Trotz Turbulenzen an den Finanzmärkten: Weltwei-ter IPO-Markt stabil
Frankfurt, 07.07.2010, IPO-Boom in China hält an / Deutlich stärkere Aktivitäten in Schwellenländern als in Industrienationen / Schwaches zweites Quartal in Deutschland / Mehr Börsengänge im zweiten Halbjahr erwartet
Der weltweite Markt für Börsengänge (Initial Public Offerings, kurz IPOs) hat im zweiten Quartal 2010 weitgehend an die positive Entwicklung des Vorquartals angeknüpft: Die Zahl der Börsengänge stieg im Vergleich zum vorangegangenen Quartal von 289 auf 301, das Emissionsvolumen ging von 53 auf 46 Milliarden US-Dollar zurück. Haupttreiber des weltweiten IPO-Geschäfts sind die aufstrebenden Schwellenländer: 67 Prozent aller Börsengänge fanden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in den "Emerging Marktes" statt. Das sind Ergebnisse des vierteljährlich durchgeführten weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young.
Im Vergleich zum zweiten Quartal 2009, als sich die weltweiten Emissionserlöse nur auf 10 Milliarden US-Dollar beliefen, hat sich die Zahl der Börsengänge mehr als verdreifacht (von 82 auf 301). In Europa gingen im zweiten Quartal des Jahres 2010 insgesamt 55 Unternehmen an die Börse - acht mehr als in den ersten drei Monaten des Jahres.
IPO-Markt in China bleibt stark
Nach wie vor werden in China (inkl. Hongkong und Macao) die meisten Börsengänge durchgeführt. In der ersten Jahreshälfte gab es dort 222 IPOs - 112 im ersten Quartal, 110 im zweiten Quartal. Bei den bisherigen chinesischen Börsengängen des Jahres 2010 betrug das Emissionsvolumen 35,7 Milliarden US-Dollar.
Chinas Bedeutung für das weltweite IPO-Geschäft ist in den vergangenen Jahren dramatisch gewachsen: Der Marktanteil stieg von 15 Prozent im Jahr 2006 auf 30 Prozent im Jahr 2009. Im ersten Quartal 2010 lag der Marktanteil bei 39 Prozent, im zweiten bei 37 Prozent.
Wie im vergangenen Jahr waren auch im ersten Halbjahr 2010 die Schwellenländer mit 395 (von insgesamt 590) Börsengängen die wichtigste Säule des weltweiten IPO-Geschäfts. Sechs der zehn größten Börsengänge des laufenden Jahres fanden in Schwellenländern statt.
IPO-Markt Europa stabil
Der europäische IPO-Markt konnte im zweiten Quartal dieses Jahres an das relativ starke erste Quartal anknüpfen und sogar leicht zulegen: Die Zahl der Börsengänge stieg von 47 auf 55, das Emissionsvolumen von 8,3 auf 9,7 Milliarden US-Dollar.
Die mit Abstand meisten Börsengänge wurden an der Warschauer Börse verzeichnet, wo in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 34 Unternehmen den Schritt aufs Parkett wagten (Q1: 14; Q2: 20).
Von seiner früheren Bedeutung ist der Europäische IPO-Markt trotz der jüngsten Erholung allerdings weit entfernt: Im Jahr 2006 fand noch jeder dritte Börsengang in Europa statt (Marktanteil Europas: 31 Prozent). Seitdem hat Europa kontinuierlich an Bedeutung verloren. 2007 lag der Marktanteil Europas bei 26 Prozent, 2008 bei 22 Prozent, und 2009 fand nur noch jeder zehnte IPO in Europa statt. Im ersten Halbjahr 2010 lag Europas Marktanteil mit 17 Prozent wieder etwas höher.
Während das Finanzmarktumfeld im ersten Quartal des Jahres noch sehr günstig war, war das zweite Quartal geprägt von hoher Volatilität. Dass es trotzdem europaweit so viele Börsengänge gab, wertet Heinrich Lind, Partner bei Ernst & Young, als Überraschung: "Die Nervosität an den Finanzmärkten ist merklich gestiegen. Die europäische Schuldenkrise und wieder aufgeflammte Konjunktursorgen führten zu starken Kursschwankungen. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage wagten bemerkenswert viele Unternehmen den Schritt an die Börse".
