Digitale Geschäftsmodelle – innovativ und erfolgreich
Forschungen von Gassmann & Frankenberger [1] haben ergeben, „dass über 90 Prozent aller Geschäftsmodelle der letzten 50 Jahre als eine Rekombination von existierenden Ideen, Konzepten und Mustern entstanden sind“. Bereits 2013 hat Oliver Gassmann & Co. [2] die 55 innovativen Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator beim Hanser Verlag vorgestellt. Sie stehen nicht nur für sich allein, sondern werden vielfach kombiniert und erfolgreich eingesetzt. Wir stellen Ihnen daraus 21 Geschäftsmodelle vor.
Bei diesem Modell wird das Kernprodukt günstig angeboten, Zusatzleistungen erhöhen den Preis. Die Automobil-Branche hat dieses Prinzip perfektioniert mit Aufpreislisten und Sonderausstattungsmöglichkeiten. Bei Ryanair zahlt man zusätzlich für Koffer und Bordservices. Das Add-on-Modell ist auch für die Software-Branche interessant. So wird z.B. bei SAP das Basisprodukt günstig angeboten. Maßgeschneiderte Add-ons müssen hinzubestellt werden, um alle Prozesse des Kunden abzudecken.
Basis dieses Systems ist eine Vermittlungsprovision. Der Vertrieb funktioniert bei einem Affiliate-System via Internet, bei dem der Anbieter (Merchant) seine Vertriebspartner (Affiliates) in Form einer Provision vergütet. Werbemittel werden dem Affiliate vom Merchant bereitgestellt für dessen Webseite, Newsletter und Keyword-Advertising. Die Werbemittel werden als Banner, Textlinks, Formulare - z.B. auf Vergleichsportalen - oder in kontextsensitiven Links, die dem jeweiligen Content automatisiert angepasst werden, in die Publisher-Seiten eingefügt. Es gibt zahlreiche Bezahlmodelle, z.B. Pay per Click, Pay per Lead oder Pay per Sale. Partnerprogramme bieten z.B. ad agents, Blue Summit Media, iProspect oder xpose360.
Zum ersten, zum zweiten und zum dritten. Bei diesem Modell werden Güter in Form einer Auktion versteigert. eBay hat damit vor 20 Jahren angefangen und auch myHammer. Doch bei beiden ist die Luft raus. Gebrauchte Maschinen und Restposten werden z.B. beim europäischen Plattformanbieter www.surpex.com angeboten.
Die Bezeichnung „Barter“ kommt aus dem englischen und bedeutet übersetzt „Tausch“ oder „Tauschgeschäft“. Der Tauschhandel blühte bereits, bevor das Geld erfunden wurde. Für eine Leistung erhalten die Partner eine Gegenleistung. Das Geschäftsmodell ist ohne Geldfluss. Es gibt zahlreiche Tauschringe wie z.B. den Tauschring Mittelbaden.
Beim Crowdfunding wird das Potenzial des Schwarms für die Finanzierung von Projekten genutzt. Dieser Markt boomt und es entstehen zahlreiche Plattformen. Start-ups sammeln auf diese Weise gerne Geld ein. Der Geldgeber erhält eine Beteiligung am finanzierten Projekt oder Wertpapieranteile. So sammelte Nepos auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto Kapital ein, um die Serienproduktion von Tablets für ältere Menschen zu starten.
Hier steht der Kunde im Mittelpunkt und alle Handlungen richten sich danach aus, die Kundentreue und die Kundenbindung zu steigern. Dazu zählen z.B. der Einsatz von Direktmarketing-Maßnahmen (Kommunikation mit dem Kunden), Treue-Clubs oder Kundenkarten. Die Kunden sind vom Produkt so begeistert, dass sie zu Markenbotschaftern werden.
Daten sind das neue Öl. Ihre Analyse und Veredelung bringen neue Erkenntnisse. Wer über Daten verfügt, hat einen Wettbewerbsvorteil. Hier einige Beispiele:
- Wer seine Kunden kennt, kann personalisierte Inhalte produzieren.
