Ethisches Missverständnis: Wir sind eine Wertegesellschaft.
Wir rufen nach Werten. Der ehrbare Kaufmann soll wieder regieren. Werte sollen endlich wieder unser Handeln bestimmen, denn nicht wenige Menschen vermissen in unserer Gesellschaft eine Orientierung an Werten. Das sind Forderungen, die in den letzten Jahren immer wieder laut wurden. Dabei haben wir Werte in Hülle und Fülle. Wir ersticken geradezu an Werten.
Mit Werten ist das so eine Sache. Auch die Mafia oder die Camorra haben Werte. Nur sind das nicht gerade die Werte, die wir für wertvoll halten.
Was also sind Werte? Werte sind das, was wir uns wünschen, wonach wir streben. Werte sind also das Wünschbare. Werte finden wir immer im Handeln der Menschen, nicht in ihren Worten. Werte werden durch unsere Taten repräsentiert. Schaue ich mir an, was jemand tut, dann kann ich den dahinter liegenden Wert entdecken. Kinder sind da oft etwas schlauer als wir; sie hören auf die Taten ihrer Eltern, nicht auf ihre Worte. Wenn ein Vater seinen ältesten Sohn mit einigen Kopfnüssen darauf hinweist, dass er seinen kleineren Bruder nicht verprügeln darf, dann lernt das Kind, dass man es doch tun darf, denn der Vater beweist es ihm gerade durch seine Taten, obwohl die Worte das Gegenteil aussagen.
In Unternehmen ist das nicht anders. Mitarbeiter schauen sich immer an, welche Werte Entscheidungen begleiten. Die Leitlinien des Unternehmens spielen dabei überhaupt keine Rolle. Mitarbeiter lesen zwar die ethischen Leitlinien; sie glauben jedoch nur die Werte, die den Taten zu Grunde liegen. Und wenn jemand zum Beispiel entlassen wird, was durchaus auch ethisch erlaubt sein kann, dann fragen sie sich, wie jemand entlassen wurde und warum jemand entlassen wurde. Im ‚wie’ und im ‚was‘ entdecken sie dann die tatsächlich gelebten Werte. Und wenn diese nicht deckungsgleich sind mit den in Leitlinien formulierten Werten, dann verlieren Führungskräfte ihre Glaubwürdigkeit.
So dürfen wir uns fragen, welche Werte die Welt der Erwachsenen bestimmen, welche Werte in unserer Gesellschaft tatsächlich gelebt werden. Im Grundgesetz, in unserer Präambel steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt“. Wir haben also einen Staatsauftrag, die Würde eines jeden zu schützen. Aber tun wir das auch? Dazu müssen wir uns fragen, was Würde eigentlich ist. I. Kant hat diese Frage in seinem zweiten kategorischen Imperativ aus der Kritik der praktischen Vernunft beantwortet: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Das ist Würde. Sobald ich einen Mitarbeiter jedoch nur als Mittel zum Zweck betrachte, und nicht mehr als Ziel meines Handelns erlebe, entwürdige ich ihn. So erscheint mir oft der tatsächlich gelebte Wert in unserem Grundgesetz zu lauten: „Wohlerworbene Besitzstände sind unantastbar; sie zu achten und zu schützen ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt.“
Wenn wir nach den tatsächlich gelebten Werten in Unternehmen, in unserer Gesellschaft forschen, dann sollten wir uns fragen, wann wir respektvoll mit einem Menschen umgehen. Wann achten wir einen Mitarbeiter? Die Antwort auf diese Frage hilft uns, die tatsächlich handlungsleitenden Werte zu bestimmen.
In aller Regel erzeugen vier Werte Achtung in unserer Gesellschaft. Wir achten einem Menschen dann, wenn er besonders erfolgreich ist, viele Kunden überzeugt, sozusagen mit Fortune die die Kundengefilde huscht. Wir gehen besonders respektvoll mit jemandem um, der Kariere macht, sehr viele Mitarbeiter führt, in der Karriereleiter ungebremst nach vorn stößt. Das bedeutet, wir achten einen Menschen, der Macht besitzt. Dann schätzen wir besonders die Leistungsträger. Ohne sie geht nichts. Sie überflügeln mit ihrem Können alle anderen. Wir achten also Leistung. Und zum Schluss mögen wir noch diejenigen, die sehr viel Geld verdienen, aus einem ‚guten Stall‘ kommen, also reich sind. Damit sind Erfolg, Reichtum, Macht und Leistung die höchsten Werte in unserer Gesellschaft. Denn sie erzeugen Respekt. Und Respekt meint, wir achten etwas. In diesem Fall diese vier Werte. Dass diese Werte so hoch geschätzt werden, merken wir auch an ihrem Gegenteil. Leistungsschwache Mitarbeiter, ohnmächtige Mitarbeiter, erfolglose Mitarbeiter oder arme Mitarbeiter haben in einem Unternehmen halt nichts zu sagen, werden kaum respektiert, am liebsten aussortiert. Ihnen wird eher respektlos begegnet. So können wir auch über das Gegenteil erfahren, welche Werte uns im Handeln bestimmen.
