Startups in London und Berlin als innovative Vorreiter in der Krise
Die Auswirkungen von Covid-19 sind auf der ganzen Welt zu spüren. Immer mehr Unternehmen haben reagiert, sich auf den veränderten Markt eingestellt und rasch ihre Geschäftsmodelle angepasst. Das Ziel lautet: den Kampf gegen das Coronavirus und lokale Gemeinschaften unterstützen.
Anstatt der Produktion von Spirituosen oder High-End-Mode werden in den Fabriken Händedesinfektionsmittel und Masken hergestellt. Multinationale Automobilkonzerne wie Mercedes arbeiten mit dem University College London zusammen, um Beatmungsgeräte zu entwickeln. Startups auf der ganzen Welt nutzen ihre Flexibilität und passen sich an die neue Situation an, erweitern ihr Produktangebot oder ihre Dienstleistung.
Londoner sowie Berliner Startups in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Medtech, Edtech und Fintech haben sich dieser Herausforderung bereits frühzeitig gestellt. In den letzten Wochen gab es in beiden Städten viele Unternehmen, die als Reaktion auf die Covid-19-Krise Widerstandsfähigkeit und Innovation bewiesen haben.
Medizin: Unterstützung an vorderster Front
Health-Apps wie Ada Health und Babylon Health möchten den derzeitigen Druck auf die öffentlichen Gesundheitsdienste verringern. Beide Startups führen neue Funktionen in ihre Apps ein, die Nutzer dabei unterstützen sollen, einfache Symptome von Covid-19 zu erkennen. Die Mitfahrdienste ViaVan und Ola bieten kostenlose oder ermäßigte Fahrten für Mitarbeiter des Gesundheitswesens an.
Um das britische Gesundheitssystem NHS zu unterstützen, gehen Unternehmen neue Wege: Das 3D-Druckstudio Hobs 3D konzentriert sich nun auf die Herstellung von Atemschutzventilen und -masken. Ein Arzt für Notfallmedizin gründete DeliverAid, eine Plattform, die Mahlzeiten für NHS-Mitarbeiter bereitstellt und lokale Lebensmittelhändler unterstützt. Die Lieferservice-App Deliveroo spendet 500.000 kostenlose Mahlzeiten an den NHS, während Fully Charged Mitarbeitern des NHS in London kostenlos Elektrofahrräder zur Verfügung stellt.
Lernen: Sprachkompetenz für zu Hause
Da die Schulen in England weiterhin geschlossen bleiben und auch in Deutschland Schulen zunächst sukzessiv öffnen werden, stellen Edtech-Firmen ihre Plattformen für eine kostenlose Nutzung zur Verfügung, um die Schüler zu Hause zu beschäftigen. So hat beispielsweise Lingumi, eine App aus London zum Englischlernen für Vorschulkinder, kostenlose Pakete und Videos entwickelt. Die Berliner Sprachlern-App Babbel bietet allen Schülern und Studenten einen kostenlosen Zugang für einen Monat.
Technik: Schwarmwissen für kreative Lösungen
Online-Hackathons, bei denen nach Lösungen für Covid-19 gesucht wird, finden vermehrt statt. The Global Hack, der vom 13. bis 15. März stattfand, brachte 15.000 Programmierer, Ingenieure und Designer aus der ganzen Welt zusammen. In Deutschland nahmen beim 48-stündigen WirVsVirus-Hackathon 48.000 Menschen teil mit der Mission gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Anfang April launchte das britische Unternehmen Dataswift Hack from Home, einen globalen virtuellen Hackathon, um technologische Lösungen im Kampf gegen die Verbreitung von Covid-19 zu finden.
Startup-Coaching: Hilfe aus den eigenen Reihen
Durch neue Projekte von Unterstützungsnetzwerken können Startups Online-Mentoring und -Coaching nutzen, um sich den aktuellen Märkten anzupassen und die Krise zu überstehen. Zudem bieten einige bestehende Dienste ihren Service pro bono an: Coaches und Mentoren der Berlin Startup School stellen beispielsweise kostenlose Online-Beratung zur Verfügung und All Together unterstützt in Großbritannien durch Pro-Bono-Coaching und Geschäftsberatung von der Pandemie betroffene Unternehmen.
Laura Citron, CEO bei London & Partners meint: “Wir sind beeindruckt von der Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft, die Unternehmen in der globalen Pandemie an den Tag legen, um anderen zu helfen und ihre Communities zu unterstützen. Von neuen Möglichkeiten der Lebensmittelversorgung für Mitarbeiter an vorderster Front über neue Plattformen für gesundheitstechnische Anwendungen bis hin zu 3D-Druckereien, die Masken für den NHS herstellen, gibt es viele Beispiele von Unternehmen aus London und Berlin, die belastbar und anpassungsfähig sind, und mit ihren Lösungen uns alle in dieser Zeit unterstützen. London & Partners arbeitet eng mit Londoner Unternehmen und ihrem internationalen Netzwerk zusammen, um Unterstützung und Hilfe in der gegenwärtigen Krise zu leisten, wo immer wir können.”
Eric Savant, Managing Director bei Hobs 3D fügte hinzu: "Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung, deshalb möchten wir mit unseren Ressourcen alles tun, um denjenigen zu helfen, die es am dringendsten benötigen. Wir haben unterschiedliche Versionen von Atemschutzventilen und -masken sowie tausende von Visieren für den NHS entwickelt und produziert. Wir nutzen dafür die Kenntnisse, Kontakte und Kapazitäten des gesamten Teams, um weiterhin Gutes zu tun und hoffen dadurch Leben zu retten".
