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Tipps für die Tonne LMAA

Denken Sie simpel, denken Sie pragmatisch - Wie Sie sich von den 5 häufigsten Wegwerf-Weisheiten lösen können.
Cordula Nussbaum | 27.02.2019
Tipps für die Tonne LMAA © Pixabay / Alexas_Fotos
 
Dieser Text wurde veröffentlicht in managerSeminare, Heft 251, Februar 2019


Konsequent sein, Sinn suchen, aus Routinen ausbrechen – in der Persönlichkeitsentwicklung und Unternehmensführung gibt es zahllose unhinterfragte „Weisheiten“, die bei Licht betrachtet schlicht zum Wegwerfen sind. Cordula Nussbaum hat sich die fünf prominentesten angeschaut und zeigt, wie man sie hinter sich lässt.

Die Welt ist süchtig nach How-to-do-Ratgebern: Mit 5-Punkte-Programmen, 7-Schritte-Anleitungen oder Top-10-Irgendwas suchen Menschen und Unternehmen Orientierung auf dem Weg zum perfekten Führungsstil, zu einem glücklichen Leben, zum unternehmerischen Erfolg oder zum Waschbrettbauch. Kaum ein Lebensbereich, der keine „Schritt-für-Schritt-zum-Erfolg“-Manuals auf den Markt wirft. Manchmal führen diese Manuals sogar über Jahre die Bestseller-Listen an. In ihnen zeigen uns die Gurus ihres Metiers, welcher Weg der einzig wahre ist, wenn wir reich, erfolgreich, fit, schlank und glücklich werden wollen.

Zum automatischen Erfolg führt das jedoch nicht. Auch wenn wir uns noch so sehr abmühen, den Heilslehren zu folgen, erreichen wir oft nur eins: Frust. Frust, weil wir offenbar zu doof sind, um die „ganz simplen“ Rezepte umzusetzen. Frust, weil die hochgelobten Methoden uns nicht helfen – oder im Gegenteil alles noch schlimmer machen. Und schuld sind natürlich wir – weil wir nicht genügend Disziplin haben, die Tipps einfach durchzuziehen.

Was aber, wenn wir nicht scheitern, weil wir zu blöde sind? Was, wenn die Weisheiten, die wir immer hören und lesen, einfach nicht stimmen? Zumindest nicht immer und für jeden? Dann ist es an der Zeit, diesen Schwachsinns-Tipps, die uns mehr bremsen als weiterbringen, einmal beherzt LMAA zu sagen, was für
„Loslassen macht alles anders“ steht – und natürlich nur zufällig wie die Abkürzung für „Leck mich ...“ klingt. Vor allem die folgenden fünf „Weisheiten“ sollten wir schleunigst loslassen:

WEGWERF-WEISHEIT #1

Verfolge konsequent deine Ziele!

„Erfolgreiche Menschen haben ein Ziel! Planen ist der Weg zum Erfolg.“ Jahrelang haben uns Erfolgs-Gurus eingeredet, wir sollten einem roten Faden im Leben folgen – alles andere galt als „nicht erfolgreich“. Und so war der Weg zum Erfolg ganz klar vorgezeichnet:
--> Definiere deine Ziele!
--> Erstelle einen Maßnahmenplan mit Milestones und Deadlines!
--> Ziehe diesen Plan durch!

Und? Hat das bei Ihnen so funktioniert? Bei mir nicht. Dass ich heute eine erfolgreiche Unternehmerin bin, das stand nie auf irgendeiner „Ziele-Liste“. Roter Faden? Fehlanzeige! Dennoch ging ich meinen Weg. Einen glücklichen Weg. Einen Weg ohne Listen. Ohne nach der SMART-Methode formulierte Ziele. Die Planungs-Gurus haben zwar nicht unrecht mit ihrem Ansatz – aber nur, wenn es um Ziele geht, zu dem der Weg bereits sehr gut erforscht ist. Auf einen Marathon können wir uns mit detaillierten Plänen vorbereiten. Man gibt den Tag des Wettkampfs ein, die Wunschzeit und bekommt einen Trainingsplan, um sein Zeit-Ziel mit dem entsprechenden Training zu erreichen.