Deutschland: Schwache Entwicklung im zweiten Quartal
Mit vier Börsengängen in Deutschland - drei davon von deutschen Unternehmen - hatte sich der Börsenplatz Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres eindrucksvoll zurückgemeldet. Im zweiten Quartal allerdings blieben weitere größere Börsengänge aus. Einzig die "Deutsche Rohstoff AG" vollzog den Schritt an die Börse und notiert seit Mai 2010 im Entry Standard.
"Der Börsengang von Kabel Deutschland im März hatte sich zunächst tatsächlich als der erhoffte Türöffner für weitere Kapitalmarktdebüts erwiesen", stellt Michael Oppermann, Partner bei Ernst & Young, fest. "Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben dann aber dafür gesorgt, dass sich das Fenster für Börsengänge relativ schnell wieder schloss".
Einen Hauptgrund für das Ausbleiben weiterer großer Börsengänge sieht Oppermann zudem in den stark divergierenden Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern. Nach wie vor müssten die Unternehmen, die den Gang an die Börse wagen, zu erheblichen Zugeständnissen bereit sein: "Wir haben einen starken Käufermarkt, d.h. die Investoren drücken den Börsenkandidaten ihre Preisvorstellungen auf. Daher verschieben viele Eigentümer lieber den Börsengang - in der Hoffnung, dass sich das Umfeld wieder verbessert".
Eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Börsengänge sei aber derzeit nicht absehbar, betont Lind: "Die Unsicherheit ist weiterhin relativ groß. Der Markt bleibt volatil und anfällig für schlechte Nachrichten. Investoren interessieren sich eher für Kapitalerhöhungen bereits notierter Unternehmen als für Neuemissionen von Unternehmen, die noch keinen track record an der Börse nachweisen können".
Dennoch spreche einiges dafür, dass die Zahl der Börsengänge in den kommenden Monaten wieder steige, so Oppermann: "Das wirtschaftliche Umfeld hellt sich weiter auf, die Unternehmen schreiben wieder schwarze Zahlen, die Prognosen werden nach oben korrigiert". Da es zudem einen Mangel an anderen Finanzierungsquellen gibt, sei ein Börsengang vielfach die attraktivste Option. "Klassische Bankkredite sind knapp und teuer, und für schuldenfinanzierte Übernahmen gibt es schon gar keine Kredite", beobachtet Oppermann. "Da bleibt vielfach nur der Börsengang übrig". Insgesamt könnte es im laufenden Jahr im günstigsten Fall bis zu 15 IPOs in Deutschland geben, so Oppermann.
Mittelfristig sieht Lind einen weiteren Trend, der den IPO-Markt beleben könnte: "Die Unternehmen wollen als Konsequenz aus der Krise ihre Eigenkapitalquote stärken - was wahrscheinlich zu einer Belebung der IPO-Landschaft führen wird".
Größter Börsengang in Japan
Die Topdrei Börsengänge des ersten Halbjahrs wurden in der Finanzbranche registriert: Der größte Börsengang - und gleichzeitig der weltweit größte Börsengang seit März 2008 - fand Ende März in Japan statt: Der japanische Versicherungskonzern Daiichi Life nahm beim Börsengang umgerechnet knapp 11 Milliarden US-Dollar ein.
Auf dem zweiten Rang folgt der südkoreanische Versicherungskonzern Samsung Life, der im zweiten Quartal 2010 (April) an die Börse ging und dabei 4,4 Milliarden US-Dollar erlöste. Das drittgrößte Börsen-Debut - ebenfalls eines Versicherungskonzerns - fand in Polen statt: Das Unternehmen Powszechny Zaklad Ubezpieczen nahm bei seinem Gang auf's Parkett im Mai umgerechnet rund 2,7 Milliarden Dollar ein.
Chinesische und Japanische Börsen vorn
Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen liegt im zweiten Quartal 2010 die Chinesische Börse Shenzhen (83 IPOs) an erster Stelle, gefolgt von der NASDAQ (21 IPOs) und der New York Stock Exchange (NYSE, 17 IPOs). Das meiste Kapital wurde mit einem Anteil von 31 Prozent (14,2 Milliarden US-Dollar) an der Shenzhen Stock Exchange (SSE) aufgenommen. Auf Platz zwei folgt die Korea Stock Exchange (KSE) mit rund 11 Prozent des weltweiten Emissionsvolumens (5 Milliarden US-Dollar), Dritter ist die Warsaw Stock Exchange (WSE) mit einem Anteil von 9 Prozent (4,2 Milliarden US-Dollar).
