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Web Push Notifications: Ein neuer Kommunikationskanal

Der neue Internet-Standard erlaubt es Marketern, Interessenten und Kunden Nachrichten zuzustellen, während der Web-Browser geöffnet ist.
Martin Aschoff | 04.10.2016

App Push Notifications haben den Nachteil, dass sie nur mit der dazu passenden App funktionieren. Hat ein potenzieller Empfänger diese App nicht installiert oder benutzt er kein Smartphone oder Tablet, so ist er per App Push Notification nicht erreichbar.

Aufgrund dieser Limitierungen hat das W3C (das internationale Standardisierungs-Gremium für Web-Technologien) eine neue Kommunikationsform namens "Web Push Notifications" entwickelt und standardisiert. Diese Push-Nachrichten werden nicht an Apps, sondern an Web-Browser zugestellt. Und die gute Nachricht ist, dass alle führenden Browser-Hersteller diesen neuen Standard bereits jetzt unterstützen oder dies in Kürze tun werden.


Push-Nachrichten im Browser


Mit Web Push Notifications steht allen Online-Marketern ein völlig neuer Push-Kanal im Internet zur Verfügung, der es ihnen erlaubt, Interessenten und Kunden Nachrichten zuzustellen, während der Web-Browser geöffnet ist. Die Browser-Nutzer müssen zum Zeitpunkt der Nachrichten-Zustellung nicht einmal auf der Website des Absenders surfen, sondern können sich auf einer beliebigen Website befinden. Ist der Web-Browser zum Zeitpunkt einer Nachrichten-Zustellung geschlossen, so wird die Nachricht beim nächsten Öffnen des Browsers angezeigt, sofern das - optional wählbare - Verfallsdatum der Nachricht noch nicht überschritten ist.

Die Push-Nachrichten werden vom Web-Browser in einem kleinen Overlay-Fenster in Form einer Überschrift und eines Fließtextes angezeigt. Überschrift und Fließtext können mehrzeilig sein, jedoch werden nur Texte bis etwa 200 bis 250 Zeichen komplett angezeigt. Zusätzlich kann neben dem Nachrichtentext ein kleines Bild, beispielsweise ein Icon oder Logo, angezeigt werden. Dieses wird vom Browser automatisch auf eine Größe von etwa 80x80 Bildpunkten verkleinert. Die genauen Maße können von Browser zu Browser unterschiedlich sein.

Jede Push-Nachricht lässt sich mit einem Link hinterlegen, der aufgerufen wird, sobald der Nutzer in das Fenster mit der Nachricht klickt. Auf diese Weise lässt sich eine Push-Nachricht als Handlungsaufforderung formulieren, die direkt zu der passenden Landing Page auf der Website des Absenders führt.


Kein Spamming möglich

Da Web Push Notifications technisch außerhalb der im Browser aufgerufenen Websites laufen, sind sie von Adblockern nicht erreichbar und lassen sich somit durch diese Tools nicht unterdrücken. Dies ist allerdings auch gar nicht erforderlich, denn der Standard für Web Push Notifications ist so definiert (und in den Browsern umgesetzt), dass sich Push-Nachrichten nur per Opt-in-Verfahren zustellen lassen, um Spamming von vornherein zu vermeiden.

Damit ein Versender Push-Nachrichten zustellen kann, muss der Nutzer auf der Website des Versenders vorher explizit per Klick bestätigen, dass er diese Nachrichten erhalten möchte. Zusätzlich ist in jeder zugestellten Push-Nachricht automatisch eine Abmeldemöglichkeit per Klick integriert. Dadurch ist die unerwünschte Zustellung von Push-Nachrichten ausgeschlossen, und somit ist auch sichergestellt, dass dieser Push-Kanal nicht von unerwünschten Werbebotschaften verstopft werden kann.

Die Web-Browser Google Chrome und Mozilla Firefox unterstützen bereits seit einigen Monaten Web Push Notifications, und Anfang August hat Microsoft bekanntgegeben, dass der Edge-Browser unter Windows 10 in Kürze ebenfalls Web Push Notifications anzeigen wird (der Internet Explorer allerdings nicht).

Nur Apple hat (natürlich) einen Sonderweg beschritten. So unterstützt Apple den W3C-Standard nicht direkt, bietet aber einen alternativen Weg für die Umsetzung an. Die Anmeldung zu Push-Nachrichten erfolgt zwar über den Safari-Browser, aber die Nachrichten selbst werden nicht an den Browser, sondern an das Betriebssystem (Mac OS X) zugestellt. Dies hat den Vorteil hat, dass die Nachrichten auch bei geschlossenem Browser angezeigt werden. Als Nachteil muss jedes in Push-Nachrichten verwendete Icon vorab bei Apple hochgeladen werden (vermutlich, damit Apple das Bild inhaltlich überprüfen kann), denn die Icons in Push-Nachrichten lassen sich nicht extern referenzieren.


Zeit für den Einstieg

Mit einem geeigneten Dienstleister ist es für Online-Marketer sehr einfach, Web Push Notifications zu nutzen: Es müssen lediglich wenige Zeilen HTML-Code auf der Webseite eingebunden werden, die das Abonnement von Push-Nachrichten anbieten soll, und zusätzlich müssen zwei bis drei Dateien auf den Webserver kopiert werden. Eine Änderung am bestehenden Code der eigenen Website ist dagegen nicht erforderlich.

Damit steht einer schnellen Umsetzung von Web Push Notifications nichts mehr im Wege. Der Einstieg zu diesem frühen Zeitpunkt ist für alle Versender ratsam. Die Early Adopters werden belohnt, weil erst wenige diesen neuen Push-Kanal nutzen und die Neugier und das Interesse der Empfänger entsprechend hoch ist. Diese erhöhte Aufmerksamkeit sollte auch helfen, zügig einen Push-Verteiler mit angemessener Reichweite aufbauen zu können.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass beim Thema Web Push Notifications alle großen Browser- und Betriebssystemhersteller an Bord sind und damit im Zuge der Ausmusterung des Internet Explorers zugunsten moderner Browser einer nahezu kompletten Marktabdeckung nichts mehr im Wege steht. Also beste Voraussetzungen für diesen neuen Kommunikationskanal!

Img of Martin Aschoff

Martin Aschoff ist im Vorstand der von ihm 1999 gegründeten AGNITAS AG und Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel zum Thema E-Mail-Marketing.