- Wer die Customer Journey beherrscht, kann das passende Produkt zum passenden Moment anbieten.
- Oder es können Warenbestände, Preise und Content optimiert werden.
- Mit Machine-Learning-Algorithmen können auf allen Kanälen personalisierte Empfehlungen geliefert werden.
Weitere Beispiele finden Sie hier.
Beim Direct Selling hat der Hersteller direkt Kontakt mit dem Kunden, ohne dass ein Zwischenhändler eingeschaltet ist. Dadurch entfallen Händlermargen. Dieses Geschäftsmodell gehört zu den ältesten Betriebsformen. Das Unternehmen kennt den Kunden und kann sich nach seinen Bedürfnissen orientieren. Bekannte Vertreter dieses Geschäftsmodells sind Vorwerk, Tupperware und Dell.
Dieses Geschäftsmodell basiert auf der elektronischen Abwicklung eines Produktkaufs von der Bestellung bis zur Lieferung. Das bekannteste Beispiel ist das erfolgreiche Unternehmen Amazon, 1994 von Jeff Bezos gegründet. Hier findet man alles und die Produkte können bequem bestellt werden. Auch Flyeralarm, gegründet 2002, gehört zu den Innovatoren dieses Geschäftsmodells. Heute zählt es zu den größten Online-Druckereien Europas.
Zu einem Festpreis kann der Kunde für einen bestimmten Zeitraum eine Leistung buchen. Manche Kunden nutzen das Angebot intensiv, manche weniger. Ein bekanntes Beispiel ist die Mitgliedschaft bei einem Fitnessclub. Aber auch bei der marketing-BÖRSE gibt es für einen bestimmten Zeitraum ein Abonnement, um Beiträge zu veröffentlichen, um dadurch mehr Reichweite zu erhalten.
Der Grundbeitrag ist hier kostenfrei. Werden zusätzliche Leistungen gewünscht, ist ein zusätzlicher Geldbetrag zu bezahlen. Leistungen und Preis zwischen Basis und Premium zu gestalten ist schwierig und muss gut durchdacht sein. Bekannte Beispiele sind hier die Karrierenetzwerke Xing und LinkedIn.
Bei diesem Geschäftsmodell wird der Hauptumsatz nicht durch den Verkauf eines Produktes oder Dienstleistung generiert. Der Hauptumsatz kommt über die Vermietung von Werbeflächen. Bereits im 17. Jahrhundert kamen mit der Verbreitung des Buchdrucks die sogenannten Intelligenzblätter auf, die sich von Anzeigenschaltungen finanzierten. Ein prominentes Beispiel für die heutige Nutzung dieses Geschäftsmodells ist Facebook. Die Finanzierung erfolgt über Werbeeinblendungen. Die Mitglieder können kostenfrei Facebook nutzen.
Bei diesem Geschäftsmodell werden Nutzungsrechte verkauft. Dies wird gerne im Softwarebereich angewandt. Hier legt der Urheber der Software fest, wie andere Nutzer die Software nutzen dürfen. Sei es durch kopieren, bearbeiten oder verbreiten.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt dauert es viel Zeit und kostet Geld. Und dann ist noch nicht klar, ob der Markt das Produkt wünscht. Sicherer ist es, in einem iterativen Lernprozess das Produkt mit dem Kunden gemeinsam zu entwickeln. So kann man z.B. schnell mit einer AdWords-Kampagne starten und schauen, wie weit Kaufinteresse besteht. Auch die Gründer von Dropbox begannen mit diesem Modell. In einem kurzen Video stellten sie die Geschäftsidee vor und erhielten 75.000 Vorbestellungen. [3]
Mass Customization bedeutet übersetzt auf Deutsch „kundenindividuelle Massenproduktion“. Florian Nünthel [4] unterscheidet in Soft Customization und in Hard Customization:
Bei der Soft Customization werden die Produkte massenhaft produziert. So fertigt z.B. der eMachineShop Prototypen und Sonderteile. Die zu nutzende CAD-Software steht frei zum Download zur Verfügung. Der Endkunde ist nicht in den Prozess der Herstellung eingebunden.
