Wake up call Bu-SINN-ess
Es ist Freitag. Lena wartet auf den Bus, um wie jeden Morgen zur Arbeit zu fahren. Ihr macht ihr Job eigentlich keinen großen Spaß – aber sie sagt sich, dass sie halt Geld verdienen muss und man sich die Arbeit ja auch nicht immer aussuchen kann… Ihr Arbeitgeber investiert im Moment in seine Mitarbeiter. Er möchte, dass seine Führungscrew mehr Motivation und Engagement entwickelt. Einzelcoaching steht auf dem Plan. Heute darf Lena „zu diesem Coach, der über Sinn spricht“. Die erste Frage, die ihr der Coach stellt, ist, was sie jeden Tag antreibe, zur Arbeit zu gehen. „Natürlich muss ich Geld verdienen“, sagt sie nach längerem Überlegen. Gefolgt von „…aber natürlich mag ich es auch, mit meinen Kollegen zu arbeiten.“ Der Coach beobachtet genau, wie sie das sagt und fragt nach: „Sie mögen also Ihre Arbeit?“. „Ja, so ziemlich“, schmunzelt sie. „Nehmen wir an“, fährt der Coach fort, „Sie gewinnen im Lotto fünf Millionen Euro. Wahrscheinlich gehen sie zuerst auf Reisen, um die schönsten Plätze dieser Erde zu erleben. Irgendwann wird es Ihnen reichen und Sie kommen zurück, kaufen sich eine große Villa und stellen Angestellte für Haus und Garten ein. Eines Tages stehen Sie nach dem Frühstücksbuffet auf der Veranda, schauen auf Ihr Anwesen und trinken noch eine Tasse Tee. Und jetzt die entscheidende Frage: Was tun Sie an diesem und an den weiteren Tagen? Kommen Sie wieder in dieses Unternehmen, um zu arbeiten?“ Stille im Raum. Lena schaut den Coach lange nachdenklich an. „Ich weiß nicht genau, was ich machen würde. Aber ich würde ganz sicher nicht mehr hier arbeiten. Ich würde etwas machen, das mir Spaß macht.“ „Was würde Ihnen denn Spaß machen?“, fragt der Coach nach. „Ich weiß es nicht. Ist das nicht schlimm? Aber ich weiß es wirklich nicht“, antwortet Lena.
Herr Dudas, Sie sind Business-Experte für Sinngebung. Ist es – wie diese Geschichte vermuten lässt – wirklich so schlimm mit unser aller Motivation? Erleben tatsächlich so wenige Menschen eine Sinnerfüllung in dem, was sie täglich tun? Wie sinnhaltig oder sinnbasiert ist die Führung in den Unternehmen?
Stefan Dudas: „Diese Geschichte beruht auf vielen erlebten Coachings und ist leider absolut „normal“. Unternehmen pflastern Mitarbeiter und Führungskräfte, mitunter sogar Kunden, mit Leitbildern, Managementgrundsätzen, Visionen und Werten zu – ohne zu hinterfragen, ob sie selbst wissen, welche persönlichen Werte, welche eigenen Antriebs- und Motivations-Mechanismen sie haben. Schließlich muss man Mitarbeiter motivieren. Mit Geld, Titeln, Autos, Fruchtkörben oder „Freiraum“. Wobei sich der Freiraum dann im engsten Korsett der ISO-Norm-Prozesse bewegt. Da ist jede Entscheidung durch verlässliche Prozessdefinitionen und Einzelpositionen abgesichert. Im Privatleben aber organisiert der Mitarbeiter für seinen Verein selbständig Großevents inklusive der Akquisition von Sponsoren, den Verhandlungen mit Lieferanten sowie der Werbung und PR. Im Unternehmen muss er dank vordefinierter Abläufe seine Visitenkarten von zwei verschiedenen Stellen und vier Personen absegnen und freigeben lassen.“
Business braucht Ihrer Meinung nach also mehr Sinn?
Stefan Dudas: „Absolut! Statt jedem neuen Mitarbeiter ein 100seitiges „Unternehmens- und Mitarbeiterhandbuch“ auf den Rücken zu binden, sollten wir anfangen, über Sinn zu sprechen. Ein echtes Interesse entwickeln, wie Menschen „funktionieren“, was sie wirklich antreibt und sie erfüllt. Ich selber als Coach kann diese Luftblasen-Leitbilder nicht mehr sehen, auf denen hochprofessionelle und revolutionäre Aussagen stehen wie: „Wir wollen glückliche Kunden“ und „Unsere Mitarbeiter stehen für uns im Mittelpunkt“. Dann stehen noch fünf wichtige (und vor allem wohlklingende) Werte dabei, an die sich kaum ein Mitarbeiter erinnert – geschweige denn, deren Bedeutungen er erklären kann.“
Aber wollen Menschen sich überhaupt mit dem Thema Sinn auseinandersetzen?