Nicht dass wir uns missverstehen, ich haben nichts gegen die Werte Erfolg, Reichtum, Macht und Leistung. Ich habe etwas gegen das Absolute in diesen Werten. Ich finde es durchaus furchtbar und würdelos, wenn jemand mit dem Verlust von Macht, Reichtum, Erfolg und Leistung an menschlichen Wert verlieren könnte.
Ich wünsche mir zusätzlich andere Werte, die als Kontrolle dieser vier Werte dienen könnten, damit es zu einem sozialverträglichen Miteinander in einem Betrieb, in unserer Gesellschaft kommt. Dabei können wir uns in der Welt der Kinder bedienen. Kinder pflegen nicht die Werte der Erwachsenenwelt. Ihnen ist nicht wichtig, wie viel jemand hat oder wie gut die Schulnoten sind oder ob jemand aus einer ‚wichtigen‘ Familie stammt. All´ das lernen sie erst später, wenn Erwachsene meinen, es wäre wichtig für ihre Zukunft. Kinder pflegen Werte wie Wohlwollen, Zärtlichkeit, Dankbarkeit, Verzeihen können, und ‚Im Kleinen Glücklich sein‘. Es wäre sicher für jedes Unternehmen, für sozial verträgliches Miteinander sehr hilfreich, wenn gerade die Ohnmächtigen, Leistungsschwachen, Armen und Erfolglosen ihre Würde bewahrt sehen durch das Handeln ihrer Chefs, indem er ihnen sein Wohlwollen, sein Verzeihen können, seine Dankbarkeit und auch mit kleinen Aufgaben betraut zu werden, nicht entzieht. Es wäre sicher nicht nur schön, sondern auch durchaus machbar, dass sich diese Werte der Kindwelt im Handeln der Führungskräfte genauso wiederfinden lassen, wie Leistung, Macht, Erfolg und Reichtum.
Mit Werten ist das so eine Sache. Auch die Mafia oder die Camorra haben Werte. Nur sind das nicht gerade die Werte, die wir für wertvoll halten.
Was also sind Werte? Werte sind das, was wir uns wünschen, wonach wir streben. Werte sind also das Wünschbare. Werte finden wir immer im Handeln der Menschen, nicht in ihren Worten. Werte werden durch unsere Taten repräsentiert. Schaue ich mir an, was jemand tut, dann kann ich den dahinter liegenden Wert entdecken. Kinder sind da oft etwas schlauer als wir; sie hören auf die Taten ihrer Eltern, nicht auf ihre Worte. Wenn ein Vater seinen ältesten Sohn mit einigen Kopfnüssen darauf hinweist, dass er seinen kleineren Bruder nicht verprügeln darf, dann lernt das Kind, dass man es doch tun darf, denn der Vater beweist es ihm gerade durch seine Taten, obwohl die Worte das Gegenteil aussagen.
In Unternehmen ist das nicht anders. Mitarbeiter schauen sich immer an, welche Werte Entscheidungen begleiten. Die Leitlinien des Unternehmens spielen dabei überhaupt keine Rolle. Mitarbeiter lesen zwar die ethischen Leitlinien; sie glauben jedoch nur die Werte, die den Taten zu Grunde liegen. Und wenn jemand zum Beispiel entlassen wird, was durchaus auch ethisch erlaubt sein kann, dann fragen sie sich, wie jemand entlassen wurde und warum jemand entlassen wurde. Im ‚wie’ und im ‚was‘ entdecken sie dann die tatsächlich gelebten Werte. Und wenn diese nicht deckungsgleich sind mit den in Leitlinien formulierten Werten, dann verlieren Führungskräfte ihre Glaubwürdigkeit.