Bei der Hard Customization hat der Kunde direkt Einfluss auf die Fertigung und die Unternehmen produzieren nach den Wünschen der Kunden. Man findet dieses Modell in vielen Branchen. Schon lange bietet z.B. Dell einen Konfigurator für seine PCs, Workstations und Server an. Bei Weberhaus gibt es einen Hauskonfigurator. Bei Mymüsli kann man eine Müslimischung selbst zusammenstellen, bei Mister Spex gibt es eine vielfältige Brillenauswahl.
Bei diesem Geschäftsmodell konzentrieren sich die Unternehmen auf ihre Kernkompetenz. Alle anderen notwendigen Leistungen erbringen die Partner. Dieses Modell wird gerne im Cloud-Service-Bereich und bei IT-Dienstleistern eingesetzt. Aber auch Fullservice-Agenturen nutzen externes Know-how.
Bei diesem Modell erfolgt die Bezahlung über die gebuchten Leistungen. Es wird nach Menge und Zeit abgerechnet. Dazu zählt z.B. im E-Commerce das Pay-per-Click-Abrechnungsmodell oder auch das Car Sharing. Der Preis ist für den Kunden sehr gut nachvollziehbar. Er bezahlt das, was er bestellt hat und bezahlt die Kilometer, die er das Auto genutzt hat. Die Einheiten können Zeit, Kilometer, Menge oder andere Einheiten sein.
Plattformen gehören zu den erfolgreichsten Strategien im digitalen Zeitalter. Auf ihnen tummeln sich unterschiedliche Nutzer, um sich auszutauschen. Suchende werden über Google mit Werbetreibenden verbunden oder auf passende Content-Seiten geleitet. Amazon bietet auf seiner Plattform ein großes Repertoire an und zählt mittlerweile zum größten Onlinehändler. Auf Facebook tauschen sich die Teilnehmer aus. Auf Instagram werden Fotos gepostet. Je mehr Teilnehmer eine solche Plattform nutzen, desto interessanter wird sie. Aber auch auf kleinen Plattformen können sich Communities bilden.
Schon 2013 hat Würth als erster C-Teile-Partner ein optisches Bestellsystem präsentiert. Zum ersten Mal ist es gelungen, auf Behälterebene eine Füllstands-, Zähl- und Bestellinformation der Artikel per integrierte Kamera über RFID-Technologie automatisiert an ein Warenwirtschaftssystem zu überführen. Eine verbrauchergesteuerte Lieferung von Kleinteilen für den Produktionsbedarf war nun just-in-time möglich. Aber auch die C-Teile-Versorgung erfolgt per Echtzeit-Übertragung. [5]
Mit dem Amazon-Dash-Button kann per Knopfdruck eine Nachbestellung geordert werden. Mit der Weiterentwicklung „Amazon Replenishment Service“ können Geräte automatisch Waren nachordern, die dort angemeldet sind, z.B. Patronen für Drucker oder Waschmittel für Waschmaschinen.
https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=201969470
Produkte werden bei diesem System vom Kunden gemietet und es wird ausschließlich die Nutzung berechnet. Beispiele sind Cloud-Services oder neue Joint Ventures, wie z.B. „SHARE NOW“ von BMW und Daimler. So will Ikea als großer Möbelhändler nun auch in die Möbelvermietung eintreten. Ikea-Kunden können dann Betten und Schränke auf Zeit ausleihen. Bei Tchibo Share können Babykleidung und Kindersachen gemietet werden. Der Elektronikhändler Media-Markt vermietet Produkte deutschlandweit in seinen 275 Märkten. Einen Rundum-sorglos-Service bietet Otto Now. Hier können Geschirrspüler, Smartphone oder Fahrräder gemietet werden. Es gibt eine kostenlose Lieferung und Abholung.
