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IFA 2006: Internet-TV tritt gegen Kabelbetreiber an

Online-Aufzeichnungen läuten das Ende des Videorekorders ein
marketing-BÖRSE | 04.09.2006
Berlin, 1. September 2006, www.ne-na.de - Zwei Jahrzehnte ist es her, dass zwischen Anhängern verschiedener Videosysteme namens VHS, Beta oder Video 2000 Glaubenskriege tobten. Mittlerweile droht dem guten alten Videorekorder das Aus, dem Web sei Dank. Denn wer über einen Breitband-Internetanschluss verfügt, kann alle Sendungen über einen Online-Videorekorder aufzeichnen - von jedem Internetzugang der Welt und bis wenige Sekunden vor Sendebeginn.

Derzeit gibt es drei nennenswerte Akteure, die einen solchen Onlinedienst anbieten und sich lediglich in der Bildqualität unterscheiden. "Onlinetvrecorder.com, shift.tv und save.tv haben virtuelle Aufnahmegeräte im Angebot, die sich über das Internet programmieren und bedienen lassen", berichtete das Handelsblatt http://www.handelsblatt.de. Ein Server speichert die programmierten Sendungen und liefert die aufgezeichnete Filme, Sportübertragungen, Talk-Shows oder Serien später per Datenleitung nach Hause. Die viel beschworene Konvergenz der Medien, das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet, hier ist sie bereits Wirklichkeit. "Noch in diesem Jahr will Shift TV höhere Bandbreiten für das hochauflösende Fernsehen (HDTV) und eine Version für Handys anbieten", meldete der Stern http://www.stern.de . Die Funktion ist bei allen Online-Rekordern weitgehend identisch: Wer den Dienst nutzen möchte, meldet sich online an und richtet einen persönlichen, virtuellen Videorekorder ein. Die Speicherkapazität für die aufzuzeichnenden Sendungen wird reserviert. Die Onlinedienste finden nach Angaben der Anbieter steigendes Interesse. Gerade zur Fußball-WM hätten sich mehr Nutzer angemeldet als in den Monaten zuvor.

Fernsehverhalten und Fernsehkonsum wird individueller. Die Menschen wandeln sich vom passiven Konsumenten zu aktiven Medienakteuren, die ihr Fernsehprogramm bestimmen, selber Inhalte produzieren. Selbst die Bundeskanzlerin informiert via Podcast im Wochenrhythmus über ihre Politik und nutzt die Möglichkeiten des so genannten IPTV, Fernsehen mittels Internet Protocol. "Das starre Programmschema macht Fernsehen unattraktiv. Die Nutzung verlagert sich auf andere Medien. In einigen Zielgruppen wird das Fernsehen daher mehr und mehr zum Nebenmedium", lautet ein Ergebnis einer Studie des Computerriesen IBM http://www.ibm.com .

Weil webbasierte Technologie das Fernsehmachen erschwinglich macht und jeder selbstgedrehte Filme ins Web stellen kann, gehen auch viele Unternehmen den Weg zum Corporate IPTV. Nachdem beispielsweise Daimler Chrysler zu Jahresbeginn seinen globalen Firmensender aus Kostengründen eingestellt hat, denkt man in Stuttgart über ein neues Angebot auf IP-Basis nach. "Firmen wie BMW, Seat und Bayer haben sich bereits für diesen kostengünstigen Weg des Corporate TV entschieden", berichtet die Funkschau http://www.funkschau.de. Demnach könne manches unternehmensinterne TV-Projekt, für das bislang noch Millionensummen aufgewendet werden müssten, in Größenordnungen unter 100 000 Euro abgewickelt werden. Damit wird Corporate TV selbst für kleine und mittlere Unternehmen interessant. Axel Schnell, Service Director und Geschäftsführungsmitglied des Stuttgarter Systemintegrators Nextiraone http://www.nextiraone.de, sieht durch den Einsatz von IPTV noch weitere Verbesserungen. Hätte das Thema Video-Conferencing zeitweise früher nur als Idee existiert, sei dies mittlerweile auch angemessen umsetzbar und schaffe Mehrwert für die Unternehmen. "Bis hin zum Stirnrunzeln und dem Zucken der Augenbrauen des Gegenübers ist alles erkennbar." Dagegen seien frühere Erfahrungen mit Videokonferenzen auf analoger Basis mit verschwommenen Bildern kaum der Rede wert. Ursprüngliche Ziele, Reisekosten und Zeit zu sparen, Mehrwert zu erzielen durch komfortable Lösungen, werde jetzt Realität, erklärte er in einem Expertengespräch. "Video over IP wird außerdem eine große Zukunft im Bereich Sicherheitslösungen haben." Die Überwachungstechnik werde hiervon profitieren.

Auch auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin wird dem Fernsehen über das Internet besondere Aufmerksamkeit geschenkt, so das Handelsblatt. Und Gregor Honsel sieht in der derzeitigen Entwicklung nur den Startschuss für eine Auseinandersetzung zwischen TV-Kabelgesellschaften und Telekommunikationsanbietern: "Die Kabelnetzbetreiber bieten seit längerem Paket-Angebote aus Fernsehen, Internet und Telefon an. Sie wildern somit direkt im Stammgeschäft von Telekom & Co. Diese wiederum wehren sich nun, indem sie mit IPTV den Kernbereich der Kabelfirmen - nämlich die Übertragung von Fernsehkanälen - angreifen", schreibt er in der Zeitschrift Technology Review http://www.heise.de/tr . Noch lasse sich allerdings nicht ausmachen, "wer Jäger und wer Gejagter ist." Wenn über den IPTV-Kanal exklusive Inhalte verbreitet werden könnten, dürften die etablierten TV-Stationen wohl die Leidtragenden sein. "Das Fernsehen der Zukunft wird stärker von den Spielregeln des Internets beherrscht. Vom zentralen Leitmedium wird es zu sich zu einem ganzen Bündel von Darstellungsformen aufweiten - vom selbstgedrehten Drei-Minuten-Video auf Youtube bis zum kostenpflichtigen Download des Hollywood-Blockbusters in höchster Qualität", so Honsel.







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