einnehmen kann. Ein kleiner Tisch für eine Person vor dem Eingang löst das Problem kalter Tage, damit der externe Coach doch auch eine Suppe löffeln kann.

Die Krux mit den Großanlässen – elegant gelöst

Hannes skizziert weiter und weiter. Da er im gleichen Atemzug auch eine Guide-Line für Mitarbeiter- und Kundenanlässe erstellen kann, beginnt er dafür die entsprechenden Kontaktpersonen zu konsultieren. Er macht sich auf einen größeren Koordinationsaufwand gefasst und hat bereits im Voraus Excel-Tabellen und Blätter mit Titeln versehen, damit er in einem einzigen Arbeitsgang sämtliche Bedürfnisse erfassen kann. Der Rest ist dann Feingefühl, Kommunikation und Terminplanung. Das wird er schon schaffen. 

Nach den ersten Kontakten mit den jeweiligen Verantwortlichen fasst er zusammen: Der Mitarbeiteranlass, der für Frühjahr 2021 geplant ist, ist bereits abgesagt. Man weiß ja nie, was dann ist. Das Okay für das Kundenevent vom Sommer 2021 ist ebenfalls zurückgezogen. Grund: Keiner kann zu 100 Prozent davon ausgehen, dass im nächsten Sommer solche Anlässe möglich sind. Das alle zwei Jahre stattfindende Openspace-Setting für alle Kaderleute hätte im September 2021 wieder stattfinden sollen. Es ist abgesagt, die Begründung: Eventuell stehen wir im Herbst 2021 vor einer zweiten Welle. Dann wäre die Vorbereitung umsonst gewesen. 

So geht’s weiter und Hannes spürt Erleichterung, dass dieses „NewNormal“ bedeutend weniger Koordinationsaufwand benötigt – sofern man die eigene Zukunft nicht auch gerade absagen möchte.

Post-Covid-Übergangszeit als Wartezeit?

Doch jetzt mal im Ernst, so ganz ohne jeden satirischen Unterton und eher etwas nüchtern betrachtet: Wir haben eine Post-Covid-Übergangszeit. Auf NewNormal zu warten, kann auch gefährlich sein. Denn wie der neue Normalzustand dereinst aussehen wird, weiß niemand so genau. Man kann wohl davon ausgehen, dass es nicht mehr der selbe ist, wie derjenige, der es vorher war. 

In dieser aktuellen Phase des Übergangs zwischen dem Höhepunkt der Krise und dem irgendwie wieder normalen Zustand gilt es, viel Unsicheres auszuhalten. Auf der einen Seite ist es richtig, vorsichtig zu sein und nicht so zu tun, als sei jetzt alles vorbei. Auf der anderen Seite wäre es nun doch etwas einfach, mal abzuwarten, bis es wirklich ganz sicher ist, dass wieder alles sicher ist. 

Willkommen in wohliger Lethargie 

Es zeigt sich mittlerweile, dass Homeoffice und Lockdown gut bewältig wurden. Doch es bewahrheitet sich auch, dass vieles mit weniger Aufwand auch ginge. Das mag im Konsumbereich durchaus eine reinigende Demuts-Wirkung haben und ist auf jeden Fall das, was vielleicht Sinn und Zweck des Virus gewesen sein könnte. Aber dass jetzt Skepsis, Unsicherheiten und Ängste gerade für alles Mögliche herhalten sollen, etwas nicht zu tun, weil es in wohliger Lethargie eben auch auszuhalten war, ist gefährlich. 

Irgendein Mitbewerber erkennt genau diese Chance, dass andere „schlafen“ und noch warten. Nie mehr wird die Zeit so offen sein, in der Karten neu gemischt werden, als gerade jetzt in dieser Übergangszeit. Diese Chance gilt es zu packen, mit Kunden eine Beziehung aufzubauen und neue Projekt auszuprobieren. Es kann durchaus sein, dass gerade das, was jetzt gesetzt wird, Bestand haben wird. Wer will, der soll jetzt mal loslegen. Nur Mut!

Über den Autor
Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Der Kommunikationsexperte begleitet seit Jahren zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen. Er doziert an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Als Experte nimmt er im Radio und TV-Stationen immer dann Stellung, wenn Kommunikation irgendwo auf der Welt gerade eine entscheidende Rolle spiel, wie beispielsweise die ersten Wochen „Donald Trump“ oder der Blick auf das Kommunikationsverhalten von Boris Johnson.

Die Kommunikation in ihren unterschiedlichen Welten und die Details in der Sprache faszinieren ihn und prägt seinen beruflichen Werdegang. Er begeistert in seinen Fachartikel und Kolumnen mit feinsinnigem Humor. In seinen Vorträgen und Seminaren vermittelt er Wissen kurzweilig und gespickt mit Beispielen aus der Praxis sowie amüsanten Anekdoten – stets mit einem liebevollen Augenzwinkern. Sein neuestes Buch „Best Practice Leadershit – Absurde Wahrheiten aus den Chefetagen“ beleuchtet so manche Absurdität aus den Chefetagen auf satirische Weise. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kino-Filmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen. 

https://stefan-haeseli.com/

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