Beim Geschäftsmodell Peer to Peer werden Services und Güter zwischen Privatpersonen getauscht. Dies schließt Services und Produkte von Unternehmen aus. Die eine Personengruppe sind die Peer-Provider – sie stellen das Angebot. Auf der anderen Seite befinden sich die Peer-Consumer, die das Angebot nutzen. Bekannte Beispiel sind z.B. Airbnb, eBay oder der Mitfahrdienst BlaBlaCar. [6]
Durch die Digitalisierung werden ganze Geschäftsprozesse verändert. Alles geht schneller und in Echtzeit. WhatsApp hat die SMS und die E-Mail den Brief abgelöst. Amazon hat den Buchmarkt digitalisiert und wurde zum größten Einzelhändler. Wir stehen erst am Anfang dieses Prozesses.
[1] Oliver Gassmann & Karolin Frankenberger: 55+ Muster erfolgreicher Geschäftsmodelle. – S. 199. IN: Digitale Transformation gestalten (Hrsg. Oliver Gassmann & Philipp Sutter). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. 03/2019
356 Seiten. Hanser Verlag
https://www.hanser-fachbuch.de/buch/Digitale+Transformation+gestalten/9783446458680
[2] Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger, Michaela Csik: Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Modell Navigator. - 1. Auflage, 2013, Hanser-Verlag.
https://www.hanser-fachbuch.de/buch/Der+St+Galler+Business+Model+Navigator/9783446455559
[3] Jan Evers: Lean Start-ups starten schneller. – In MittelstandsWiki. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.mittelstandswiki.de/wissen/Gastbeitrag:Gesch%C3%A4ftsmodell_validieren
[4] Florian Nünthel: Mass Customization – Individualisierung von der Stange, 2018. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.webspotting.de/personalisierung/mass-customization-individualisierung-von-der-stange/
[5] Würth Industrie Service GmbH & Co. KG: iBin – Bestände im Blick. Erschienen unter pressebox.de. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.pressebox.de/pressemitteilung/wuerth-industrie-service-gmbh-co-kg/iBin-Bestaende-im-Blick/boxid/573792
[6] Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung: Peer-to-Peer-Geschäftsmodelle. – IZT-Text 3-2016. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.izt.de/fileadmin/publikationen/IZT_Text_3-2016_Peer-to-Peer.pdf
1. Add-on
Bei diesem Modell wird das Kernprodukt günstig angeboten, Zusatzleistungen erhöhen den Preis. Die Automobil-Branche hat dieses Prinzip perfektioniert mit Aufpreislisten und Sonderausstattungsmöglichkeiten. Bei Ryanair zahlt man zusätzlich für Koffer und Bordservices. Das Add-on-Modell ist auch für die Software-Branche interessant. So wird z.B. bei SAP das Basisprodukt günstig angeboten. Maßgeschneiderte Add-ons müssen hinzubestellt werden, um alle Prozesse des Kunden abzudecken.
2. Affiliate-System
Basis dieses Systems ist eine Vermittlungsprovision. Der Vertrieb funktioniert bei einem Affiliate-System via Internet, bei dem der Anbieter (Merchant) seine Vertriebspartner (Affiliates) in Form einer Provision vergütet. Werbemittel werden dem Affiliate vom Merchant bereitgestellt für dessen Webseite, Newsletter und Keyword-Advertising. Die Werbemittel werden als Banner, Textlinks, Formulare - z.B. auf Vergleichsportalen - oder in kontextsensitiven Links, die dem jeweiligen Content automatisiert angepasst werden, in die Publisher-Seiten eingefügt. Es gibt zahlreiche Bezahlmodelle, z.B. Pay per Click, Pay per Lead oder Pay per Sale. Partnerprogramme bieten z.B. ad agents, Blue Summit Media, iProspect oder xpose360.
3. Auktion
Zum ersten, zum zweiten und zum dritten. Bei diesem Modell werden Güter in Form einer Auktion versteigert. eBay hat damit vor 20 Jahren angefangen und auch myHammer. Doch bei beiden ist die Luft raus. Gebrauchte Maschinen und Restposten werden z.B. beim europäischen Plattformanbieter www.surpex.com angeboten.
