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Der Heuschrecke schmeckt Papier sehr gut

MEDIENTAGE MÜNCHEN 2006 vom 18. bis 20. Oktober Panel 1.2 Printgipfel
München – Ein Großteil der Printbranche hat die Talsohle durchschritten und nimmt mit neuen Produkten den Wettbewerb im digitalen Zeitalter auf. In ungemein positiver Stimmung berichteten Experten beim Printgipfel der MEDIENTAGE MÜNCHEN vom Wandel der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, die als zukunftsorientierte Medienhäuser den Konsumenten auf verschiedenen Kanälen bedienen.

In der Konkurrenz durch Internet und andere neue, digitale Medien sieht Staatsminister Eberhard Sinner, Leiter der bayerischen Staatskanzlei, keinerlei Anlass für Panik in den Reihen der Verleger. Ganz im Gegenteil: In seiner Eröffnungsrede beim Printgipfel der MEDIENTAGE MÜNCHEN hob der Politiker die Chancen heraus, die sich aus der Kombination von Printprodukten und Online-Diensten ergeben. Durch die Kernfunktionen Orientierung und Vorauswahl, so Sinner, seien Zeitungen und Zeitschriften durchaus wettbewerbsfähig im digitalen Zeitalter. In der Cluster-Strategie des Freistaates Bayern sei die Branche als exzellentes Wachstumsfeld; identifiziert worden. "Mit der anstehenden Novelle des Medienrechts wollen wir unternehmerische Kräfte entfesseln", versprach der Staatsminister, der zu viele Hindernisse; bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen sieht.

Ebenfalls einen Änderungsbedarf in den Gesetzen sieht Dr. Hermann Balle. Der Verleger des Straubinger Tagblatts und Vorsitzende des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV) forderte eine mittelstandsfreundliche Politik und eine Berücksichtigung der Printhäuser bei der Vergabe von digitalen Ressourcen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", versicherte Balle und zeichnete ein Bild des Wandels in der Branche, die sich nach den Krisenjahren neu aufstellt. Print sei nicht nur Urgestein, sondern auch Herzstück der Medien und schicke sich nun an, über zusätzliche Verbreitungswege wie Online, SMS, Audio sowie Video und auf mobilen Empfangsgeräten Inhalte zu verbreiten. Der Verbandschef nahm jedoch nicht nur eine betriebswirtschaftliche Sichtweise ein, sondern erinnerte auch an die zentrale Funktion von Zeitungen und Zeitschriften in der Demokratie.

Ein Beispiel für den neuen Umgang mit Themen und Inhalten lieferte in der anschließenden Diskussion der Zeitschriftenvorstand von Gruner + Jahr, Dr. Bernd Buchholz. Das soeben gestartete Magazin
"Dogs" werde durch eine Fernsehshow bei Vox und einem Internetauftritt begleitet. "Wir erleben seit Jahren strukturelle Veränderungen", analysierte Buchholz, der auf dem Printmarkt allein keine Wachstumsmöglichkeiten erkennt. Vielmehr sei die Branche durch Verdrängungswettbewerb und Sättigung gekennzeichnet. Der Printmanager forderte seine Kollegen dazu auf, sich neu zu orientieren, um zusätzliche Erlösquellen zu erschließen. Kritisch äußerte sich auch Gerd Edlinger, Geschäftsführer bei Fellner Medien in Wien, die jüngst mit Österreich eine neue Tageszeitung auf den Markt gebracht haben. "Wenige Industrien sind so innovationsfeindlich wie die Zeitungen", behauptete Edlinger, dessen neues Produkt mit einer Auflage von 350.000 Exemplaren durchaus ein Erfolg sei. Eine Art von Dornröschenschlaf, der bis vor wenigen Jahren angedauert habe, bescheinigte auch Dr. Richard Rebmann der Branche. Der Verleger (Schwarzwälder Bote) und Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sieht jetzt jedoch eine große Innovationskraft geweckt. Die Branche habe durchaus Zukunft, betonte Rebmann, der deshalb auch nach wie vor eine Ausbildung als Printjournalist empfehlen könne. Geradezu euphorisch schilderte auch Ulrich Reitz die aktuelle Situation. "Wir erleben eine Gründerzeit, wie es sie seit 1948 nicht mehr gegeben hat", sagte der Chefredakteur der Westdeutschen

Allgemeinen Zeitung (WAZ). Reitz zeichnete das Bild eines Redaktionsalltags, in dem ein Channel-Manager am lokalen News-Desk die Inhalte und deren Aufbereitung für verschiedene Medien wie SMS, Internet oder Video steuere. "Der Hauptjob ist aber, die Tageszeitung unverwechselbar zu machen", betonte der WAZ-Chefredakteur. "Was helfen elf Milliarden Internet-Sites in Schnaitzlreuth?", fragte Michael Grabner rhetorisch. Der stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck unterstrich die Bedeutung von Journalisten, die aus der Informationsflut die tatsächlich wichtigen Nachrichten herausfiltern, zusammenfassen und verständlich erläutern können. Grabner betonte wie im vergangenen Jahr beim Printgipfel der MEDIENTAGE MÜNCHEN, dass er den Verkauf der Berliner Zeitung bereue. "Wir hätten lieber fusioniert", sagte der Manager, der die BZ als "wunderbare Zeitung" lobte. Gekauft wurde die BZ von der Investorfirma Veronis Suhler Stevenson, deren Managing Director ebenfalls am Printgipfel teilnahm. "Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht", betonte Dr. Johannes von Bismarck. Sein Unternehmen habe erheblich in Druck- und IT-Technologie investiert und zudem ein Online-Stadtportal gekauft, um das Medienangebot abzurunden. "Der Heuschrecke schmeckt Papier sehr gut", so von Bismarcks Fazit.


Veranstalter des Kongresses der MEDIENTAGE MÜNCHEN sind die DVB Multimedia Bayern GmbH und gotoBavaria, eine Abteilung des FilmFernsehFonds Bayern. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN werden unterstützt von der Bayerischen Staatskanzlei und der Bayerischen Landeszentrale
für neue Medien (BLM).

Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.medientage.de.
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Über Medientage München GmbH

Die Medientage München GmbH ist Veranstalter der MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie weiterer hochkarätiger Fachveranstaltungen. www.medientage.de