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Untersuchung zur Altersstruktur des deutschen Fernsehens

Überalterung der öffentlich-rechtlichen Zuschauer nimmt zu. ARD und ZDF verlieren jüngere Zielgruppen.
SevenOne Media GmbH | 19.04.2006
München - Die Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Sender
werden immer älter. Damit sind die intensiven Bemühungen von ARD und
ZDF um eine gezielte Verjüngung ihrer Zuschauerstruktur gescheitert.
Stattdessen sind den öffentlich-rechtlichen Sendern* in den
vergangenen Jahren immer mehr jüngere Zuschauer verloren gegangen,
die trotzdem weiter Gebühren zahlen. Wie eine Studie des
ProSiebenSat.1-Vermarktungsunternehmens SevenOne Media zeigt, ist
das Durchschnittsalter der öffentlich-rechtlichen Zuschauer von 1995
bis 2005 um weitere vier Jahre auf 58 Jahre gestiegen.

Selbst die gezielten Versuche von ARD und ZDF, ihre Programme auch
für jüngere Zuschauer wieder attraktiver zu machen, tragen keine
Früchte. So sind die Zuschauer des ARD-Lifestyle-Magazins "Polylux"
im Durchschnitt 51 Jahre alt, das durchschnittliche Alter der
ZDF-Talkshow "Blond am Freitag" liegt bei 55 Jahren. Auch vor dem
durchgängig kommerziell programmierten Vorabendprogramm macht die
Überalterung der Zuschauer nicht halt: So beträgt das
Durchschnittsalter der Zuschauer der ARD-Daily Soap "Marienhof" 52
Jahre. Das jüngste serielle Format von ARD und ZDF im Jahr 2005 in
der Hauptsendezeit zwischen 17 und 23 Uhr war die Teenager-Serie
"Berlin, Berlin" mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Ein
weiteres Beispiel für die gescheiterte Verjüngungsstrategie:
"Bravo-TV" erreichte beim ZDF im Jahr 2004 durchschnittlich 46 Jahre
alte Zuschauer. Nach dem Wechsel des Formats zu ProSieben im Jahr
2005 sank das Durchschnittsalter auf 34 Jahre.

Die Zuschauer der Privatsender** dagegen sind mit einem
Durchschnittsalter von 43 Jahren nicht nur 15 Jahre jünger als die
öffentlich-rechtlichen Zuschauer (siehe Graphik im Anhang). RTL,
Sat.1, ProSieben & Co. treffen darüber hinaus altersmäßig exakt die
Mitte der deutschen Bevölkerung, deren Durchschnittsalter nach
Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2005 ebenfalls 43
Jahre betrug. Auch die künftige Altersentwicklung der deutschen
Bevölkerung wird an der Überalterung der ARD und ZDF-Zuschauer
tendenziell nichts ändern: So prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung
in ihrem aktuellen Projekt "Aktion demographischer Wandel" für das
Jahr 2020 ein Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung von 47
Jahren. Damit sind die öffentlich-rechtlichen Zuschauer auf Basis
ihres aktuellen Nutzungsalters selbst in 14 Jahren noch elf Jahre
älter als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Öffentlich-Rechtliche senden an jüngeren Zuschauern vorbei

Vor allem bei den jüngeren Zielgruppen haben die
gebührenfinanzierten Sender massiv an Zuschauern verloren: Zwischen
1995 und 2005 gingen die Jahresmarktanteile bei den 14- bis
19-jährigen Zuschauern von 23 auf 16 Prozent und bei den 20- bis
29-Jährigen von 25 auf 17 Prozent zurück. Im selben Zeitraum stiegen
ihre Marktanteile bei den über 70-jährigen Zuschauern von 60 Prozent
auf 71 Prozent (plus 11 Prozentpunkte). Das Durchschnittsalter aller
Fernsehzuschauer in Deutschland ist als Folge der Überalterung der
öffentlich-rechtlichen Sender zwischen 1995 und 2005 von 47 auf 50
Jahre gestiegen. Insgesamt sind die Marktanteile der privaten Sender
umso höher, je jünger die Zuschauer sind. Bei den öffentlich-
rechtlichen Sendern öffnet sich die Schere in entgegengesetzter
Richtung: Je älter die Zuschauer sind, desto häufiger schalten sie
ARD und ZDF ein. So erreichen die öffentlich-rechtlichen Sender bei
den 75-jährigen Zuschauern einen Marktanteil von 68,4 Prozent, die
Privatsender 29,4 Prozent. Die Privatsender dagegen verzeichnen bei
den 14-jährigen Zuschauern einen Jahresmarktanteil von 81 Prozent,
die öffentlich-rechtlichen Sender von nur 15,9 Prozent (siehe Grafik
im Anhang).

Private sprechen alle Altersgruppen ausgewogen an

Auch die vergleichende Analyse der Marktanteile von
öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern nach Zielgruppen
zeigt die signifikant überproportionale Nutzung der
gebührenfinanzierten Programme in den älteren Bevölkerungsgruppen.
Während ARD und ZDF ihre höchsten Marktanteile bei den über
50-jährigen Zuschauern erreichen, erzielen die Privatsender ihre
höchsten Marktanteile bei den unter 50-jährigen Zuschauern.

