Recruiting der Zukunft: Virtuelle Bewerbungen haben sich bewehrt
Nicht nur das Arbeiten hat sich in den letzten Wochen in die eigenen vier Wände verlegt. Auch der Bewerbungsprozess wurde von physischen in virtuelle Meetingräume verlegt. Marco Garbrecht, Director Recruiting und Employer Branding von Trusted Shops, teilt seine Erfahrungen mit dem neuen Verfahren und zeigt Vor- und Nachteile auf.
Worauf muss man als Bewerber achten?
Ob im virtuellen oder im persönlichen Interview, jeder Kandidat sollte immer er selbst sein. Klar, sind wir auch an den Fähigkeiten und Erfahrungen der Kandidaten interessiert, aber vor allem an seiner Persönlichkeit. Denn Fähigkeiten kann man erlernen, das richtige Mindset muss man jedoch mitbringen. Letztlich hat das wenig mit Positionierung zu tun, eher etwas mit Authentizität gepaart mit „viel Bock auf den Job“.
Was ist für sie in einem solchen Prozess anders?
Wir haben unseren Recruitingprozess vom ersten Interview bis zum Praxistag komplett virtuell umgestellt und wo nötig angepasst. Die fachlichen Fähigkeiten und auch die Erfahrung der Kandidaten lassen sich ebenso virtuell herausfinden. Aber neben der fachlichen Eignung ist uns besonders wichtig, dass sich (neue) Mitarbeiter bei uns und in ihrem Team wohlfühlen. Denn nur dann kann sich jeder Einzelne verwirklichen und wachsen. Das ist tief in unseren Unternehmenswerten verankert. Den Trusted Shops Spirit virtuell rüberzubringen, ist extrem schwierig. Unsere Recruiter sind von je her darauf geschult, den jeweiligen Job ebenso authentisch und mit entsprechendem Charme unseren Kandidaten zu spiegeln. Zusätzlich organisieren wir – wenn möglich – virtuelle Teamlunches oder längere Kaffeepausen im Rahmen der Praxistage, damit der potenzielle neue Kollege ein Gefühl für das Team bekommt und wir eins für ihn.
Bisher ist das Feedback der Kandidaten hierzu sehr positiv, aber es fällt auch manchen von ihnen schwerer sich auf ein virtuelles Kennenlernen einzustellen. Kurzum: Ich glaube wir sind in der Lage viele Facetten des Kandidaten auch remote zu sehen – schwieriger ist es da eher für den Kandidaten selber auch bei uns ausreichend hinter die Kulissen zu gucken. Hier ist es unser Ziel maximale Transparenz zu gewährleisten und unsere operativen Recruiter lernen jeden Tag dazu wie das immer besser funktioniert.
Wie muss man sich solch ein Remote-Gespräch vorstellen?
Gerade unser Praxistag ist seit jeher eine wichtige Entscheidungsgrundlage und vor allem darauf ausgelegt, die Person hinter dem CV kennenzulernen und ihr auch die Chance zu geben, in Trusted Shops, unsere Kultur und das potenzielle Team einzutauchen. Das funktioniert remote tatsächlich genauso gut wie persönlich vor Ort. Zudem versuchen wir natürlich über entsprechende Arbeitsproben sowie Diagnostiktools das Risiko unserer Entscheidungen zu minimieren. Das haben wir aber auch bereits vor Corona schon so gehandhabt und haben hier nicht allzu viel Umstellung hinnehmen müssen. Somit brauchen wir keine zusätzlichen Absicherungen und sprechen auch in der jetzigen Phase weiterhin Jobangebote aus.
Ist ein solches Verfahren in Hinblick auf Diversität gerechter?
Wir leben Diversität und unsere Internationalität. Remote Recruiting hat darauf keinen anderen Einfluss als klassisches Recruiting. Aber es erleichtert Kandidaten den Prozess, die noch nicht in Köln oder an einem unserer internationalen Standorte wohnen. Sie sparen sich die Anreise und nehmen den Prozess als sehr effizient wahr. Langfristig wird die Situation aber zwangsläufig einen positiven Effekt auf unsere Diversität haben, weil wir noch besser und effizienter auf internationale Talente zugehen werden. Die Learnings, die wir bis heute bereits gesammelt haben, werden sich hierbei positiv auswirken.
Gibt es schon Erfahrungen mit solchen Prozessen?
Der persönliche und direkte Kontakt zum Kandidaten ist uns immer wichtig, weshalb wir potentielle Mitarbeiter spätestens zum Praxistag in unsere Firmenzentrale nach Köln eingeladen haben. Durch die sehr guten Erfahrungen der letzten Wochen werden wir Kandidaten in Zukunft sicherlich auch unseren Remote Prozess ermöglichen, wenn gewünscht. Dennoch freue ich mich auch darauf, hoffentlich schon bald wieder zukünftige Talente im Büro begrüßen zu dürfen – nur mit dem Handschlag wird’s wohl bis auf Weiteres nichts.