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Bauhaus wird 100 Jahre - Eine Erfolgsgeschichte

Bis heute ist das Bauhaus in seiner internationalen Ausprägung der erfolgreichste Exportartikel von Kultur aus Deutschland im 20. Jahrhundert.
Gabriele Braun | 07.11.2018
Dessau - Roßlau Bauhausgebäude (1925 – 26), Architekt Walter Gropius © Tillmann Franzen, tillmannfranzen.com. VG Bild - Kunst, Bonn 2018
 

Nächstes Jahr ist Bauhaus-Jahr. In Weimar, Dessau und Berlin wird gefeiert: 100 Jahre Bauhaus. Zentral für die Wirksamkeit des Bauhauses war sein globaler Anspruch, die Welt neu zu denken. Bis heute ist das Bauhaus in seiner internationalen Ausprägung der wirkungsvollste und erfolgreichste Exportartikel von Kultur und Kunst aus Deutschland im 20. Jahrhundert. Das wunderbare Design der Architektur, der Inneneinrichtung und der Schriften zeigen noch heute Auswirkungen auf das Marketing.

Walter Gropius hat 1919 in Weimar eine staatliche Kunstschule eröffnet, die zu den einflussreichsten Stilrichtungen Deutschlands gehört. Das Schulgebäude ist heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und vereint Kunst mit Handwerk. Die Avantgarde der klassischen Moderne traf sich dort: u.a. Lyonel Feininger, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Gerhard Marcks und Oskar Schlemmer.


Von Weimar über Dessau und Berlin


In Weimar 1919 gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, wirkt das Bauhaus mit seinen innovativen Ansätzen bis in unsere Gegenwart fort.

Während der Weimarer Republik galten Anhänger der Kunstschule als „links“ und „internationalistisch“. Rechte Parteien lehnten das Bauhaus ab. Nach Etatkürzungen um 50 Prozent erfolgte 1925 der Umzug nach Dessau. Ludwig Mies van der Rohe leitete ab 1930 das Bauhaus, bevor die NSDAP 1931 die Gemeindewahl in Dessau gewann und über die Schließung verfügte. Van der Rohe versuchte, das Bauhaus als private Einrichtung durch den Umzug nach Berlin zu retten. Doch durch die zahlreichen Repressalien der Nationalisten musste das Institut 1933 schließen.


Wirkung und Nachspiel


Die Ideen des Bauhauses auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst, der Gestaltung, der Architektur und Pädagogik verbreiteten sich mit den auswandernden Bauhäuslern weltweit, so u.a. in den Vereinigten Staaten, in der Sowjetunion, in Israel und der Schweiz, in Japan und Mexiko.

Emigrierte jüdische Bauhaus-Architekten bauten in Tel Aviv um die 4000 Gebäude. 2003 erhielt diese „Weiße Stadt“ den Status „Unesco-Weltkulturerbe“.

Einige Bauhäusler emigrierten in die USA. Einer von ihnen war László Moholy-Nagy, der seit 1937 das Konzept des Bauhauses in Chicago weiterführte, das heutige Institut of Design (IIT).

1953 wurde in Ulm die Hochschule für Gestaltung (HfG Ulm) gegründet. 1968 wurden Zuschüsse gestrichen und die Hochschule stellte den Betrieb ein.

Merkmale der Stilrichtung


Die Kunstrichtung stand für Funktionalismus und neue Sachlichkeit: formschön, praktisch und ohne Schnörkel. Wer klare Linien liebt, der liebt auch diesen Stil. Die Gebäude sind meist kubischer Form mit einem Flachdach. Die Stützen des Gebäudes sind innen, sodass an den Fronten mit mehr Glas, dem sogenannten „Glasvorhang“, gebaut werden kann. Fenster werden um die Ecke gebaut. Die typischen Bauhausfarben waren neben Weiß und Schwarz die Farben Rot, Blau und Gelb. Kandinsky und Klee benutzten gerne diese intensiven Farben für Innenräume. Möbel weisen meist eine geometrische Form aus und wurden z.B. aus Quadraten und Dreiecken entwickelt. Viele neue Materialien kommen zum Einsatz, beispielsweise Stühle mit geschwungenem Stahlrohr sowie Chrom und Aluminium bei Lampen.