Stefan Dudas: „Heute mehr denn je! Menschen lechzen nach Sinn. Und Mitarbeiter sind Menschen. Aber auch Führungskräfte und Unternehmer sind Menschen. Warum versuchen wir denn immer noch Menschen mit aktivem Zuhören (das einen wahnsinnig macht…), professioneller Lob-, Feedback- und Kritik-Kultur oder einem von der coolen Google-Firma ausgeliehenen Pingpong-Tisch zu motivieren?“
Aber wie bringt man denn mehr Sinn ins Unternehmen und schafft damit mehr Sinn für jeden Menschen, der darin arbeitet?
Stefan Dudas: „Indem man darüber spricht. Indem man aufhört, Jahresendgespräche per Kreuzchentest und banalster Ziel-Motivation zu führen. Bei diesen gestellten Gesprächen, in denen meist alle friedlich und höflich (friedhöflich) zueinander sind, wird keine wirkliche Motivation erzeugt. Von einigen großen Unternehmen und Marken wissen wir, wie diese „denken“. Welcher Sinn dahintersteckt. Was die Menschen, die darin arbeiten, wirklich antreibt. Diese Unternehmen wirken magnetisch auf Menschen, die das Gleiche denken, die den gleichen Sinn darin erkennen und die das Gleiche antreibt. Diese Mitarbeiter werden dann zum wirklichen Teil dieses Unternehmens oder – als Kunde – zum Fan.“
Bei den großen Marken mag das ja funktionieren, aber wie sollen kleine und mittelständische Unternehmen so etwas bewirken?
Stefan Dudas: „Zuallererst muss sich der Unternehmer oft selbst erst einmal wieder bewusst werden „Warum haben ich vor vielen Jahren das Unternehmen gegründet?“ Wenn er für sich die Frage „Was hat mich damals wirklich angetrieben?“ beantworten kann, fällt es ihm sicher nicht schwer, diesen Sinn zu kommunizieren. Das wäre schon mal ein sehr guter Anfang. Dann stellt sich natürlich die Frage „Was treibt die Mitarbeiter wirklich an?“ Jeden einzelnen. Das können schließlich sehr unterschiedliche Dinge sein. Auch wenn Unternehmen das oftmals glauben… nein, das kann man nicht mit einem einzigen zwei Stunden Workshop abhandeln, da die meisten Menschen noch nie über ihre eigenen Werte, ihren eigenen Antrieb nachgedacht haben. Ja, Persönlichkeitsbildung für Mitarbeiter ist wichtig – und deshalb (auch) Sache des Unternehmens. Weil Mitarbeiter, die „es“ nur für Geld tun, das Unternehmen nicht substanziell weiterbringen werden – und dem Unternehmen eigentlich mehr schaden als helfen. Diese Entwicklung ist ein Prozess – aber im Vergleich zu einer ISO-Norm ein individueller Prozess, der wirkliche, echte Motivation erzeugt und Sinn bewusst und klar macht.“
„Wie haben Sie unsere erste Coaching-Einheit empfunden? Was nehmen Sie mit?“, fragt der Coach. Lena antwortet sehr nachdenklich, aber merklich motiviert: „Eigentlich unglaublich, dass man sich im ganzen Berufsleben solche Fragen über Sinn und Wert(e) niemals stellt. Ich komme mir vor wie jemand, der vor sein eigenes Leben gestellt wird und es analysieren darf. Und zudem ist es ein Thema, das nicht nur das Business, sondern mein gesamtes Leben betrifft. Das war eine echt verändernde Stunde!“ Dann fügte sie lachend hinzu: „Und es macht alles absolut Sinn“.
Herr Dudas, Sie sind Business-Experte für Sinngebung. Ist es – wie diese Geschichte vermuten lässt – wirklich so schlimm mit unser aller Motivation? Erleben tatsächlich so wenige Menschen eine Sinnerfüllung in dem, was sie täglich tun? Wie sinnhaltig oder sinnbasiert ist die Führung in den Unternehmen?
Stefan Dudas: „Diese Geschichte beruht auf vielen erlebten Coachings und ist leider absolut „normal“. Unternehmen pflastern Mitarbeiter und Führungskräfte, mitunter sogar Kunden, mit Leitbildern, Managementgrundsätzen, Visionen und Werten zu – ohne zu hinterfragen, ob sie selbst wissen, welche persönlichen Werte, welche eigenen Antriebs- und Motivations-Mechanismen sie haben. Schließlich muss man Mitarbeiter motivieren. Mit Geld, Titeln, Autos, Fruchtkörben oder „Freiraum“. Wobei sich der Freiraum dann im engsten Korsett der ISO-Norm-Prozesse bewegt. Da ist jede Entscheidung durch verlässliche Prozessdefinitionen und Einzelpositionen abgesichert. Im Privatleben aber organisiert der Mitarbeiter für seinen Verein selbständig Großevents inklusive der Akquisition von Sponsoren, den Verhandlungen mit Lieferanten sowie der Werbung und PR. Im Unternehmen muss er dank vordefinierter Abläufe seine Visitenkarten von zwei verschiedenen Stellen und vier Personen absegnen und freigeben lassen.“
Business braucht Ihrer Meinung nach also mehr Sinn?