Für unser Leben halte ich die Anstrengung, nach einem roten Faden zu handeln, allerdings für kontraproduktiv. Aus zwei Gründen. Zum einen hat sich unser Alltag verändert. Wir leben heute in einer agilen, dynamischen (Arbeits-)Welt, der VUKA-Welt, die geprägt ist von schnellen Veränderungen und Unvorhersehbarkeit. Nach Cathy N. Davidson von der Duke University werden 65 Prozent der heutigen Grundschüler später in Jobs arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt. Genberater? Vor dem Jahr 2001 als versponnene Science-Fiction abgetan – heute unter den Top-Ten-Berufen, mit den größten Chancen am Arbeitsmarkt. Wer unter solchen Bedingungen langfristige Ziele definiert und glaubt, diese diszipliniert umsetzen zu müssen, wird auf der Strecke bleiben. Oder wie Albert Einstein sagte: „Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum.“

Unser Leben ist ein Meer voller Möglichkeiten. Und täglich kommen neue Möglichkeiten dazu. Wer nur seinem Plan folgt, landet zwar vielleicht auf seiner angepeilten Insel, muss aber feststellen, dass diese gar nicht mehr so traumhaft ist, wie sie vor drei, fünf oder acht Jahren aussah. Oder man verfolgt einen roten Faden vom Schulabschluss über die Ausbildung rein in den Beruf – nur um festzustellen, dass die wahren Meister der Zunft in Indien oder Pakistan sitzen und für den Bruchteil unseres angestrebten Gehalts arbeiten. Jobziel: erreicht. Lebensziel: vergeigt.

Es ist eine Fehlannahme, dass wir willentlich und geplant einem roten Faden folgen können. Kurskorrekturen oder Zielveränderungen gehören heute mehr denn je zu unserem Leben. Wir brauchen den Mut, das Setup unseres Lebens nachzujustieren und uns weiterzuentwickeln. Klingt anstrengend? Das ist es nur, wenn wir das Justieren als Kampf betrachten, als Defizit. Dabei ist es im Leben wie auf dem Segelboot: Auf Kurs bleibt man nur, wenn man ständig das Steuerrad betätigt. Korrekturen gehören einfach dazu!

Träumer oder Planer?

Der zweite Grund, warum ein roter Faden der Tod von Erfolg ist: Viele Menschen fühlen sich von „klaren Zielen“ eingeschränkt. Weil sie lieber die Träumer sind, und nicht die Planer. Weil das Leben ein Meer der Möglichkeiten ist, in dem sie ntdeckungsfreudig herumpaddeln wollen. In der Persönlichkeitspsychologie können wir unterschiedliche Persönlichkeitstypen wissenschaftlich valide messen und darstellen. Für meine ersten Bücher habe ich ihnen Namen gegeben: Da gibt es die Dr. Annaliese Logisch als Protagonistin der Zahlen-Daten-Fakten-Menschen, den Otmar Ordentlich als Protagonist der systematischen Planer und Zeitmanager sowie den Marc Macher als Vertreter der zielstrebigen Antreiber. In der Welt der Kreativen Chaoten gibt es den Ideensprudler und Ausprobierer Igor Ideenreich, die lernfreudige Wanda Wills-Wissen sowie die empathische Unterstützerin Hanni Herzlich.

Jeder von uns ist in einer dieser Typenwelten zu Hause und hat entsprechend eine völlig andere Herangehensweise an das Thema „den roten Faden leben“. Und da gibt es eben auch Typen, die schlicht keinen Lebensplan brauchen, um glücklich zu werden. Sie definieren vielleicht Ziele, verfolgen sie dann aber nicht, weil ihnen durch die Festlegung die Attraktivität abhanden gekommen ist. Oder sie kommen unterwegs vom Weg ab und fühlen sich dann schlecht. Selbst wenn die neu entdeckte Alternative sehr viel schöner war – es bleibt das schale Gefühl, einfach keine Disziplin zu haben. Suchen Sie also nicht nach dem roten Faden im Ihrem Leben – weben Sie sich einen bunten! Eignen Sie sich eine gelassene LMAA-Haltung an. Denn: Abenteuer beginnen, wenn Pläne enden.

WEGWERF-WEISHEIT #2

Finde deinen Lebenssinn!