4. Barter
Die Bezeichnung „Barter“ kommt aus dem englischen und bedeutet übersetzt „Tausch“ oder „Tauschgeschäft“. Der Tauschhandel blühte bereits, bevor das Geld erfunden wurde. Für eine Leistung erhalten die Partner eine Gegenleistung. Das Geschäftsmodell ist ohne Geldfluss. Es gibt zahlreiche Tauschringe wie z.B. den Tauschring Mittelbaden.
5. Crowdfunding/Crowdinvesting
Beim Crowdfunding wird das Potenzial des Schwarms für die Finanzierung von Projekten genutzt. Dieser Markt boomt und es entstehen zahlreiche Plattformen. Start-ups sammeln auf diese Weise gerne Geld ein. Der Geldgeber erhält eine Beteiligung am finanzierten Projekt oder Wertpapieranteile. So sammelte Nepos auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto Kapital ein, um die Serienproduktion von Tablets für ältere Menschen zu starten.
6. Customer Loyality
Hier steht der Kunde im Mittelpunkt und alle Handlungen richten sich danach aus, die Kundentreue und die Kundenbindung zu steigern. Dazu zählen z.B. der Einsatz von Direktmarketing-Maßnahmen (Kommunikation mit dem Kunden), Treue-Clubs oder Kundenkarten. Die Kunden sind vom Produkt so begeistert, dass sie zu Markenbotschaftern werden.
7. Daten
Daten sind das neue Öl. Ihre Analyse und Veredelung bringen neue Erkenntnisse. Wer über Daten verfügt, hat einen Wettbewerbsvorteil. Hier einige Beispiele:
- Wer seine Kunden kennt, kann personalisierte Inhalte produzieren.
- Wer die Customer Journey beherrscht, kann das passende Produkt zum passenden Moment anbieten.
- Oder es können Warenbestände, Preise und Content optimiert werden.
- Mit Machine-Learning-Algorithmen können auf allen Kanälen personalisierte Empfehlungen geliefert werden.
Weitere Beispiele finden Sie hier.
8. Direct Selling
Beim Direct Selling hat der Hersteller direkt Kontakt mit dem Kunden, ohne dass ein Zwischenhändler eingeschaltet ist. Dadurch entfallen Händlermargen. Dieses Geschäftsmodell gehört zu den ältesten Betriebsformen. Das Unternehmen kennt den Kunden und kann sich nach seinen Bedürfnissen orientieren. Bekannte Vertreter dieses Geschäftsmodells sind Vorwerk, Tupperware und Dell.
9. E-Commerce
Dieses Geschäftsmodell basiert auf der elektronischen Abwicklung eines Produktkaufs von der Bestellung bis zur Lieferung. Das bekannteste Beispiel ist das erfolgreiche Unternehmen Amazon, 1994 von Jeff Bezos gegründet. Hier findet man alles und die Produkte können bequem bestellt werden. Auch Flyeralarm, gegründet 2002, gehört zu den Innovatoren dieses Geschäftsmodells. Heute zählt es zu den größten Online-Druckereien Europas.
10. Flatrate
Zu einem Festpreis kann der Kunde für einen bestimmten Zeitraum eine Leistung buchen. Manche Kunden nutzen das Angebot intensiv, manche weniger. Ein bekanntes Beispiel ist die Mitgliedschaft bei einem Fitnessclub. Aber auch bei der marketing-BÖRSE gibt es für einen bestimmten Zeitraum ein Abonnement, um Beiträge zu veröffentlichen, um dadurch mehr Reichweite zu erhalten.
11. Fremium
Der Grundbeitrag ist hier kostenfrei. Werden zusätzliche Leistungen gewünscht, ist ein zusätzlicher Geldbetrag zu bezahlen. Leistungen und Preis zwischen Basis und Premium zu gestalten ist schwierig und muss gut durchdacht sein. Bekannte Beispiele sind hier die Karrierenetzwerke Xing und LinkedIn.