Industriearchitektur und Repräsentation


Mit der aufkommenden Industrialisierung galten für die neuen Produktionsstätten neue Anforderungen. Heiz-, Gas-, Kraftwerke und Fabriken brauchten Gebäude für die Förderung, Herstellung, Verwaltung und Lagerung. Anfangs orientierte man sich an bestehenden Bauwerken für Schlösser und Kirchen. Mit der Zeit änderte sich allerdings das Repräsentationsbedürfnis der Unternehmen und die Gebäude orientierten sich an den Fertigungs- und Arbeitsabläufen. Für die Industriearchitektur war der neue Bauhausstil eine inspirierende Quelle. Neuartige Baumaterialen wie Stahlbeton und großzügige Glasflächen brachten zahlreiche neue Möglichkeiten.


AEG-Werke in Berlin


Verantwortlich für den Gebäudeentwurf und die -planung sowie für den unternehmerischen Gesamtauftritt der AEG und das Design der Produkte war der Architekt Peter Behrens. Seit 1956 steht die AEG-Turbinenhalle unter Denkmalschutz. Sie ist ein typischer Vertreter des Funktionalismus und mit ihrer klaren Linienführung, der verglasten Straßenfront und der Skelettbauweise ein Musterwerk des Bauhausstils

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AEG-Turbinenhalle, Architektur: Peter Behrens, 1908–09 © LDA-Archiv, Bittner 2004

Fagus-Werk in Alfed


1911 wurde dieser Industriebau vom Architekten und Gründer des Bauhauses Walter Gropius erbaut. Der Bau gilt weltweit als der Urspungsbau der Moderne. Das Gebäude, ebenfalls Unesco-Weltkulturerbe, dient seit mehr als 100 Jahren als Produktionsstätte.

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Unesco-Welterbe Fagus-Werk (1911, Architekt Walter Gropius © Tillmann Franzen, tillmann-
franzen.com. VG Bild-Kunst, Bonn 2018


Designklassiker


Viele Bauhausprodukte sind heute Designklassiker, wie zum Beispiel die Wagenfeld-Lampe, der Freischwinger-Stuhl oder der Stuhl Barcelona von Mies van der Rohe. Er ist bis heute bei Knoll in Produktion und wurde 1929 für den Pavillon des Deutschen Reiches auf der Exposicio International de Barcelona entworfen. Eine große Auswahl der Freischwinger gibt es heute bei Thonet. Die Bauhaus-Leuchte wird mittlerweile in großer Stückzahl von Tecnolumen aus Bremen hergestellt. Unternehmen schmücken ihre Büroräume gerne mit diesen Klassikern.

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Wagenfeld-Lampe © bauhaus-archiv berlin

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Die Thonet-Stahlrohrmöbel - eine Erfindung aus der Bauhaus-Epoche © Thonet GmbH

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Barcelona Chair © Knoll, Inc.

Schriften - abcdefghijklmnopqrstuvwxyz


Unvollendete typografische Skizzen und Brieffragmente wurden im Bauhaus Dessau entdeckt und weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Bauhaus Dessau und dem weltbekannten Typografen Erik Spiekermann hat Adobe das Projekt gestartet. Fünf neue Schriften wurden nun veröffentlicht. Sie basieren auf dem Bauhaus-Design von Xanti Schawinsky, Joost Schmidt, Carl Marx, Alfred Arndt und Reinhold Rossig. Gestaltet wurden die neuen Schriften von Luca Pellegrini, Flavia Zimbardi, Hidetaka Yamasaki, Celine Hurka und Elia Preuss. Mit der Hidden Treasures Initiative würdigt Adobe das Erbe des Bauhaus und das bevorstehende 100-jährige Jubiläum im nächsten Jahr.
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Verborgene Bauhaus-Schriften zum Leben erweckt © Adobe Systems GmbH