Suchen Sie nach Ihrem Sinn des Lebens? Nach Ihrer Mission auf dieser Welt? Nach dem großen Plan, weshalb gerade Sie heute und hier leben? Sicher, dass unser Tun eine gewisse Sinnhaftigkeit hat, das liegt den meisten von uns am Herzen. Deshalb ist es gut, wenn Sie herausfinden, was Sie antreibt. Nutzen Sie eine der zahlreichen Übungen aus der Weiterbildungsliteratur oder in entsprechenden Seminaren, um Ihre Motive und Ihre Werte zu benennen. Tun Sie dann jeden Tag etwas, was Ihren Motiven und Werten entspricht. Das macht Ihr Tun sinnerfüllt.

Aber lösen Sie sich von der Suche nach dem Sinn im eigentlichen Sinne. Denn Sinn muss nicht gleich die absolute Erfüllung sein oder das große Ganze oder etwas anderes, das so überhöht ist, dass man daran nur scheitern kann. „Der Sinn des Lebens besteht darin, glücklich zu sein“, sagt der Dalai Lama. „Der Sinn des Lebens besteht darin, bestimmten Augenblicken ihre Sinnlosigkeit zu nehmen“, sagt der Aphoristiker Horst A. Bruder. „Der Sinn des Lebens besteht darin, Ihre Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken“, sagt Pablo Picasso. „Der Mensch lernt zuerst, sich anzupassen, sich in Schubladen zu verstauen und so zu werden, wie es das System für ihn vorgesehen hat. Sich dagegen zu wehren, ist der Sinn des Lebens“, sagt der Aphoristiker Michél Kothe.

Äpfel statt Obst

Das klingt doch schon ziemlich praktikabel, oder? Ausbrechen aus den Schubladen – sinnvoll. Schauen Sie, was Sie gut können, was Ihnen leicht von der Hand geht, und teilen Sie das mit anderen Menschen. Sinnvoll. Sinnlose Tätigkeiten zumindest mit Liebe ausführen – sinnvoll. Oder einfach nur glücklich sein, bei was auch immer Sie tun. Auch das ist sinnvoll. Ihre Mission zu leben, etwas Sinnhaftes zu tun, muss nicht abgehoben sein. Es kann sehr pragmatisch sein. Sie wollen Gutes tun? Sie müssen nicht Mutter Teresa Konkurrenz machen. Erledigen Sie die Einkäufe für Ihre Kollegin. Oder räumen Sie Schnee in der Einfahrt Ihrer Nachbarn. Sie wollen Ihre Gabe finden? Welche Tätigkeiten gehen Ihnen leicht von der Hand? Geschichten schreiben? Kochen? Excel-Tabellen erstellen? Eine Gabe muss nichts Abgehobenes sein.

Denken Sie simpel, denken Sie pragmatisch.

Dann müssen Sie den Sinn Ihres Lebens nicht mehr suchen. Kennen Sie die Geschichte des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel vom kranken Mann, dem der Arzt Obst verordnet hatte? Man brachte ihm Äpfel, die er verschmähte, da er ja Obst wollte. Er wollte keine Birnen, er wollte Obst. Er wollte keine Pflaumen, keine Kirschen, er wollte Obst. Wenn wir nach dem Sinn des Lebens suchen, verhalten wir uns häufig wie jener Mann. Wir klammern uns an das Abstrakte und übersehen das Handfeste, das direkt vor unserer Nase liegt. Das Abstrakte kann uns natürlich den Weg weisen – aber in der Umsetzung muss es konkret werden. Greifen Sie also nach dem Apfel!

WEGWERF-WEISHEIT #3

Durchbrich die Routinen!

Routinen gelten landläufig als Dolchstoß jeglicher Veränderung. Glauben Sie auch, dass Sie Ihre Gewohnheiten ändern müssen, wenn Sie erfolgreich und glücklich sein wollen? Ich glaube das nicht! Ich glaube, dass uns Gewohnheiten erst den Freiraum geben, um uns zu verändern.

Natürlich ermuntere auch ich meine Klienten, die Dinge mal anders zu machen als gewohnt – die Plätze am Frühstückstisch zu tauschen oder statt des Lieblingsautors einen Unbekannten zu lesen. Der Grund: Neue Impulse feuern unser Gehirn an, die Synapsen bekommen was zu tun. Das macht uns kreativ und gibt uns wertvolle Impulse für Veränderungen. Wir verlassen die Denkautobahnen und biegen beherzter in die Wege des noch Unbekannten ein.

