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Die Bedeutung von Datenqualität im Zeitalter der DSGVO

Deutschland ist seit fast 50 Jahren in der Datensicherung führend.
Adrian Newby, Chief Technology Officer, Crownpeak © Adrian Newby
 

Deutschland ist seit fast 50 Jahren in der Datensicherung führend. Seit dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) im Jahr 1977 verfolgt das Land eine starke Tradition des robusten Datenschutzrechts. Als die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU verabschiedet wurde, war es daher keine Überraschung, dass die deutsche Regierung schnell reagierte und 2017 als erste die DSGVO mit ihren eigenen Rechtsvorschriften durch eine grundlegend überarbeitete und erweiterte Fassung des BDSG ergänzte. Es ist nicht schwer zu verstehen warum dies bei Unternehmen im Allgemeinen nicht für große Begeisterung gesorgt hat. Als letzte in einer langen Reihe von Aktualisierungen könnte die fünfte Iteration des BDSG leicht nur wie eine weitere Reihe von Hindernissen und Fallen erscheinen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. An einigen Stellen scheint es Verwirrung, Dopplungen und sogar Widersprüche zu geben. Fieldfisher, eine angesehene internationale Anwaltskanzlei mit Schwerpunkt Datenschutz, hat eine Reihe wichtiger Bereiche identifiziert, in denen DSGVO und BDSG die Dinge anders sehen. Tatsächlich ist dies jedoch, unabhängig von Ihrer Sichtweise des nationalen und EU-Rechts, eine einmalige Chance. Die Hauptziele der DSGVO und des überarbeiteten BDSG bestehen darin, bei Unternehmen und Institutionen einen strengeren Maßstab anzulegen, und dem Einzelnen eine größere Kontrolle über persönliche Informationen zu ermöglichen. In der Tat zeigt die Forschung, dass Marken die Beziehungen zu ihren Kunden verbessern, den Wert ihrer Daten steigern und alte Ängste bezüglich der Datennutzung zerstreuen können, wenn Unternehmen ihre Datenverarbeitung weiterentwickeln und mehr Transparenz schaffen. Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang untersuchen, wie die beiden Rechtsordnungen die Datenqualität zum Besseren verändern werden. Neuordnung von Datenspeichern Regelungen zur Einwilligung der Nutzung von Daten sind seit 1990 Teil des BDSG und seither mehrfach überarbeitet worden; einschließlich Beschränkungen für Daten, die für Werbung verwendet werden. Die Datenschutz-Grundverordnung gibt jedoch Änderungen vor, die Einzelheiten präzisieren und strenge Strafen nach sich ziehen: So können Bußgelder in Höhe von 20 Mio. EUR oder 4% des weltweiten Jahresumsatzes oder die Möglichkeit zur Einstellung der Geschäftstätigkeit erreicht werden. Das BDSG geht noch einen Schritt weiter, mit möglichen Haftstrafen für Manager, Mitarbeiter und Datenschutzbeauftragte bei Nichterfüllung. Daher müssen Unternehmen historische Archive nun untersuchen, kategorisieren und bereinigen. Daten, die wichtige Vorgänge und Dienste steuern, können aufbewahrt werden, vorausgesetzt, ihre Existenz und Nutzung wird ordnungsgemäß offengelegt und entsprechend begründet. Andere Informationen können nicht mehr verwendet werden und müssen gelöscht werden, es sei denn, die Zustimmung wird auf faire und transparente Weise erneut eingeholt. Diese Aufgabe mag zwar abschreckend wirken, sie ebnet jedoch den Weg für die Optimierung von Systemen und die Verbesserung der Marketingresonanz. Der Prozess des Aussortierens veralteter Daten und die Kontaktaufnahme mit Einzelpersonen zur Aktualisierung von Datensätzen bietet nicht nur eine neue Gelegenheit für die Kommunikation zwischen Marke und Verbraucher, sondern auch eine genauere Grundlage für die Kommunikation, sobald die Bereinigung abgeschlossen ist. Mit anderen Worten, es wird Marken dabei helfen, die Beziehung zu ihren Zielgruppen zu stärken, die Effektivität von Marketingaktivitäten zu steigern, sowie überflüssige Daten aus Systemen zu beseitigen. Alle für Einen und Einer für Alle Es ist immer noch üblich, dass Unternehmen einen isolierten Ansatz zur Datenspeicherung verwenden, bei dem Informationen zu verschiedenen Abteilungen und Kanälen getrennt gespeichert werden. Beispielsweise werden Zahlungen und Anfragen von Kunden auf operativen Plattformen protokolliert, während Interaktionen über digitale Kontaktpunkte in Webserverprotokollen oder in Repositorien von Drittanbietern vergraben werden. Solch unzusammenhängendes Vorgehen hat jedoch einen negativen Effekt: Es macht es für Vermarkter schwierig, nahtlose Customer Journeys zu liefern welche eine ganzheitliche und ansprechende Erfahrung bieten. Die von DSGVO und BDSG eingeleitete neue Welt könnte dieses Problem jedoch lösen. Um strenge Datentransparenzbestimmungen zu erfüllen - wie zum Beispiel eine Kopie der Daten, welche zu