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Mit 140 Zeichen auf der Kommunikationsautobahn -

So setzt man Twitter im Unternehmen ein
Simon Loebel | 03.08.2009
Twitter ist aktuell ja in aller Munde, sogar das TIME Magazine hat dem Service vor wenigen Tagen die Titelseite gewidmet. Und DELL verkündete vor Kurzem bereits 3 Millionen Dollar mit seinem Twitter Account verdient zu haben.

Aber was ist Twitter eigentlich? Und was macht es so besonders im Vergleich zu den „klassischen“ Online Kanälen? Twitter ist ein sogenannter Micro-Blogging Dienst – entstanden mit der Idee Nachrichten von Mobiltelefonen zu veröffentlichen. Der Dienst zeichnet sich durch die Kürze der Nachrichten – maximal 140 Zeichen sind erlaubt – und der Veröffentlichung in Echtzeit aus. Die Zahl der sogenannten Tweets – so heißen die Postings in Twitter – sind aber unbegrenzt.

Interessiere ich mich für die Tweets eines anderen Users, kann ich diesem „followen“. Ich bekomme dann alle seine Tweets in meinen Account. Gleichzeitig folgen mir natürlich auch andere User. Diese heißen dann „Follower“ und sehen meine Updates.
Follower sind einer der Multiplikatoren in der Twitter-Welt, sie sind quasi die unmittelbare Reichweite meines Accounts.

Mit dem Kürzel RT "zitiere" ich den Tweet eines anderen Twitter-ers in meine eigene Timeline. Diese „Retweets“ sehen auch wieder alle meine Follower. Wird ein Tweet oft „Retweeted“ wird er von sehr vielen Usern gelesen und erreicht damit eine enorme Reichweite.
Retweeting ist ein weiterer mächtiger Multiplikator in Twitter. Es stellt eine mittelbare Reichweite dar, die aber schnell explodieren kann.
Mit einem Hash # gebe ich meinem Tweet bestimmte Schlagworte mit. Hashs sind der dritte Multiplikator in Twitter. Viele User verfolgen Themen-Hashs und werden dadurch auf Tweets aufmerksam gemacht.
Natürlich gibt es in Twitter auch eine Suche mit der ich Volltext in allen Tweets suchen kann. Dazu muss der User nicht angemeldet sein.

Die Frage wie Twitter sinnvoll im Unternehmen eingesetzt werden kann, ist nicht leicht zu beantworten. Noch hat sich keine klare Erfolgsstrategie herauskristallisiert – selbst Twitter hat noch kein funktionierendes Geschäftsmodell gefunden. Trotzdem darf man sich dem Kanal nicht verschließen, will man dem Zug nicht irgendwann hinter herschauen.


Unternehmen sollten sich vor einem Engagement bei Twitter 5 Fragen stellen:

Frage 1: Welches Ziel soll mit Twitter verfolgt werden? Markenaufbau, Abverkauf oder Kundenbindung? Oder alles davon?

Frage 2: Hat das Unternehmen Inhalte, die Mehrwert für andere User darstellen und gleichzeitig auf die Ziele einzahlen?

Frage 3: Gibt es im Unternehmen einen Mitarbeiter der Zeit, Lust und die notwendige Schreibe besitzt, um regelmäßig zu twittern?

Frage 4: Wird das Unternehmen oder werden die Produkte bereits auf Twitter diskutiert?

Frage 5: Ist das Unternehmen und vor allem das Management bereit für Web 2.0 in seiner vielleicht extremsten Form?

Insbesondere der letzte Punkt ist nicht leicht zu beantworten. Web 2.0 ist nicht klassische PR (und schon gar keine Fake-PR) – hier gelten andere (bessere?) Regeln. Gerade im Krisenfall ist Web 2.0 ein Risiko – überstürzte Aktionen können hier verheerend wirken, fehlende Reaktionen aber auch. Um Probleme zu vermeiden: Offenheit, Ehrlichkeit und Kritikfähigkeit sind die Grundpfeiler für einen erfolgreichen Web 2.0 Einsatz.


Hat man sich für den Einsatz von Twitter entschieden und geeignete Mitarbeiter und Themen gefunden, gibt es eine Reihe von Grundregeln, die eingehalten werden sollten:

• Es muss ein Verantwortlicher benannt werden, der auch mit seinem Namen für den Account steht. Anonymität ist immer schlecht. Der Verantwortliche sollte befugt sein, im Rahmen des gewählten Themenumfelds Aussagen über das Unternehmen zu treffen.
Der Verantwortliche braucht in der Regel – es sei denn der Twitter ist sehr persönlich – mind. einen Vertreter. Twitter ist zeitaufwändig.

