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BVDW kritisiert Forderung nach „digitalem Generalschlüssel“

Bundesinnenminister de Maizière will Sicherheitsbehörden Zugriff auf digitale Geräte ermöglichen. BVDW: „Fatale Gefährdung der Sicherheit“
BVDW | 07.12.2017
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Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtete, plant Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die Digitale Wirtschaft zu verpflichten, deutschen Sicherheitsbehörden den Zugriff auf vernetzte Autos, Smart-TVs und Computer praktisch per digitalem Generalschlüssel zu ermöglichen. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. kritisiert die Planungen scharf. Eine solche Hintertür sei eine massive Gefahr für die Sicherheit von kritischen Infrastrukturen.

Zur Innenministerkonferenz, die diese Woche in Leipzig stattfinden wird, soll Bundesinnenminister Thomas de Maizière eine Beschlussvorlage einbringen, die Hersteller digitaler Sicherheitssysteme darauf verpflichten soll, Sicherheitsbehörden den einfachen Zugriff auf Informationen zu ermöglichen. Nach Informationen des RND aus Kreisen des Bundesinnenministeriums falle es Ermittlern und Geheimdiensten zunehmend schwer, beispielsweise in Autos Abhörwanzen einzubauen und zu verstecken, da hier viele Fahrzeuge bei unbefugter Öffnung des Fahrzeuges eine Mitteilung an seinen Besitzer sendeten. Die Gesetzesänderung sehe vor, solche Sicherheitsmechanismen unterbinden zu können, um den Lauschangriff zu erleichtern.

„Damit öffnen wir Hackern Tür und Tor“, warnt BVDW-Vizepräsident Stephan Noller (ubirch). „Integrieren wir solche pauschalen Zugriffsmöglichkeiten in alle Systeme, ist das ein gefährliches Sicherheitsrisiko für praktisch alle Endgeräte. Ein System, für das es einen digitalen Generalschlüssel gibt, kann niemals sicher vor Angriffen von Hackern sein. Solch halbgare Schnellschüsse führen nur dazu, dass Verbraucher das Vertrauen in technische Systeme verlieren – und in diesem Fall wäre das leider sogar angebracht. Wenn staatliche Sicherheitsbehörden derart leicht Zugriff auf Geräte im privaten Raum erhalten, ist pauschale Skepsis der Bürger gegenüber Technologien rund um das Internet der Dinge vorprogrammiert.“ Wenngleich Sicherheitsbehörden hierfür weiterhin einen richterlichen Beschluss benötigten, gebe es allein wegen der technischen Möglichkeit großes Misstrauen, so Noller.

Die Experten im BVDW mahnen an, dass solche Überregulierungen technische Entwicklungen insgesamt ausbremsen würden. Achim Himmelreich (Capgemini), ebenfalls Vizepräsident des BVDW, kritisiert de Maizières rückwärtsgewandte Beschlussvorlage: „So macht Deutschland bei der Zukunft einfach mal nicht mit. Vielmehr stecken wir den Kopf in den Sand.“ Eine solche Gesetzesgrundlage würde praktisch alle Bereiche betreffen: Nicht nur vernetzte Autos, sondern ebenso private Tablets und Smartphones wie auch Smart-TVs oder digitalisierte Haushaltsgeräte. „Abgesehen davon, dass eine vorprogrammierte Sicherheitslücke gleichermaßen absurd und gefährlich ist, würden wir uns mal wieder selbst ausbremsen und im internationalen Wettbewerb an Boden verlieren“, warnt Himmelreich. Die Digitale Wirtschaft könne das nicht einfach so hinnehmen.


Hintergrund: Die Meldung des RND unter http://www.rnd-news.de/Exklusive-News/Meldungen/November-2017/De-Maiziere-will-Ausspaehen-von-Privat-Autos-Computern-und-Smart-TVs-ermoeglichen


Foto: Pixabay / qimono