Einzelpersonen gespeichert sind auf Anfrage zur Verfügung zu stellen - müssen Unternehmen sicherstellen, dass alle Informationen, die mit jedem Verbraucher verbunden sind, schnell, aber sicher in der gesamten Organisation zugänglich sind. Unabhängig davon, ob Unternehmen diese Anforderung erfüllen, indem sie Daten in einem zentralen Aufbewahrungsort vereinheitlichen, universelle Kataloge erstellen oder hochentwickelte Dienste zur Verzeichnissuche und -mapping implementieren, könnte das Endergebnis eine ideale Grundlage dafür sein, weitaus umfassendere Profile zu erstellen, welche dann einzigartige Interessen, Präferenzen und Bedürfnisse abdecken. Dies könnte es Vermarktern ermöglichen, komplette individuelle Journeys zurückzuverfolgen - vorausgesetzt natürlich, dass ein solches Vorgehen diesen Verbrauchern ordnungsgemäß offengelegt wird. Fragmentierte Informationen werden so durch ein klares Bild ersetzt, mit der Fähigkeit genau das zu liefern was Kunden wollen, und über ihr bevorzugtes Medium im idealen Moment eine positive Reaktion und Loyalität zu erzeugen. Eine bessere Datenfluss Kontrolle Die meisten Marketer sind sich bereits der Tatsache bewusst, dass sie nicht wirklich genau wissen welche ihrer eigenen Dienstleister auf welche ihrer Daten Zugriff haben. Laut Crownpeaks Forschung sind 67% der Unternehmen der Meinung, dass auf ihrer Website Drittanbieter-Technologien existieren welcher sie sich nicht bewusst sind, und 55% sind der Ansicht, dass dies zu Datenlecks führen könnte. Es erscheint fast selbstverständlich, dass im Rahmen der neuen Datenschutzregelung kein Platz mehr für solche Unsicherheiten ist. Denn Unternehmen sind nicht nur für die eigene Datensammlung, -nutzung und -speicherung verantwortlich, sondern auch für die Behandlung von Daten durch ihre Dienstleister und Anbieter. Dies bedeutet, dass es wichtig ist, den Datenfluss abzubilden, jede Beziehung in der digitalen Lieferkette zu verstehen und robuste Kriterien für zugelassene Anbieter zu entwickeln. Beispielsweise müssen Unternehmen (im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung "Controller" genannt) nun formelle Vereinbarungen zur Datenverarbeitung treffen, in denen klar angegeben wird, was Subunternehmer und Drittanbieter tun müssen, dürfen und nicht dürfen. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihren Verträgen mit digitalen Lieferanten bereits formale Entschädigungsklauseln hinzufügen, um eigene finanzielle Risiken abzuwehren oder abzusichern. Dadurch erhalten diese Lieferanten zusätzlichen Anreiz, sich an die Regeln zu halten. Die Einhaltung der Gesetze ist jedoch nicht der einzige Vorteil dieser Vorsichtsmaßnahmen. Durch ein aktiveres Management des Informationsflusses können Unternehmen die Kontrolle über ihre Daten übernehmen und Probleme mit der Benutzerfreundlichkeit lösen, die den ROI verringern - wie z.B. Website Latenzen, die durch übermäßige Datensammlung verursacht werden, oder die Erosion von Marktposition, verursacht durch Datenlecks zu Lieferanten welche auch von Wettbewerbern genutzt werden. Vertrauen - der Dreh- und Angelpunkt des Erfolgs Letztendlich ist die jüngste Iteration des BDSG auch eine Möglichkeit zum Aufbau von stärkerem Vertrauen. Indem sie in der Lage sind, klar und vertrauensvoll mit Kunden darüber zu sprechen, wo, wie und warum ihre Daten verwendet werden, können Marketer Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes zerstreuen und das Bewusstsein dafür schärfen, wie ein verantwortungsvolles Teilen von Daten auch vorteilhaft sein kann. Marketer können beispielsweise aufzeigen, wie Daten zur Erstellung einzigartiger Angebote und maßgeschneiderter Anzeigen verwendet werden, um individuelle Erlebnisse zu verbessern oder um Dienste zu verbessern die helfen Geld zu sparen. Dadurch wird nicht nur das Vertrauen der Verbraucher stärker, sondern auch deren Wahrnehmung von Werbung und Datennutzung verändert. Statt dass der Datenzugriff als negativ und als mit Zweifeln behaftet betrachtet wird, kann er positiver gesehen werden - als Austausch, der Verbrauchern und Marken gleichermaßen nützt. Wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht, mag Deutschland anderen Ländern weit voraus sein, aber die lange Geschichte strenger Verordnungen und Gesetzen lässt die einzelnen Updates für Unternehmen oft als lästig erscheinen. Das überarbeitete BDSG ist jedoch nicht nur ein weiteres Gesetz. Indem die Unternehmen verpflichtet werden unnötige Daten zu entfernen, ihre Erkenntnisse zu konsolidieren und engere Beziehungen zu den Verbrauchern aufzubauen, werden die neuen Vorschriften dazu beitragen den Standard für die Datenqualität zu erhöhen, und den Marketern die sie ernst nehmen helfen noch erfolgreicher zu arbeiten.