Briefmarken


Auf einem Brief darf eine Briefmarke nicht fehlen. Doch welche Briefmarke passt zu meinem Unternehmen und zum Inhalt des Briefes? Soll das Motiv ein Schloss, eine Blume oder ein Bauhaus-Design zeigen?
Das Bauhaus-Jubiläum wird auch bei der Deutschen Post gewürdigt – 2019 gibt es Sondermarken zur Serie „Design aus Deutschland“. Heute kann man schon die 1,60 Euro Briefmarke zu Bauhaus Dessau im 10er-Bogen erwerben.
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Bauhaus Dessau, Briefmarke zu 1,60 €, 10er-Bogen © Deutsche Post AG

Fotografie


Bilder sagen mehr als 1000 Worte und ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Das Bauhaus spielte nicht nur eine Schlüsselrolle in der Design- und Kunstgeschichte, sondern auch für die Fotografie des 20. Jahrhunderts. Vom 7. Dezember 2018 bis 10. März 2019 bringt die Ausstellung „Bauhaus und die Fotografie – Zum Neuen Sehen in der Gegenwartskunst“ im NRW-Forum Düsseldorf Fotografien des Neuen Sehens in einen Dialog mit zeitgenössischen Künstlern. Die Ausstellung ist Teil des Jubiläumsprogramms „100 Jahre bauhaus“. Die Bauhäusler Laszlo Moholy-Nagy, Erich Consemüller, Walter Peterhans, Marianne Brandt und Lucia Moholy werden vorgestellt. Historischer Bezugspunkt der Ausstellung ist die Werkbundausstellung „Film und Foto“, die 1929/30 unter anderem in Stuttgart, Berlin und Zürich zu sehen war. Der für seine experimentellen Fotoarbeiten bekannte Bauhaus-Künstler Moholoy-Nagy kuratierte damals jeweils einen Raum zur Geschichte und zur Zukunft der Fotografie und untersuchte das Neue Sehen in der Fotografie. Sein „Manifest“ wird mit über 300 Exponaten virtuell rekonstruiert.

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László Moholy-Nagy, Blick vom Berliner Funkturm, 1928 Stiftung Bauhaus Dessau, Dauerleihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung © VG BILD-KUNST Bonn, 2012, Reprofotografie: Daniel Niggemann


Ausstellungen zum Jubiläum


Vom 16. bis 24. Januar 2019 findet das Eröffnungsfestival 100 jahre bauhaus in Berlin
statt. Es bildet den Auftakt der bundesweiten Feierlichkeiten zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses

www.bauhaus100.de
www.bauhaus100-im-westen.de
#bauhaus100
#bauhauswow


Quellen:



100 Jahre Bauhaus – Bauhaus Kooperation Berlin Dessau Weimar gGmbH, abgerufen am 06.11.2018
https://www.bauhaus100.de

Adobe: Verborgene Schriften zum Leben erweckt. – In: marketing-BÖRSE GmbH, abgerufen am 06.11.2018 https://www.marketing-boerse.de/News/details/1824-Verborgene-Bauhaus-Schriften-zum-Leben-erweckt/146355

Bauhaus - Pressearchiv
https://www.bauhaus.de/de/presse/archiv

Bauhaus. – In: Wikipedia, abgerufen am 06.11.2018
https://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus

Conzen Ina & Staatsgalerie Stuttgart (Hrsg.): Oskar Schlemmer: Visionen einer neuen Welt. - Katalog zur großen Landesausstellung 14‘, Hirmer Verlag GmbH, 2014.

Institut of Design – In: Wikipedia, abgerufen am 06.11.2018
https://de.wikipedia.org/wiki/Illinois_Institute_of_Technology#Institute_of_Design

Weiße Stadt – Der Schatz von Tel Aviv. In: Zeitmagazin, abgerufen am 06.11.2018
https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/15/weisse-stadt-tel-aviv-bauhaus