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20.000 offene Stellen für IT-Experten – trotz Krise

BITKOM-Studie: Bedarf an IT-Fachleuten weiterhin hoch. Gehälter in der Hightech-Branche bleiben stabil.
bitkom | 10.11.2009
Berlin, 10. November 2009
In der deutschen Wirtschaft gibt es aktuell rund 20.000 offene Stellen für IT-Experten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Hightech-Verbands BITKOM. An der repräsentativen Untersuchung nahmen mehr als 1.500 Unternehmen teil. „Der Bedarf an IT-Experten ist trotz der angespannten konjunkturellen Lage sehr hoch“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Drei Viertel der Hightech-Firmen und gut die Hälfte der Anwender von Informationstechnik haben in den vergangenen zwölf Monaten IT-Fachleute eingestellt. Jede dritte Firma beklagt, dass es nach wie vor einen Mangel an IT-Experten gibt. Scheer: „Selbst die schwerste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik hat nicht zur Beendigung des Fachkräftemangels geführt. Das Problem wird noch massiver, sobald die Konjunktur wieder anzieht.“ Daher müsse in der neuen Legislaturperiode ein Schwerpunkt auf der Bildungs- und Zuwanderungspolitik liegen.

Von den 20.000 offenen IT-Stellen entfallen nach den Ergebnissen der BITKOM-Studie 13.000 auf die Anwenderbranchen. Weitere 7.000 Jobs sind in der ITK-Branche selbst frei, davon 5.500 bei Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen. Gesucht werden in erster Linie Software-Entwickler. 61 Prozent der IT-Unternehmen mit offenen Stellen suchen Fachleute, die an der Planung, Erstellung und Implementierung von Software-Lösungen arbeiten. Ebenfalls starl gefragt sind IT-Projektmanager. „Es bestätigt sich der Trend, dass die Firmen überwiegend Mitarbeiter mit einer hohen Qualifikation benötigen“, sagte Scheer. Zwei Drittel der Unternehmen suchen ausschließlich nach Hochschulabsolventen.

Kaum Abstriche müssen die Beschäftigten in der ITK-Branche beim Gehalt machen. Scheer: „Die Gehälter in der Hightech-Branche sind stabil.“ In gut zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen liegen die Gehälter auf Vorjahresniveau, bei weiteren 15 Prozent steigen die Bezüge sogar. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Einstiegsgehältern. Nur bei einem Viertel der Unternehmen sinken sie. Zwei Drittel der Firmen geben an, dass ihre Einstiegsgehälter konstant bleiben, bei 5 Prozent steigen sie. Als Berufsanfänger erhalten junge Software-Entwickler in der ITK-Branche je nach Hochschulabschluss und Zusatzqualifikationen in der Regel zwischen 35.000 und 40.000 Euro brutto pro Jahr.

Vor dem Hintergrund des seit Jahren anhaltenden Expertenmangels muss aus Sicht des BITKOM die Modernisierung des Bildungssystems und der Zuwanderungspolitik mit ganzer Kraft vorangetrieben werden. „Der Koalitionsvertrag bleibt beim Thema Bildung hinter unseren Erwartungen zurück“, sagte Scheer. „Es werden zwar Ziele formuliert, diese aber nicht mit konkreten Maßnahmen und Finanzierungsvorschlägen unterlegt.“ Hierzu gehören die Steigerung der Studienanfängerzahlen, die Reduzierung der Abbrecherquoten oder die Qualitätssicherung der Lehre an Schulen und Hochschulen. „Wir hoffen, dass die Koalitionsparteien im Regierungsprogramm nachlegen“, sagte Scheer. Der BITKOM schlägt im Einzelnen vor:

Die Rolle des Bundes im Bildungssektor darf nicht weiter zurückgefahren, sondern muss gestärkt werden. Das Bundesbildungsministerium sollte mehr Zuständigkeiten erhalten, um nationale Bildungsstandards vorzugeben und praktisch umzusetzen.
MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sollten mindestens ein Drittel der Unterrichtsstunden ausmachen. Die Informatik muss in der Sekundarstufe I Pflichtfach in allen Bundesländern werden.
Start einer Qualifizierungsinitiative für MINT-Lehrer. Der Einsatz neuer Medien muss integraler Bestandteil des Unterrichts werden. Für berufserfahrene Lehrer müssen mehr Weiterbildungsangebote geschaffen werden.
Aufbau eines E-Learning-Netzwerks für Schulen, das die Erstellung, Verbreitung und Anwendung von digitalen Lerninhalten vorantreibt und in einem zweiten Schritt auf Hochschulen erweitert wird.
Sicherung von IT-Anwendungskompetenz in allen dualen Ausbildungsberufen, vom Augenoptiker bis zum Zahntechniker.

Einen echten Durchbruch verspricht der Koalitionsvertrag demgegenüber beim Thema Zuwanderung. Bürokratische Hindernisse sollen aus dem Weg geräumt und der Zuzug von Fachkräften nach „transparenten und gewichteten Kriterien“ ermöglicht werden. „Das bedeutet faktisch die Einführung eines Punktesystems, wie es der BITKOM seit Jahren fordert“, sagte Scheer. So werde erstmals eine Zuwanderung von Hochqualifizierten möglich, die sich an den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes ausrichtet und formal einfach handhabbar ist. Scheer: „Die Absichtserklärungen des Koalitionsvertrags zur Zuwanderung sollten jetzt möglichst schnell in ein Gesetz gegossen werden.“

Hinweis zur Datenquelle: In der Studie wurden vom Marktforschungsinstitut ARIS im Auftrag des BITKOM 700 Unternehmen aus der ITK-Branche und 807 Firmen aus anderen Wirtschaftszweigen befragt. Die Auswahl ist repräsentativ für die Branche bzw. für die Gesamtwirtschaft. Befragt wurden Personalverantwortliche und Geschäftsführer.

Ansprechpartner
Maurice Shahd
Pressesprecher
Wirtschaftspolitik und Konjunktur
+49. 30. 27576-114
m.shahd@bitkom.org

Dr. Stephan Pfisterer
Bereichsleiter
Personal und Arbeitsmarkt
Tel. +49. 30. 27576-135
s.pfisterer@bitkom.org

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.300 Unternehmen, davon 950 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software, IT-Services und Telekommunikationsdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für bessere ordnungspolitische Rahmenbedingungen, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine innovationsorientierte Wirtschaftspolitik ein.
Über bitkom

bitkom ist das Sprachrohr der IT-, Telekommunikations und Neue-Medien-Branche. Er vertritt mehr als 1.000 Unternehmen, davon 750 Direktmitglieder.