Stefan Dudas: „Absolut! Statt jedem neuen Mitarbeiter ein 100seitiges „Unternehmens- und Mitarbeiterhandbuch“ auf den Rücken zu binden, sollten wir anfangen, über Sinn zu sprechen. Ein echtes Interesse entwickeln, wie Menschen „funktionieren“, was sie wirklich antreibt und sie erfüllt. Ich selber als Coach kann diese Luftblasen-Leitbilder nicht mehr sehen, auf denen hochprofessionelle und revolutionäre Aussagen stehen wie: „Wir wollen glückliche Kunden“ und „Unsere Mitarbeiter stehen für uns im Mittelpunkt“. Dann stehen noch fünf wichtige (und vor allem wohlklingende) Werte dabei, an die sich kaum ein Mitarbeiter erinnert – geschweige denn, deren Bedeutungen er erklären kann.“
Aber wollen Menschen sich überhaupt mit dem Thema Sinn auseinandersetzen?
Stefan Dudas: „Heute mehr denn je! Menschen lechzen nach Sinn. Und Mitarbeiter sind Menschen. Aber auch Führungskräfte und Unternehmer sind Menschen. Warum versuchen wir denn immer noch Menschen mit aktivem Zuhören (das einen wahnsinnig macht…), professioneller Lob-, Feedback- und Kritik-Kultur oder einem von der coolen Google-Firma ausgeliehenen Pingpong-Tisch zu motivieren?“
Aber wie bringt man denn mehr Sinn ins Unternehmen und schafft damit mehr Sinn für jeden Menschen, der darin arbeitet?
Stefan Dudas: „Indem man darüber spricht. Indem man aufhört, Jahresendgespräche per Kreuzchentest und banalster Ziel-Motivation zu führen. Bei diesen gestellten Gesprächen, in denen meist alle friedlich und höflich (friedhöflich) zueinander sind, wird keine wirkliche Motivation erzeugt. Von einigen großen Unternehmen und Marken wissen wir, wie diese „denken“. Welcher Sinn dahintersteckt. Was die Menschen, die darin arbeiten, wirklich antreibt. Diese Unternehmen wirken magnetisch auf Menschen, die das Gleiche denken, die den gleichen Sinn darin erkennen und die das Gleiche antreibt. Diese Mitarbeiter werden dann zum wirklichen Teil dieses Unternehmens oder – als Kunde – zum Fan.“
Bei den großen Marken mag das ja funktionieren, aber wie sollen kleine und mittelständische Unternehmen so etwas bewirken?
Stefan Dudas: „Zuallererst muss sich der Unternehmer oft selbst erst einmal wieder bewusst werden „Warum haben ich vor vielen Jahren das Unternehmen gegründet?“ Wenn er für sich die Frage „Was hat mich damals wirklich angetrieben?“ beantworten kann, fällt es ihm sicher nicht schwer, diesen Sinn zu kommunizieren. Das wäre schon mal ein sehr guter Anfang. Dann stellt sich natürlich die Frage „Was treibt die Mitarbeiter wirklich an?“ Jeden einzelnen. Das können schließlich sehr unterschiedliche Dinge sein. Auch wenn Unternehmen das oftmals glauben… nein, das kann man nicht mit einem einzigen zwei Stunden Workshop abhandeln, da die meisten Menschen noch nie über ihre eigenen Werte, ihren eigenen Antrieb nachgedacht haben. Ja, Persönlichkeitsbildung für Mitarbeiter ist wichtig – und deshalb (auch) Sache des Unternehmens. Weil Mitarbeiter, die „es“ nur für Geld tun, das Unternehmen nicht substanziell weiterbringen werden – und dem Unternehmen eigentlich mehr schaden als helfen. Diese Entwicklung ist ein Prozess – aber im Vergleich zu einer ISO-Norm ein individueller Prozess, der wirkliche, echte Motivation erzeugt und Sinn bewusst und klar macht.“
„Wie haben Sie unsere erste Coaching-Einheit empfunden? Was nehmen Sie mit?“, fragt der Coach. Lena antwortet sehr nachdenklich, aber merklich motiviert: „Eigentlich unglaublich, dass man sich im ganzen Berufsleben solche Fragen über Sinn und Wert(e) niemals stellt. Ich komme mir vor wie jemand, der vor sein eigenes Leben gestellt wird und es analysieren darf. Und zudem ist es ein Thema, das nicht nur das Business, sondern mein gesamtes Leben betrifft. Das war eine echt verändernde Stunde!“ Dann fügte sie lachend hinzu: „Und es macht alles absolut Sinn“.