So dürfen wir uns fragen, welche Werte die Welt der Erwachsenen bestimmen, welche Werte in unserer Gesellschaft tatsächlich gelebt werden. Im Grundgesetz, in unserer Präambel steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt“. Wir haben also einen Staatsauftrag, die Würde eines jeden zu schützen. Aber tun wir das auch? Dazu müssen wir uns fragen, was Würde eigentlich ist. I. Kant hat diese Frage in seinem zweiten kategorischen Imperativ aus der Kritik der praktischen Vernunft beantwortet: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Das ist Würde. Sobald ich einen Mitarbeiter jedoch nur als Mittel zum Zweck betrachte, und nicht mehr als Ziel meines Handelns erlebe, entwürdige ich ihn. So erscheint mir oft der tatsächlich gelebte Wert in unserem Grundgesetz zu lauten: „Wohlerworbene Besitzstände sind unantastbar; sie zu achten und zu schützen ist Aufgabe aller staatlichen Gewalt.“
Wenn wir nach den tatsächlich gelebten Werten in Unternehmen, in unserer Gesellschaft forschen, dann sollten wir uns fragen, wann wir respektvoll mit einem Menschen umgehen. Wann achten wir einen Mitarbeiter? Die Antwort auf diese Frage hilft uns, die tatsächlich handlungsleitenden Werte zu bestimmen.
In aller Regel erzeugen vier Werte Achtung in unserer Gesellschaft. Wir achten einem Menschen dann, wenn er besonders erfolgreich ist, viele Kunden überzeugt, sozusagen mit Fortune die die Kundengefilde huscht. Wir gehen besonders respektvoll mit jemandem um, der Kariere macht, sehr viele Mitarbeiter führt, in der Karriereleiter ungebremst nach vorn stößt. Das bedeutet, wir achten einen Menschen, der Macht besitzt. Dann schätzen wir besonders die Leistungsträger. Ohne sie geht nichts. Sie überflügeln mit ihrem Können alle anderen. Wir achten also Leistung. Und zum Schluss mögen wir noch diejenigen, die sehr viel Geld verdienen, aus einem ‚guten Stall‘ kommen, also reich sind. Damit sind Erfolg, Reichtum, Macht und Leistung die höchsten Werte in unserer Gesellschaft. Denn sie erzeugen Respekt. Und Respekt meint, wir achten etwas. In diesem Fall diese vier Werte. Dass diese Werte so hoch geschätzt werden, merken wir auch an ihrem Gegenteil. Leistungsschwache Mitarbeiter, ohnmächtige Mitarbeiter, erfolglose Mitarbeiter oder arme Mitarbeiter haben in einem Unternehmen halt nichts zu sagen, werden kaum respektiert, am liebsten aussortiert. Ihnen wird eher respektlos begegnet. So können wir auch über das Gegenteil erfahren, welche Werte uns im Handeln bestimmen.
Nicht dass wir uns missverstehen, ich haben nichts gegen die Werte Erfolg, Reichtum, Macht und Leistung. Ich habe etwas gegen das Absolute in diesen Werten. Ich finde es durchaus furchtbar und würdelos, wenn jemand mit dem Verlust von Macht, Reichtum, Erfolg und Leistung an menschlichen Wert verlieren könnte.
Ich wünsche mir zusätzlich andere Werte, die als Kontrolle dieser vier Werte dienen könnten, damit es zu einem sozialverträglichen Miteinander in einem Betrieb, in unserer Gesellschaft kommt. Dabei können wir uns in der Welt der Kinder bedienen. Kinder pflegen nicht die Werte der Erwachsenenwelt. Ihnen ist nicht wichtig, wie viel jemand hat oder wie gut die Schulnoten sind oder ob jemand aus einer ‚wichtigen‘ Familie stammt. All´ das lernen sie erst später, wenn Erwachsene meinen, es wäre wichtig für ihre Zukunft. Kinder pflegen Werte wie Wohlwollen, Zärtlichkeit, Dankbarkeit, Verzeihen können, und ‚Im Kleinen Glücklich sein‘. Es wäre sicher für jedes Unternehmen, für sozial verträgliches Miteinander sehr hilfreich, wenn gerade die Ohnmächtigen, Leistungsschwachen, Armen und Erfolglosen ihre Würde bewahrt sehen durch das Handeln ihrer Chefs, indem er ihnen sein Wohlwollen, sein Verzeihen können, seine Dankbarkeit und auch mit kleinen Aufgaben betraut zu werden, nicht entzieht. Es wäre sicher nicht nur schön, sondern auch durchaus machbar, dass sich diese Werte der Kindwelt im Handeln der Führungskräfte genauso wiederfinden lassen, wie Leistung, Macht, Erfolg und Reichtum.