Der weltweite Markt für Börsengänge (Initial Public Offerings, kurz IPOs) hat im zweiten Quartal 2010 weitgehend an die positive Entwicklung des Vorquartals angeknüpft: Die Zahl der Börsengänge stieg im Vergleich zum vorangegangenen Quartal von 289 auf 301, das Emissionsvolumen ging von 53 auf 46 Milliarden US-Dollar zurück. Haupttreiber des weltweiten IPO-Geschäfts sind die aufstrebenden Schwellenländer: 67 Prozent aller Börsengänge fanden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in den "Emerging Marktes" statt. Das sind Ergebnisse des vierteljährlich durchgeführten weltweiten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young.
Im Vergleich zum zweiten Quartal 2009, als sich die weltweiten Emissionserlöse nur auf 10 Milliarden US-Dollar beliefen, hat sich die Zahl der Börsengänge mehr als verdreifacht (von 82 auf 301). In Europa gingen im zweiten Quartal des Jahres 2010 insgesamt 55 Unternehmen an die Börse - acht mehr als in den ersten drei Monaten des Jahres.
IPO-Markt in China bleibt stark
Nach wie vor werden in China (inkl. Hongkong und Macao) die meisten Börsengänge durchgeführt. In der ersten Jahreshälfte gab es dort 222 IPOs - 112 im ersten Quartal, 110 im zweiten Quartal. Bei den bisherigen chinesischen Börsengängen des Jahres 2010 betrug das Emissionsvolumen 35,7 Milliarden US-Dollar.
Chinas Bedeutung für das weltweite IPO-Geschäft ist in den vergangenen Jahren dramatisch gewachsen: Der Marktanteil stieg von 15 Prozent im Jahr 2006 auf 30 Prozent im Jahr 2009. Im ersten Quartal 2010 lag der Marktanteil bei 39 Prozent, im zweiten bei 37 Prozent.
Wie im vergangenen Jahr waren auch im ersten Halbjahr 2010 die Schwellenländer mit 395 (von insgesamt 590) Börsengängen die wichtigste Säule des weltweiten IPO-Geschäfts. Sechs der zehn größten Börsengänge des laufenden Jahres fanden in Schwellenländern statt.
IPO-Markt Europa stabil
Der europäische IPO-Markt konnte im zweiten Quartal dieses Jahres an das relativ starke erste Quartal anknüpfen und sogar leicht zulegen: Die Zahl der Börsengänge stieg von 47 auf 55, das Emissionsvolumen von 8,3 auf 9,7 Milliarden US-Dollar.
Die mit Abstand meisten Börsengänge wurden an der Warschauer Börse verzeichnet, wo in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 34 Unternehmen den Schritt aufs Parkett wagten (Q1: 14; Q2: 20).
Von seiner früheren Bedeutung ist der Europäische IPO-Markt trotz der jüngsten Erholung allerdings weit entfernt: Im Jahr 2006 fand noch jeder dritte Börsengang in Europa statt (Marktanteil Europas: 31 Prozent). Seitdem hat Europa kontinuierlich an Bedeutung verloren. 2007 lag der Marktanteil Europas bei 26 Prozent, 2008 bei 22 Prozent, und 2009 fand nur noch jeder zehnte IPO in Europa statt. Im ersten Halbjahr 2010 lag Europas Marktanteil mit 17 Prozent wieder etwas höher.
Während das Finanzmarktumfeld im ersten Quartal des Jahres noch sehr günstig war, war das zweite Quartal geprägt von hoher Volatilität. Dass es trotzdem europaweit so viele Börsengänge gab, wertet Heinrich Lind, Partner bei Ernst & Young, als Überraschung: "Die Nervosität an den Finanzmärkten ist merklich gestiegen. Die europäische Schuldenkrise und wieder aufgeflammte Konjunktursorgen führten zu starken Kursschwankungen. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage wagten bemerkenswert viele Unternehmen den Schritt an die Börse".
Deutschland: Schwache Entwicklung im zweiten Quartal
Mit vier Börsengängen in Deutschland - drei davon von deutschen Unternehmen - hatte sich der Börsenplatz Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres eindrucksvoll zurückgemeldet. Im zweiten Quartal allerdings blieben weitere größere Börsengänge aus. Einzig die "Deutsche Rohstoff AG" vollzog den Schritt an die Börse und notiert seit Mai 2010 im Entry Standard.
