print logo

Androiden-Invasion könnte Apple-Herrlichkeit beenden

Was Konzernchef Jobs nicht gefällt, fällt durch.
Gunnar Sohn | 18.02.2011
Apple-Chef Steve Jobs ist ein schöpferischer Unternehmer, wie ihn der Ökonomen Joseph Schumpeter beschrieben hat. Das werden selbst seine ärgsten Kritiker und Konkurrenten nicht bestreiten. Ein Innovator wie Jobs zeichnet sich vor allen Dingen durch die Kunst der Kombinatorik aus. Innovationen entstehen eben nicht nur durch Erfindungen: So sah es jedenfalls Schumpeter in seinem Werk „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“, erschienen vor knapp 100 Jahren: „Nur dann erfüllt er (der Unternehmer) die wesentliche Funktion eines solchen, wenn er neue Kombinationen realisiert, also vor allem, wenn er die Unternehmung gründet, aber auch, wenn er ihren Produktionsprozess ändert, ihr neue Märkte erschließt, in einen direkten Kampf mit Konkurrenten eintritt“, schreibt Schumpeter.
Routineunternehmer ist kein Innovator

Innovatives Unternehmertum unterscheidet sich dabei deutlich vom Routineunternehmer, der auf überkommenen Grundlagen arbeitet und nie Neues schafft. Aus altbekannten Techniken wie W-LAN, MP3 und Bewegungssensoren schuf Apple neue Geräte mit Kultfaktor. Und auch das benutzerfreundliche Design ist keine Kreation aus Cupertino. Der Steve Jobs-Konzern folgt konsequent dem Less-and-More-Diktum des genialen Industriedesigners Dieter Ram, der in den 1960er und 1970er Jahre bahnbrechende Produkte für die Braun AG schuf. Und was noch wichtiger für die Erfolgsstory von Apple ist: Jobs erzeugt neue Märkte. Der dynamische Unternehmer orientiert sich nicht primär an gegebener oder unmittelbarer Nachfrage des Konsumenten, sondern „er nötigt seine Produkte dem Markte auf“, so Schumpeter. Das ist Steve Jobs mit Produkten und Diensten für das 3G-Mobilfunknetz sowie für den Tablet-PC-Markt gelungen.

Bis 2006 hatten es die Netzbetreiber und auch die Hersteller nicht geschafft, attraktive und leistungsfähige Endgeräte bereitzustellen. Betreiber und Hersteller zerhackten sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Man sprach vom UMTS-Debakel. Es existierten keine überzeugenden Dienste, die mobiler Datenverkehr mit höheren Bandbreiten auf einem Handy oder Smart Phone erfordern. Steve Jobs schafft neue Märkte

Erst mit dem iPhone-Marktstart entfaltete sich das mobile Web, entstand die App-Economy und eine Flut von neuen Smartphones. Noch im vergangenen Jahr sprach das Handelsblatt von der iRevolution. Das Apple-Handy sei nicht nur schick, es stehe für Innovation, für einfache Informationstechnologie – und die künftige IT-Welt, das gesamte Netz-Angebot, alle Dienstleistungen auf einem Gerät. Einfache und kostengünstige Entwicklerwerkzeuge sowie neue Vertriebsformen über das weltumspannende Netz schufen eine Ökonomie mit neuen Regeln, in gewisser Weise sogar eine neue Welt. Alte Grenzen wie die zwischen Telefonie und Computer oder Fernsehen würden sich auflösen, oder es gibt sie gar nicht mehr. Weltweit habe niemand so erfolgreich wie Apple das Zusammenwachsen – im Fachjargon Konvergenz – von Hardware, Software und Inhalten umgesetzt.

Folgt man den Analysen der Wirtschaftswoche zur Mobile World Conference in Barcelona, dürfte die Apple-Herrlichkeit bald vorbei sein: „Vier Jahre war nur Apple angesagt. Jetzt übernehmen Android-Handys den Markt. Bald soll Googles Software auch in Millionen Autos, Fernsehern und Tablet-Rechnern laufen. Android wird das Windows der mobilen Ära – und der Suchkonzern mächtiger, als Microsoft je war“, prognostizieren die Wiwo-Redakteure Thomas Kuhn und Andreas Menn. Android habe seit seinem Debüt im Oktober 2008 eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben: Bereits auf jedem dritten Smartphone, das im vierten Quartal 2010 weltweit verkauft wurde, lief Android, meldete der US-Marktforscher Canalys. Und bei Tablet-PCs, den neuen flachen Internet-Computern vom Schlage iPad, erreichte Android im gleichen Zeitraum schon 22 Prozent Marktanteil, so die Experten von Strategy Analytics. Mit dem offenen Ansatz grenze sich Google radikal von Apple ab. Der Rivale habe sein Betriebssystem iOS richtiggehend eingemauert. Apple bestimme en détail, wie Handy, Betriebssystem und auch die Programme auszusehen haben, die auf den Geräten laufen. Was Konzernchef Jobs nicht gefällt, fällt durch.

Weiter zu Seite 2 von 3
http://www.marketingit.de/content/wissen/androiden-invasion-koennte-apple-herrlichkeit-beenden;73515