Gewohnheiten verändern ist ein prima Tipp, wenn Ihnen momentan Mut oder Inspiration fehlen. Und selbstverständlich ist es sinnvoll, ein als Gewohnheit etabliertes Verhalten, das Ihre Ziele und Wünsche torpediert, abzulegen. Dass Sie aufhören, abends Alkohol „zum Runterkommen“ zu trinken, wenn Sie Ihre Schlafprobleme lösen wollen. Oder dass Sie aufhören, Geld für Dinge auszugeben, die Sie nicht brauchen. Gewohnheiten zu ändern, um in Ihrem Leben etwas zu verändern, ist allerdings ein schlechter Tipp, wenn die einzige Konstante in Ihrem Leben momentan die Veränderung ist. Weil Ihr Beruf jeden Tag andere Überraschungen für Sie bereithält, auf die Sie reagieren müssen. Weil Sie viel unterwegs sind, ständig in neuen Städten, in neuen Hotels. Weil Sie täglich mit neuen Menschen zusammenkommen, auf die Sie sich einstellen müssen. All diese Reize erfordern im Gehirn eine enorme Rechenleistung. Somit haben Kopf und Seele keine Kapazitäten frei, die eigentlich viel wichtigeren Themen durchzudenken oder gar anzupacken.

Strukturen fürs Seelenheil

Manchmal brauchen wir die Sicherheit des Gewohnten, damit Dinge reifen können. Wir brauchen die Ruhe der Routinen, um Kraft und Selbstvertrauen wachsen zu lassen. Und das kann für Sie bedeuten, dass Sie zunächst Ihre Gewohnheiten ausbauen. Indem Sie mehr Strukturen in Ihren Alltag bringen. Denn wir Menschen brauchen Strukturen. So hat die Natur es uns vorgegeben mit Tag und Nacht und den Jahreszeiten. Doch wir Menschen haben das ausgehebelt. Tag oder Nacht? Egal! Hell ist es, wenn ich Licht anmache. Frühjahr oder Herbst? Egal! Frische Tomaten gibt es immer. Und dank projektorientierter Jobs und Digitalisierung können wir jetzt auch rund um die Uhr arbeiten, sogar im Bett noch an einer Telko in den USA teilnehmen.

Wo wünschen Sie sich momentan mehr Ruhe in Ihrem Alltag? Ruhe im Sinne von absehbaren Abläufen? Im Sinne von „Mich einfach treiben lassen können“, weil Sie nicht ständig alles neu organisieren müssen? Ruhe, weil auch die anderen Menschen wissen, was wann kommt, und Sie nicht ständig diskutieren oder sich abstimmen müssten? Schaffen Sie sich die Routinen, die Sie entlasten. Oder wie Goethe schrieb: „Alles Behagen im Leben ist auf eine regelmäßige Wiederkehr der äußeren Dinge gegründet.“

WEGWERF-WEISHEIT #4

Reflektiere dich selbst!


Selbstreflexion und Achtsamkeit sind unbestritten wichtig für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben. Man kann es aber auch übertreiben. Menschen, die zu viel nachdenken, werden unglücklich. Sie kennen das vielleicht von Kaufentscheidungen. Studien haben gezeigt: Je mehr wir abwägen, analysieren, recherchieren und bewerten, desto unzufriedener sind wir am Ende mit unserem Einkauf. Menschen, die zu viel Zeit damit verbringen gedanklich um sich selbst zu kreisen, um ihre Wünsche, Sorgen, Krankheiten, fangen an, sich überzuanalysieren und überzureflektieren. Bis sie überall die Flöhe husten hören und unglücklich sind.