"Der Börsengang von Kabel Deutschland im März hatte sich zunächst tatsächlich als der erhoffte Türöffner für weitere Kapitalmarktdebüts erwiesen", stellt Michael Oppermann, Partner bei Ernst & Young, fest. "Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben dann aber dafür gesorgt, dass sich das Fenster für Börsengänge relativ schnell wieder schloss".
Einen Hauptgrund für das Ausbleiben weiterer großer Börsengänge sieht Oppermann zudem in den stark divergierenden Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern. Nach wie vor müssten die Unternehmen, die den Gang an die Börse wagen, zu erheblichen Zugeständnissen bereit sein: "Wir haben einen starken Käufermarkt, d.h. die Investoren drücken den Börsenkandidaten ihre Preisvorstellungen auf. Daher verschieben viele Eigentümer lieber den Börsengang - in der Hoffnung, dass sich das Umfeld wieder verbessert".
Eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Börsengänge sei aber derzeit nicht absehbar, betont Lind: "Die Unsicherheit ist weiterhin relativ groß. Der Markt bleibt volatil und anfällig für schlechte Nachrichten. Investoren interessieren sich eher für Kapitalerhöhungen bereits notierter Unternehmen als für Neuemissionen von Unternehmen, die noch keinen track record an der Börse nachweisen können".
Dennoch spreche einiges dafür, dass die Zahl der Börsengänge in den kommenden Monaten wieder steige, so Oppermann: "Das wirtschaftliche Umfeld hellt sich weiter auf, die Unternehmen schreiben wieder schwarze Zahlen, die Prognosen werden nach oben korrigiert". Da es zudem einen Mangel an anderen Finanzierungsquellen gibt, sei ein Börsengang vielfach die attraktivste Option. "Klassische Bankkredite sind knapp und teuer, und für schuldenfinanzierte Übernahmen gibt es schon gar keine Kredite", beobachtet Oppermann. "Da bleibt vielfach nur der Börsengang übrig". Insgesamt könnte es im laufenden Jahr im günstigsten Fall bis zu 15 IPOs in Deutschland geben, so Oppermann.
Mittelfristig sieht Lind einen weiteren Trend, der den IPO-Markt beleben könnte: "Die Unternehmen wollen als Konsequenz aus der Krise ihre Eigenkapitalquote stärken - was wahrscheinlich zu einer Belebung der IPO-Landschaft führen wird".
Größter Börsengang in Japan
Die Topdrei Börsengänge des ersten Halbjahrs wurden in der Finanzbranche registriert: Der größte Börsengang - und gleichzeitig der weltweit größte Börsengang seit März 2008 - fand Ende März in Japan statt: Der japanische Versicherungskonzern Daiichi Life nahm beim Börsengang umgerechnet knapp 11 Milliarden US-Dollar ein.
Auf dem zweiten Rang folgt der südkoreanische Versicherungskonzern Samsung Life, der im zweiten Quartal 2010 (April) an die Börse ging und dabei 4,4 Milliarden US-Dollar erlöste. Das drittgrößte Börsen-Debut - ebenfalls eines Versicherungskonzerns - fand in Polen statt: Das Unternehmen Powszechny Zaklad Ubezpieczen nahm bei seinem Gang auf's Parkett im Mai umgerechnet rund 2,7 Milliarden Dollar ein.
Chinesische und Japanische Börsen vorn
Gemessen an der Zahl der Erstnotierungen liegt im zweiten Quartal 2010 die Chinesische Börse Shenzhen (83 IPOs) an erster Stelle, gefolgt von der NASDAQ (21 IPOs) und der New York Stock Exchange (NYSE, 17 IPOs). Das meiste Kapital wurde mit einem Anteil von 31 Prozent (14,2 Milliarden US-Dollar) an der Shenzhen Stock Exchange (SSE) aufgenommen. Auf Platz zwei folgt die Korea Stock Exchange (KSE) mit rund 11 Prozent des weltweiten Emissionsvolumens (5 Milliarden US-Dollar), Dritter ist die Warsaw Stock Exchange (WSE) mit einem Anteil von 9 Prozent (4,2 Milliarden US-Dollar).