Mobility-Branche im Umbruch
Die Karten im deutschen Mobilitätsmarkt werden neu gemischt: Zu diesem Urteil kommt eine Entscheiderbefragung der Münchner Strategieberatung The Nunatak Group, die gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführt wurde. Nachdem Nunatak bereits im letzten Jahr durch eine vielbeachtete Studie zum Thema New Urban Mobility rund um Micro Mobility und E-Scooter die richtungsweisenden Trends des Sektors analysiert hat, wurden nun im Rahmen der #NextLevelDigital-Studie 230 Top-Manager aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 30 Millionen Euro befragt.
Zwei von drei Führungskräften (67 Prozent) aus Mobility-Unternehmen gehen dabei sowohl im traditionellen Automotive-Sektor, als auch im New Mobility Markt von einer zunehmenden Konsolidierung, beschleunigt durch Corona, aus. Drei von vier Führungskräften gehen sogar von verstärkten Insolvenzen aus. Entscheidender Wettbewerbsfaktor, das macht die Umfrage deutlich, wird sein, wie schnell Unternehmen die digitale Transformation intern weiter vorantreiben und sich den veränderten Marktgegebenheiten anpassen können. 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass zukünftig ein noch stärkerer Ausbau digitaler Geschäftsmodelle für den Erfolg entscheidend sein wird. Potenziale sehen die Mobility-Manager darüber hinaus in den Bereichen Datenstrategie und einer konsequenten Ausrichtung zum Kunden hin.
„Wir beobachten eine immer stärkere Nutzerzentrierung sowie ganzheitliche Erweiterung des bestehenden Angebots. Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen des Alltags verlangen Konsumenten nun mehr denn je ein umfassendes, multimodales Mobilitätsangebot, das über den öffentlichen Nahverkehr, Autos und das Fahrrad hinausgeht und maximale Flexibilität garantiert. Anbieter müssen noch konsequenter aus der Nutzersicht heraus Produkte und Dienstleistungen entwickeln“, so Patrick Simon, Senior Consultant Digital Strategy bei The Nunatak Group.
Die beschriebenen Veränderungen am Markt werden weiterhin durch drei Megatrends mitgeprägt:
Connected Mobility: Über das Fahrzeug verfügbare Digitalservices – wie sie beispielsweise der diesjährig neu aufgesetzte Connected Drive Store von BMW oder der myAudi Store bieten – gewinnen wesentlich an Bedeutung. Dadurch ist auch nach dem Fahrzeugkauf eine Erweiterung des Funktionsumfangs z.B. durch Hinzubuchen von Fahrerassistenzsystemen möglich. Auch wenn sich Automotives aktuell noch schwer tun diese digitalen Services gewinnbringend zu vertreiben, wird ihr Anteil an der gesamten Wertschöpfungskette perspektivisch steigen, während er im Gegenzug bei physischen Komponenten rückläufig sein wird.
Shared Mobility: Aktuelle Befragungen, die die Veränderungen im Mobilitätsverhalten vor und nach der Corona-/ Lockdownphase beleuchten, belegen eindeutig, dass der ÖPNV nur schleppend seine Auslastung steigern kann. Hingegen hat der Individualverkehr wieder schnell an Bedeutung gewonnen – vor allem zugunsten des Autos. Doch auch hier bahnt sich eine Verschiebung an: Angebote wie Bike-Sharing und E-Scooter werden im Mobilitätsmix zunehmend die Fahrten im eigenen Auto ergänzen.
Electric Mobility: Gefördert durch die Bundesregierung, investieren die deutschen Automobilhersteller im Bereich der Elektromobilität und bringen vom Kleinwagen bis zum Premium Elektro SUV zahlreiche neue Hybrid- und Elektrofahrzeuge auf den Markt. Zusammen mit einem stärker wachsenden Umweltbewusstsein gewinnt Elektromobilität weiter an Popularität.
„Corona hat gezeigt, wie schnell langjährig manifestierte Strukturen und Werteversprechen aufgebrochen werden können. Kundenanforderungen ändern sich schneller als je zuvor. Die Antwort kann nur ein konsequenter Customer First-Ansatz sein“, so Jan-Hennig Jestädt, Project Manager bei The Nunatak Group.