12. Hidden Revenue
Bei diesem Geschäftsmodell wird der Hauptumsatz nicht durch den Verkauf eines Produktes oder Dienstleistung generiert. Der Hauptumsatz kommt über die Vermietung von Werbeflächen. Bereits im 17. Jahrhundert kamen mit der Verbreitung des Buchdrucks die sogenannten Intelligenzblätter auf, die sich von Anzeigenschaltungen finanzierten. Ein prominentes Beispiel für die heutige Nutzung dieses Geschäftsmodells ist Facebook. Die Finanzierung erfolgt über Werbeeinblendungen. Die Mitglieder können kostenfrei Facebook nutzen.
13. Lizenz
Bei diesem Geschäftsmodell werden Nutzungsrechte verkauft. Dies wird gerne im Softwarebereich angewandt. Hier legt der Urheber der Software fest, wie andere Nutzer die Software nutzen dürfen. Sei es durch kopieren, bearbeiten oder verbreiten.
14. Lean-Start-up
Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt dauert es viel Zeit und kostet Geld. Und dann ist noch nicht klar, ob der Markt das Produkt wünscht. Sicherer ist es, in einem iterativen Lernprozess das Produkt mit dem Kunden gemeinsam zu entwickeln. So kann man z.B. schnell mit einer AdWords-Kampagne starten und schauen, wie weit Kaufinteresse besteht. Auch die Gründer von Dropbox begannen mit diesem Modell. In einem kurzen Video stellten sie die Geschäftsidee vor und erhielten 75.000 Vorbestellungen. [3]
15. Mass Customization
Mass Customization bedeutet übersetzt auf Deutsch „kundenindividuelle Massenproduktion“. Florian Nünthel [4] unterscheidet in Soft Customization und in Hard Customization:
Bei der Soft Customization werden die Produkte massenhaft produziert. So fertigt z.B. der eMachineShop Prototypen und Sonderteile. Die zu nutzende CAD-Software steht frei zum Download zur Verfügung. Der Endkunde ist nicht in den Prozess der Herstellung eingebunden.
Bei der Hard Customization hat der Kunde direkt Einfluss auf die Fertigung und die Unternehmen produzieren nach den Wünschen der Kunden. Man findet dieses Modell in vielen Branchen. Schon lange bietet z.B. Dell einen Konfigurator für seine PCs, Workstations und Server an. Bei Weberhaus gibt es einen Hauskonfigurator. Bei Mymüsli kann man eine Müslimischung selbst zusammenstellen, bei Mister Spex gibt es eine vielfältige Brillenauswahl.
16. Orchestrator
Bei diesem Geschäftsmodell konzentrieren sich die Unternehmen auf ihre Kernkompetenz. Alle anderen notwendigen Leistungen erbringen die Partner. Dieses Modell wird gerne im Cloud-Service-Bereich und bei IT-Dienstleistern eingesetzt. Aber auch Fullservice-Agenturen nutzen externes Know-how.
17. Pay per Use
Bei diesem Modell erfolgt die Bezahlung über die gebuchten Leistungen. Es wird nach Menge und Zeit abgerechnet. Dazu zählt z.B. im E-Commerce das Pay-per-Click-Abrechnungsmodell oder auch das Car Sharing. Der Preis ist für den Kunden sehr gut nachvollziehbar. Er bezahlt das, was er bestellt hat und bezahlt die Kilometer, die er das Auto genutzt hat. Die Einheiten können Zeit, Kilometer, Menge oder andere Einheiten sein.
18. Plattformen
Plattformen gehören zu den erfolgreichsten Strategien im digitalen Zeitalter. Auf ihnen tummeln sich unterschiedliche Nutzer, um sich auszutauschen. Suchende werden über Google mit Werbetreibenden verbunden oder auf passende Content-Seiten geleitet. Amazon bietet auf seiner Plattform ein großes Repertoire an und zählt mittlerweile zum größten Onlinehändler. Auf Facebook tauschen sich die Teilnehmer aus. Auf Instagram werden Fotos gepostet. Je mehr Teilnehmer eine solche Plattform nutzen, desto interessanter wird sie. Aber auch auf kleinen Plattformen können sich Communities bilden.