Ihre höchsten Marktanteile erzielen die Privatsender bei den 14-
bis 19-Jährigen mit 80,2 Prozent und bei den 20- bis 29-jährigen
Zuschauern mit 77,7 Prozent. Dagegen erreichen die
öffentlich-rechtlichen Sender besonders stark die ab 70-Jährigen mit
einem Marktanteil von 71 Prozent und die 60- bis 69-jährigen
Zuschauer mit 60,3 Prozent (siehe Grafik im Anhang).

Insgesamt sind über 70 Prozent der Zuschauer von ARD und ZDF über
50 Jahre alt (ARD: 72,4 Prozent, ZDF: 75,3 Prozent). Der prozentuale
Zuschaueranteil bei den jungen Zielgruppen unter 30 Jahre, der
immerhin 28,6 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, liegt bei ARD
(6,7 Prozent) und ZDF (5,5 Prozent) dagegen bei unter 7 Prozent
(siehe Grafik im Anhang).

"Älteste" Formate bei ARD und ZDF, "Jüngste" bei den Privaten

Auch in der Betrachtung einzelner Formate bestätigt sich die
Überalterung der öffentlich-rechtlichen Sender: Die Zuschauer des
Nachmittags-Talks "Fliege" führten mit einem Durchschnittsalter von
66 Jahren im Jahr 2005 die Hitliste der "ältesten" Formate im
deutschen Fernsehen an. Allerdings waren die Zuschauer des
ZDF-Hauptnachrichtenformats "heute" um 19 Uhr mit 64 Jahren auch nur
zwei Jahre jünger als "Fliege", dessen Format im vergangenen Jahr
wegen des zu hohen Durchschnittsalters seiner Zuschauerschaft aus dem
Programm genommen wurde. Die "jungen" Sendungen finden sich dagegen
bei den Privatsendern: So erreichten die "Simpsons" bei ProSieben
durchschnittlich 28 Jahre alte Zuschauer, "O.C. California"
(ProSieben) weist ein durchschnittliches Nutzungsalter von 30 Jahren
auf. Insgesamt finden sich die "ältesten" Formate ausschließlich bei
den Öffentlich-Rechtlichen, die "jüngsten" bei den Privatsendern
(siehe Grafik im Anhang).

Vergleich themenverwandter Formate: ARD/ZDF immer über 50 Jahre

Besonders deutlich wird der Altersunterschied zwischen öffentlich-
rechtlichen und privaten Zuschauern im direkten Vergleich
themenverwandter Formate. So sind zum Beispiel die Zuschauer des
Wissensmagazins "Wunderwelt Wissen" (ProSieben) durchschnittlich 39
Jahre alt, die von "Joachim Bublath" (ZDF) dagegen bereits 57 Jahre
alt. Die Zuschauer des ARD-Boulevardmagazins "Brisant" sind mit
durchschnittlich 63 Jahren fast 30 Jahre älter als die Zuschauer von
"taff" (ProSieben) mit einem Nutzungsalter von durchschnittlich 35
Jahren.

Auch die Daily Soaps im öffentlich-rechtlichen Werberahmenprogramm
zwischen 17 und 23 Uhr sind deutlich älter als die der Privatsender.
So sehen zum Beispiel "Verbotene Liebe" (ARD) im Durchschnitt 55
Jahre alte Zuschauer, bei "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" (RTL)
dagegen sind sie 43 Jahre alt (siehe Grafik im Anhang).

Auch bei Nachrichten verlieren ARD und ZDF junge Zuschauer

Selbst mit ihren Nachrichtensendungen - und damit im Kernbereich
des öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrages - verlieren ARD
und ZDF bei den jüngeren Zuschauern zunehmend an Boden. Nach
Marktanteilen führt in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen "RTL
Aktuell" mit 18,3 Prozent vor der ARD-"Tagesschau" (13,6 Prozent) und
den "Sat.1 News" mit 12,1 Prozent. Die ProSieben "Newstime" erzielte
mit 9,1 Prozent höhere Marktanteile als "heute" vom ZDF, das nur 7,5
Prozent der 14- bis 49- jährigen Zuschauer erreicht (siehe Grafik im
Anhang).

Auch die Analyse der absoluten Reichweiten von Nachrichtenformaten
zeigt die massiven Verluste der öffentlich-rechtlichen Sender bei den
jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren seit 2000 auf: Während
"heute" im ZDF noch im Jahr 2000 durchschnittlich 0,78 Millionen
Zuschauer erreichte, waren es 2005 nur noch 0,62 Millionen (minus 21
Prozent). Auch die ARD- "Tagesschau" musste deutliche Verluste
hinnehmen und verlor im gleichen Zeitraum neun Prozent. Gewonnen
haben dagegen Sat.1 und ProSieben: So erreichten die "Sat.1-News" im
Jahr 2005 mit 0,88 Millionen Zuschauern ein Plus von 33 Prozent
gegenüber 2000, die ProSieben "Newstime" sogar eine Zunahme von 37
Prozent.

*Öffentlich-rechtliche Sender: ARD, ZDF, ARD-Dritte, Kika,
Phoenix, 3Sat, Arte - Basis: 2005 **Privatsender: Sat.1, ProSieben,
kabel eins, N24, RTL, RTL II, Vox, n-tv, Super RTL, 9Live, Tele 5,
VIVA, VIVA Plus, MTV, MTV 2, DSF, Eurosport

Die komplette Untersuchung können Sie telefonisch unter
089/9507-4134 oder per E-Mail über andreas.baehren@sevenonemedia.de.
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Andreas Kühner
Director Communications
Tel.: +49 [0] 89/95 07-4132
Fax: +49 [0] 89/95 07-4135
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