Dr. Claire Novorol, Mitbegründerin und Chief Medical Officer bei Ada Health erklärt: "COVID-19 hat sich so schnell ausgebreitet, dass es zu einer Herausforderung für unsere Gesellschaft und das Gesundheitswesen wurde. Wir glauben daran, als Healthcare-Unternehmen das NHS mit digitalen Lösungen unterstützen zu können. Unser COVID-19 Screener bietet Nutzern einfache Verhaltensregeln für Menschen, die befürchten sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. So möchten wir dazu beitragen, die Belastung der Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu verringern. Wir haben ein spezielles COVID-19-Reaktionsteam eingerichtet und arbeiten weiterhin eng mit unseren medizinischen und technologischen Experten zusammen, um die Qualität unserer Plattform sicherzustellen."
Einige Beispiele von Startups in London und Berlin, die auf die Covid-19-Krise mit innovativen Lösungen reagiert haben:
Ada Health
Das in Berlin gegründete Health-Startup Ada Health hat einen kostenlosen globalen COVID-19 Screener entwickelt. Menschen können mit diesem ihre Symptome erkennen und erhalten Handlungsempfehlungen. Der detaillierte Fragenkatalog der App ist gemeinsam mit medizinischen Experten entstanden. Die Plattform möchte die Gesundheitssysteme entlasten, indem sie Unterstützung und Lösungen für Menschen anbietet, die nicht als Risikogruppe zählen.
DeliverAid
Ein Londoner Arzt für die Versorgung von Notfallpatienten gründete das Projekt DeliverAid, um das NHS-Personal im Einsatz zu versorgen und gleichzeitig lokale Lebensmittelhändler zu unterstützen. DeliverAid hat sich mit Cafés, Restaurants und Caterern zusammengetan, die die aktuell geschlossen sind, und überzeugt, das NHS-Notfallpersonal zu versorgen. Die Online-Plattform finanziert sich über Spenden und unterstützt direkt das NHS-Personal und lokale Lebensmittelunternehmen.
Ylenia Gortana
Das Berliner Modelabel Ylenia Gortana ist berühmt für sein Wear Tec Sortiment, darunter eine modische Tech-Jacke, die mit Sensoren ausgestattet ist, um als Musikinstrument zu fungieren. Das Unternehmen hat sich angesichts der aktuellen Situation von der Herstellung von Luxusbekleidung abgewandt und produziert und verkauft nun handgemachte chirurgische Masken.
Hobs 3D
Ein 3D-Druck-Studio in London, das normalerweise große lebensechte Modelle von Bauplänen herstellt, druckt nun Atemschutzventile und -masken für den NHS. In Zusammenarbeit mit universitären Forschungsabteilungen im Vereinigten Königreich hat Hobs 3D Prototypen gebaut und Modelle hergestellt, die in Krankenhäusern für Covid-19-Tests eingesetzt werden.
Babylon Health
Das Londoner Healthtech Unicorn Babylon Health hat seiner Healthcare-App den neuen Dienst COVID-19 Care Assistant hinzugefügt. Kunden erhalten aktuelle Informationen rund um das Coronavirus, einen Symptomprüfer und eine Live-Chat-Funktion, um individuelle Unterstützung zu bekommen. Die App bietet damit Menschen, die nicht zur Risikogruppe zählen, eine Möglichkeit, ihre Symptome auf COVID-19 zu testen. Somit können sich Ärzte auf die Bedürftigsten konzentrieren.
ViaVan
Die Berliner Mitfahrzentrale hat sich mit der Berliner Verkehrsbetriebe BVG zusammengetan, und bietet Gesundheitspersonal kostenlose Fahrten an. Zwischen 21.00 und 5.30 Uhr befördert ViaVan bis zu drei Fahrgäste pro Fahrzeug zu ihrer Schicht bzw. nach Hause.
Starling Bank
Eines der führenden Londoner Fintech-Startups hat die ‘Connected Card’ eingeführt, eine Ersatz-Debitkarte, die Kunden mit ihrem bestehenden Konto verknüpfen und an vertrauenswürdige Dritte weitergeben können. Freunde oder Nachbarn können im Namen des Kontoinhabers für Besorgungen und Einkäufe bezahlen. Die Karte reduziert den Bedarf an Banküberweisungen, Schuldscheinen sowie Bargeldzahlungen und ist nur für Einkäufe in Geschäften verwendbar.
InkPact
Ein Tech-Startup, das zwischenmenschliche Beziehungen durch handgeschriebene Briefe fördert, hat die #CoLoveLetters Kampagne ins Leben gerufen. Das Londoner Unternehmen InkPact verschickt kostenlos 2.000 handgeschriebene Briefe an diejenigen, die lebenswichtige Gesundheitsleistungen erbringen oder isoliert sind, um diese Menschen aufzumuntern. Die Briefe können entweder an Individuen oder an eine Organisation geschrieben werden
Babbel
Die kostenpflichtige App zum Deutschlernen stellt ihre Dienste weltweit einen Monat lang kostenlos für Schüler und Studenten zur Verfügung, die von Schul- oder Universitätsschließungen betroffen sind. In den USA können Studenten an Hochschulen sogar drei Monate lang kostenlos auf Babbel-Unterricht zugreifen.
ArtNight
Das Berliner Startup ArtNight fuer einzigartige Kunst-Workshops, bietet seine ArtNight-Erlebnisse nun live online an. Video-Tutorials und Live-Streams bringen die Kunst-Workshops zu den Teilnehmern nach Hause, und sogar die Mal-Kits werden im Voraus an die Haustür der Kunden geliefert.