19. Service orientiert
Schon 2013 hat Würth als erster C-Teile-Partner ein optisches Bestellsystem präsentiert. Zum ersten Mal ist es gelungen, auf Behälterebene eine Füllstands-, Zähl- und Bestellinformation der Artikel per integrierte Kamera über RFID-Technologie automatisiert an ein Warenwirtschaftssystem zu überführen. Eine verbrauchergesteuerte Lieferung von Kleinteilen für den Produktionsbedarf war nun just-in-time möglich. Aber auch die C-Teile-Versorgung erfolgt per Echtzeit-Übertragung. [5]
Mit dem Amazon-Dash-Button kann per Knopfdruck eine Nachbestellung geordert werden. Mit der Weiterentwicklung „Amazon Replenishment Service“ können Geräte automatisch Waren nachordern, die dort angemeldet sind, z.B. Patronen für Drucker oder Waschmittel für Waschmaschinen.
https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=201969470
20. Product-as-a-Service
Produkte werden bei diesem System vom Kunden gemietet und es wird ausschließlich die Nutzung berechnet. Beispiele sind Cloud-Services oder neue Joint Ventures, wie z.B. „SHARE NOW“ von BMW und Daimler. So will Ikea als großer Möbelhändler nun auch in die Möbelvermietung eintreten. Ikea-Kunden können dann Betten und Schränke auf Zeit ausleihen. Bei Tchibo Share können Babykleidung und Kindersachen gemietet werden. Der Elektronikhändler Media-Markt vermietet Produkte deutschlandweit in seinen 275 Märkten. Einen Rundum-sorglos-Service bietet Otto Now. Hier können Geschirrspüler, Smartphone oder Fahrräder gemietet werden. Es gibt eine kostenlose Lieferung und Abholung.
21. Peer-to-Peer-Plattformen
Beim Geschäftsmodell Peer to Peer werden Services und Güter zwischen Privatpersonen getauscht. Dies schließt Services und Produkte von Unternehmen aus. Die eine Personengruppe sind die Peer-Provider – sie stellen das Angebot. Auf der anderen Seite befinden sich die Peer-Consumer, die das Angebot nutzen. Bekannte Beispiel sind z.B. Airbnb, eBay oder der Mitfahrdienst BlaBlaCar. [6]
Fazit
Durch die Digitalisierung werden ganze Geschäftsprozesse verändert. Alles geht schneller und in Echtzeit. WhatsApp hat die SMS und die E-Mail den Brief abgelöst. Amazon hat den Buchmarkt digitalisiert und wurde zum größten Einzelhändler. Wir stehen erst am Anfang dieses Prozesses.
Quellen
[1] Oliver Gassmann & Karolin Frankenberger: 55+ Muster erfolgreicher Geschäftsmodelle. – S. 199. IN: Digitale Transformation gestalten (Hrsg. Oliver Gassmann & Philipp Sutter). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. 03/2019
356 Seiten. Hanser Verlag
https://www.hanser-fachbuch.de/buch/Digitale+Transformation+gestalten/9783446458680
[2] Oliver Gassmann, Karolin Frankenberger, Michaela Csik: Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Modell Navigator. - 1. Auflage, 2013, Hanser-Verlag.
https://www.hanser-fachbuch.de/buch/Der+St+Galler+Business+Model+Navigator/9783446455559
[3] Jan Evers: Lean Start-ups starten schneller. – In MittelstandsWiki. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.mittelstandswiki.de/wissen/Gastbeitrag:Gesch%C3%A4ftsmodell_validieren
[4] Florian Nünthel: Mass Customization – Individualisierung von der Stange, 2018. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.webspotting.de/personalisierung/mass-customization-individualisierung-von-der-stange/
[5] Würth Industrie Service GmbH & Co. KG: iBin – Bestände im Blick. Erschienen unter pressebox.de. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.pressebox.de/pressemitteilung/wuerth-industrie-service-gmbh-co-kg/iBin-Bestaende-im-Blick/boxid/573792
[6] Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung: Peer-to-Peer-Geschäftsmodelle. – IZT-Text 3-2016. Abgerufen am 03.09.2019
https://www.izt.de/fileadmin/publikationen/IZT_Text_3-2016_Peer-to-Peer.pdf