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Stop: Werbeverbot!

Werbeverbote und -einschränkungen sind immer wieder das Thema in den Medien und an den Gerichtshöfen.
Sebastien Philipp | 27.06.2007
Stop: Werbeverbot!

Werbeverbote und -einschränkungen sind immer wieder das Thema in den Medien und an den Gerichtshöfen. So wird beispielsweise das Tabakwerbeverbot der Europäischen Union nach jahrelangem Hinhalten der Union auch in Deutschland umgesetzt. Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH), Philippe Léger, empfahl jüngst, die Klage Deutschlands gegen das Verbot abzuweisen. In der Regel folgt der EuGH dem Plädoyer des Generalanwalts. Bereits 2003 hatte die EU eine Richtlinie verabschiedet, die besagt, dass Werbung für Tabakerzeugnisse in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Internet sowie durch Sponsoring von Großereignissen verboten werden muss.

14% weniger Werbeeinnahmen

Verlegerverbände und die Werbeindustrie erwarten weitere EU-Verbote und -Einschränkungen nach diesen Signalen aus Luxemburg. Die angedachten Restriktionen beziehen sich auf den Bereich Alkohol- und Automobilwerbung sowie der Werbung für zuckerhaltige Lebensmittel. Der Verlags- und Werbeindustrie drohen damit Einnahmerückgänge von rund 188 Millionen Euro, den Medien von bis zu 2,7 Milliarden Euro, was einem Prozentsatz von 14 Prozent der Gesamtwerbeeinnahmen in Deutschland entspricht.

Jugendschutz

In der Konsumwelt hat Werbung eine bedeutende Stellung: Träume und Sehnsüchte werden verkauft, Prestigeansprüche bedient und Images aufgebaut. Aber hat Werbung aufgrund dieses Platzes in der Gesellschaft keine moralische Verantwortung? Darf Werbung alles? Natürlich nicht. Auch Werbung bleibt von bestimmten Regeln nicht verschont. Vor allem da, wo Werbung die gesamte Gesellschaft negativ beeinflussen könnte, muss auch der Staat eingreifen. Dabei geht es um den Schutz der Gesundheit von Jugendlichen. Für diese Zielgruppe ist es nötig, ein Werbeverbot für Alkohol und Tabak zu verabschieden. Besonders zum Schutz von Kindern und Jugendlichen muss zu präventiven Maßnahmen gegriffen werden, da sie leichter zu beeinflussen sind und gegen die Verlockungen weniger Widerstand leisten. Der durchschnittliche Gesamtkonsum von Tabak durch Werbeverbote kann bis auf sieben Prozent gesenkt werden, belegt eine Studie der Weltbank. Dieses Ergebnis bestätigt auch die Studie des Tabakkonzerns Philip Morris, die feststellt, dass werbliche Bearbeitung der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen dafür verantwortlich ist, dass der Tabakkonsum zunimmt. Bei Themen mit gesellschaftspolitischem Rang kann sich Werbung also nicht selbst regulieren, sondern gesetzliche Schranken gelten auch hier.

Pawlowscher Hund?

Andere Stimmen haben den Standpunkt, dass ein Werbeverbot für bestimmte Produktgattungen nicht sinnvoll ist. Das hängt zum einen mit der massiven Unterschätzung der Verbraucher zusammen, die in manchen Gerichtsszenarien einem Pawlowschen Hund gleichgesetzt werden und zu Marionetten der Werbung degradiert werden. Unreflektiert wird Werbung vom Konsumenten nicht verfolgt, sondern er sucht sich die Kommunikation, die am besten zu seinen Ansprüchen passt. Aus diesem Grund sollte es jedem Menschen frei stehen, selbst zu entscheiden, welche Werbung er als überzeugend empfindet, und ob er danach zur Zigarette oder zum Bier greift. Darüber hinaus schließt das demokratische Prinzip der individuellen Autonomie auch das Recht auf Informationsfreiheit ein – und das können auch schädliche Informationen sein. Sogar dann, wenn z. B. durch wiederholten Nikotin- oder Alkoholkonsum Abhängigkeiten entstehen. Der Erlass von Werbeverboten durch eine staatliche Instanz ist eine Bevormundung mündiger Bürger, die selbst über die Gefahren des Rauchens und des Alkohols für sich selbst entscheiden können.

Werbeverbote sind in dieser Form Eingriffe in die unternehmerische Freiheit, da Werbung eine notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Austauschprozessen im Dialog mit den Kunden ist. Welche Produkte die Verbraucher konsumieren wollen oder nicht, sollten in einer Demokratie die Verbraucher ohne staatlichen Einfluss entscheiden.

Die Kernkompetenzen von Philipp Seine Helden: Events & Inventives, PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Design im Print-, Online- und Film-Ber