Wenn sich in unserer Vorstellung die Probleme aufblähen, ist es höchste Zeit gegenzusteuern. Gönnen Sie sich Phasen der Reflexion, aber tauchen Sie danach unbedingt sofort wieder in das pralle Leben ein. Suchen Sie sich Aufgaben, die Sie ausfüllen. Hören Sie auch auf, darüber nachzudenken, warum andere Menschen Ihnen „so etwas“ antun. Nehmen Sie das Verhalten der anderen weniger persönlich: Es dreht sich auf diesem Planeten nicht alles um Ihre Person, und nicht jede Tat Ihrer Mitmenschen ist ein Angriff auf Sie. Stoppen Sie bewusst Ihre Überempfindlichkeit
gegenüber vermeintlich persönlichen Zurückweisungen, indem Sie sich immer wieder vor Augen halten: Genauso, wie Sie gedanklich um sich kreisen, machen es auch die anderen. Im Klartext: Die meisten Menschen sind vollauf mit sich selbst beschäftigt – da ist gar kein Raum, um ständig an Sie zu denken.

An schlauen Ratschlägen, wie man zu leben, zu arbeiten und zu denken hat, mangelt es nicht. Viele davon werden jedoch nur wiedergekäut, ohne je auf den Sinn geprüft zu werden. Vor allem die folgenden sieben „Weisheiten“ kann man getrost ignorieren.

1. Brich aus!
Die Welt gehört denen, die ausbrechen. Okay, aber was, wenn Aussteigen selbst schon eine Art Zwang darstellt? Wenn das Ausbrechen selbst konformistisch wird? Die einzige Antwort kann sein: Schau dir alle Trends an und überlege, was davon für dich taugt. Den Rest lass weg, aber ohne Druck und Drama. Man muss nicht gleich seinen Job kündigen oder Affenbabys füttern, um auszubrechen. Wichtiger ist, das zu tun, was man für richtig hält.

2. Geht nicht, gibt's nicht!

Du kannst alles schaffen, wenn du wirklich willst – der Spruch darf in keinem Ratgeber fehlen. Sicher, etwas zu wollen ist gut. Aber ob man seine Ziele erreicht, darüber entscheiden oft andere oder der Zufall, man selbst kann nur die Voraussetzungen schaffen. Worauf man keinen Einfluss hat, das kann man auch lassen – ohne schlechtes Gewissen, nicht genug gewollt zu haben.

3. Lass dich nicht so hängen!
Ratgeber neigen dazu, alles auf die Einstellung zu schieben. Du bist schlapp, überfordert, gereizt? Nicht immer ist die Antwort darauf, dass man an sich arbeiten muss. Manchmal ist die Ursache ganz anderer Natur: eine Allergie, schlechte Schilddrüsenwerte, falsche Ernährung. Wenn es dir über lange Zeit schlecht geht, hör auf, dich mit mentalen Kniffen zu pushen. Geh lieber ins Bett! Oder zum Arzt!

4. Du musst dir große Ziele setzen!

Shoot for the Moon und so weiter ... Er folgsratgeber empfehlen, ein großes Ziel anzupeilen, um ein kleines zu erreichen. Aber manche Menschen fühlen sich von großen Zielen eher blockiert als motiviert. Große Ziele können Angst einjagen, die jede Euphorie erstickt. Sich mit Mittelmaß zufriedengeben? Darum geht es nicht. Es geht darum anzufangen, statt zu verharren. Mach deine Ziele so groß, wie es gut für dich ist.

5. Verfolge den roten Faden!

Erfolgreiche Menschen haben ein Ziel, das sie mit allem verfolgen, was sie tun. Heißt es. Doch das Leben hat oft keinen roten Faden. In unseren schnelllebigen Zeiten gehören Kurskorrekturen und Zielveränderungen dazu. Wer immer nur auf dasselbe Ziel hinarbeitet, übersieht die Chancen rechts und links und landet am Ende vielleicht da, wo es gar nicht so schön ist, wie gedacht.

6. Raus aus der Routine!
Gewohnheiten zu ändern hilft, um neue Impulse zu bekommen, kreativer zu werden und schädliches Verhalten abzustellen. Aber das heißt nicht, dass Routinen immer schlecht sind. Wenn beruflich und privat alles ständig im Umbruch ist, sind sie ein Segen. Sie halten in Kopf und Seele die Kapazitäten frei, die man braucht, um die wichtigen Themen anzupacken.

