Karriere mit links
Flink wandert Anja Sorgatz linke Hand über die Tastatur. Mit einem Headset sitzt sie vor dem Computer und begrüßt freundlich die nächste Anruferin. Die 24-Jährige ist eine von 500 Mitarbeitern im Call-Center DV-Com in Striesen. Das Unternehmen betreut Hotlines für andere Firmen. Heute nimmt Anja Sorgatz die Bestellungen für einen Versandhandel entgegen. Bis zu 25 Stück pro Stunde tippt sie in das System ein. Was die Menschen am anderen Ende der Leitung nicht wissen: Anja Sorgatz’ rechter Arm fehlt. Seit sie 18 ist, lebt sie ohne ihn. In dem Callcenter ist sie eine von 25 Mitarbeitern mit körperlichen Einschränkungen wie Lähmungen, Rheuma oder Epilepsie.
Eine seltene angeborene Krankheit, die zu Fehlbildungen in den Blutgefäßen führt, war der Auslöser. „Damals wollte ich Erzieherin werden und hatte schon einen Ausbildungsplatz sicher“, sagt sie. Aber dann kam alles anders: Ihre Hand entzündete sich und musste in einer Not-Operation amputiert werden – für die Realschulabsolventin ein böses Erwachen aus der Narkose: „Ich hatte irgendwie schon so eine Vorahnung, dass die Ärzte die Hand nicht retten können.“
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