• Es muss ein Social Media Governance Modell entwickelt werden, das den „Aktiven“ Handlungssicherheit gibt. Twitter ist schnell, die internen Prozesse müssen es auch sein.

• Das Unternehmen sollte einen Twitter-Namen wählen, der möglichst nah an Ihrem Real(Marken-)namen ist. Keine Pseudonyme.

• Die Twitter-Seite und insb. das kleine Twitter-Visual sollte in Übereinstimmung mit dem Corporate Design des Unternehmens individualisiert werden.

• Die Tweets sollten in der Regel einen Mehrwert bieten und unterhaltsam geschrieben sein. Die 140 Zeichen sind Maximum – nur in Ausnahmefällen die Inhalte auf zwei Tweets verteilen. Dabei muss nicht immer alles total ernst sein. Es dient durchaus zur Auflockerung auch mal etwas Privates zu twittern.
Vorsicht: (Fast) Alles in Twitter ist öffentlich und wird lange gespeichert (und durch Google) gefunden. Also erst denken, dann twittern.

• Die Tweets sollten mit Links auf (eigene) Websites angereichert werden. Short-URL-Services helfen dabei in den 140 Zeichen zu bleiben. Google bewertet Twitter – trotz kürzlicher Abwertung – gut. Die Links zahlen also auf das Backlink-Konto der Website ein.

• Das Unternehmen muss regelmäßig twittern, dann wird es in der Twitter-Welt auch entsprechend wahr genommen. Einmal pro Woche ist nicht regelmäßig.

• Twittern ein Echtzeit-Medium - man sollte also Twittern, wenn die Zielgruppe online ist. Aktuelle Studien zeigen, dass ein Tweet 5 Minuten nach seiner Veröffentlichung so gut wie nicht mehr gelesen wird.

• Das Unternehmen sollte Twitter-er, die sich mit ähnlichen Themen wie Sie beschäftigen, suchen und bei diesen Follower werden. Schon bald werden diese – wenn die Tweets interessant sind - den eigenen Account „followen“.

• Aktive Beteiligung an Diskussionen und „retweeten“ von interessanten Meldungen fördert die Akzeptanz bei den anderen Twitter Usern.

Und dann heißt es dran bleiben, ausprobieren und auch mal eine Niederlage einstecken. Das führt am Ende zum Erfolg. Es gibt bei Twitter einfach noch kein Erfolgsrezept – nur Grundrezepte. Aber: Twitter honoriert inspirierende Ideen.


Als Denkanstoß – 10 Ideen, was man mit Twitter machen kann:

1. Als Berater twittert man über die Themen, in denen man sich auskennt.

2. Als Produktanbieter baut man entweder die Marke durch Geschichten und Hintergrundinfos rund um das Produkt auf…

3. …oder twittert zum Abverkauf zur richtigen Zeit aktuelle Angebote oder Neuerscheinungen…

4. …oder diskutieren auf Twitter zur Kundenbindung mit Kunden über das Produkt und die Verwendung.

5. Als Mitarbeiter der Konzernkommunikation gibt man Interessierten (Journalisten) exklusive Einblicke in das Unternehmen.

6. Als Team von Experten diskutiert man (nicht ganz so geheimes) Wissen online – und schafft sich Reputation.

7. Als Verantwortlicher für interne Kommunikation nutzt man einen Twitter Open Source-Clone zum internen Dialog.

8. Als CEO im Rampenlicht begleiten man seinen Alltag – zum Aufbau des Mythos.

9. Als Celebrity bringt man den Beweis, dass man zu den Top VIPs gehören. Noch nie war es so leicht.

10. Als Politiker verrät man Geheimnisse direkt aus der internen Sitzung. Man muss nicht mehr bis nachher warten.

Der letzte Punkt ist dabei leider gar kein Scherz. Egal ob man Twitter einsetzen will oder nicht: Jedes mittlere oder große Unternehmen benötigt Social Media Guidelines.
Aber das ist ein anderes Thema.


Fazit
Twitter alleine ist kein Social Media Marketing. Nur ein (kleiner) Baustein, der gerade mächtig gehyped wird. Man muss Twitter und andere Social Media Marketing Instrumente als Teil der integrierten digitalen Kommunikation verstehen. Dann wird man erfolgreich sein.


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