7. Nutze die Zeit!
Die Zahl der Ratgeber zum besseren Zeitmanagement ist Legion. Doch effektiv genutzte Zeit ist nicht dasselbe wie gut genutzte Zeit. Die Schlagzahl ist kein Gradmesser des Erfolgs! Achte lieber auf die schönen Momente und die Gefühle dabei. Hör auf, jeden Tag To-do-Listen zu schreiben und die Zeit kontrollieren zu wollen. Lass mehr laufen und plane nur die wirklich wichtigen Dinge.

WEGWERF-WEISHEIT #5

Nutze deine Zeit effektiv!

Die griechische Mythologie kennt zwei Götter der Zeit: Chronos, den Gott der Zeitquantität, dem wir auch das Wort „Chronometer“ für unsere Uhren zu verdanken haben. Und Kairos, den Gott der Zeitqualität, des Augenblicks. In den letzten Jahrzehnten haben Kostendruck, Effizienzdenken und ein gestiegenes Lebenstempo vor allem Chronos das Ruder übernehmen lassen. Aussagen wie „Zeit ist Geld!“ haben uns Europäer zu Sklaven der Uhr gemacht. „Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit“, lautet ein afrikanisches Sprichwort.

Wenn es darum geht, Zeit besser zu nutzen, dann rücken Sie Kairos ins Zentrum Ihres Tuns. Lösen Sie sich von der Schlagzahl als Gradmesser Ihres Erfolges, und achten Sie mehr auf die schönen Momente und Ihre Gefühle damit. Hören Sie auf, Todo-Listen zu schreiben, machen Sie lieber eine Reisende-To-do-Sammlung. Dabei schreiben Sie alles auf, was Ihnen durch den Kopf schießt an offenen Aufgaben und Verpflichtungen, das macht den Kopf frei und sorgt allein dank des Prinzips der Schriftlichkeit für Ruhe und Gelassenheit. Schreiben Sie Ihre To-dos nicht in den Kalender, sondern in ein eigenständiges Tool, wie eine Kladde, eine App oder auf Klebe-Zettelchen. Das erspart Ihnen das nervige Übertragen unerledigter Aufgaben auf den nächsten und übernächsten Tag. Planen Sie lediglich die Aufgaben und Aktivitäten in Ihre Tage ein, die Sie unbedingt, unbedingt, unbedingt erledigen wollen oder müssen. Seien Sie hier absolut kritisch! Nicht alles, was wichtig und dringend daherkommt, eilt auch. Lassen Sie zwischen den Aktivitäten viel Luft. Je kreativ-chaotischer Ihr Alltag ist, desto mehr Luft dürfen Sie lassen.

Zeit surfen statt managen

Vertrauen Sie auf den Fluss des Lebens. „Go with the flow“ nennen es die Hawaiianer. Seien Sie aktiv und gestaltend, aber verfallen Sie nicht dem Irrglauben, alles kontrollieren zu müssen oder zu können. Lassen Sie sich auf das ein, was das Leben Ihnen vor die Füße spült. Das kann wesentlich schöner und besser für Sie sein als alles, was Sie meinen, „planen“ zu können. Kontrollieren Sie, was Sie wirklich kontrollieren können und wollen – alles andere lassen Sie laufen. Vertrauen Sie darauf, dass Sie intuitiv die richtigen Prioritäten setzen werden, und kommen Sie bei allem, was Sie tun, in einen natürlichen Flow.

Seien Sie also kein Zeitmanager, sondern lieber ein Zeitsurfer, ein Momentum-Genießer, der seine Lebenswelle in die gewünschte und damit richtige Richtung reitet. Machen Sie eine „To-feel-Liste“: Schreiben Sie auf, wie Sie sich heute fühlen möchten. Glücklich? Fröhlich? Relaxt? Dankbar? Notieren Sie rückblickend, in welchen Situationen Sie besonders glücklich (fröhlich, relaxt, dankbar ...) gewesen sind. Fragen Sie sich dann: „Was kann ich tun, damit ich mich wieder so fühle?“ Welchen Moment wollen Sie heute erleben? Das verschafft Ihnen automatisch Ihre To-feel-Liste, mit der Sie ganz einfach weitere schöne Momente in Ihr Leben holen können. Ingomar von Kieseritzky, ein deutscher Schriftsteller, hat es einmal so gesagt: „Das Leben besteht aus schönen Augenblicken, man muss sie sich nur verschaffen.“

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