Das Teamgesäusel ist nur schwer zu ertragen
Das Teamgesäusel ist schwer zu ertragen
Heute Morgen habe ich eine Anzeige gelesen: Wir suchen eine dynamische Führungskraft. Sie sollte teamfähig sein...“
Mehrere Vorstände und Geschäftsführer haben mir in letzter Zeit gesagt: „Herr Posé, wir müssen im Vorstand mehr als Team auftreten, uns einig sein.“ Frage ich nach, was Teamfähigkeit denn ausmacht, dann erhalte ich zur Antwort: „Wir müssen fair miteinander umgehen, es soll möglichst ohne Reibungen vonstatten gehen, die Leute sollen sich vertragen.“ Na wunderbar! Seitdem nach dieser Devise gehandelt wird, muss ich immer wieder die Ochsentour durchlaufen. Erst spreche ich mit dem VV, dann mit jedem einzelnen Vorstand. Und nach vielen Wochen kann mir schließlich keiner sagen, wo es jetzt lang geht.
Wenn sich immer alle einig sind oder der Vorstandsvorsitzende Kollegen hat, die ihm gern zustimmen, warum entscheidet der Vorstandsvorsitzende denn nicht gleich alleine?
Dieses Teamgesäusel geht mir langsam auf die Nerven. Offensichtlich kümmert sich wohl niemand so recht darum, wann Teamfähigkeit benötigt wird und wann nicht. Ich vermute, in deutschen Unternehmen ist nicht bekannt, was Teamfähigkeit eigentlich bedeutet. Also räumen wir wieder einmal mit dem wundersamen Umstand auf: guter Wille gepaart mit Inkompetenz.
In der Soziologie wird zwischen Team und Gruppe nicht unterschieden. Diesen Umstand sollten wir nicht mehr hinnehmen. Unterscheiden wir also einmal Team von Gruppe und prüfen anschließend, ob eine Führungskraft teamfähig sein muss.
Die Kennzeichen einer Gruppe
In einer Gruppe wird erst einmal ermittelt, wer das sagen hat. Kommt ein neues Mitglied in die Gruppe, dann wird äußerst aufwendig geregelt, wie die zukünftige Hackordnung auszusehen hat. Der Konferenzstil geht über Beziehungen: wer kann mit wem, wer setzt sich durch?
Eine Gruppe zeichnet sich also aus durch:
Einflussfragen, Hierarchiegeplänkel, Freundschaften oder Feindschaften, Konferenzrituale, es gibt immer Sieger und Besiegte.
Die Kennzeichen eines Teams
In einem Team spielt die optimale Problemlösung die entscheidende Rolle. Ein Team wird über gemeinsamen Erkenntnisfortschritt ein Problem lösen wollen. Dabei können in einem Team immer nur alle gewinnen, wenn das Problem gelöst wird oder alle verlieren, wenn das Problem nicht gelöst wird.
Ein Team zeichnet sich also aus durch:
Diskursfähigkeit, Problemlösung, Hierarchiefreiheit, Zielorientierung und eine gute Kameradschaft, es gibt nur Gewinner oder Verlierer.
Die Vorteile eines echten Teams
So werden im Team Lösungen gewünscht, in der Gruppe Beziehungen. Leider versuchen nicht wenige Führungskräfte immer wieder aufgrund der höheren hierarchischen Position ihren Einfluss geltend zu machen. Dabei spielt in einem Team die Hierarchie nur bei der Verantwortung eine Rolle, nicht jedoch bei der Entscheidung. Das Team entscheidet, der Chef verantwortet. In der Realität sieht es oft umgekehrt aus! Dabei vergessen nicht wenige Chefs, dass selbst ein Azubi durchaus zu einer Problemlösung beitragen kann. Jeder Mensch unterliegt sicher Irrtümern und Täuschungen. In einem Team geht es darum, diese Irrtümer und Täuschungen zu minimieren. Je besser die Teammitglieder es schaffen, durch ihre Wortbeiträge neue Gedanken, Ideen, Vorstellungen oder Impulse ins Team hinein zu geben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die gefundene Lösung eines Problems die rational vernünftigste Entscheidung darstellt.
Die besonderen Merkmale der Teamfähigkeit
Schon der berühmte Herr Fiedler (der mit den Fiedler-Werten) fand bereits Mitte der 60er Jahre! heraus, dass effektive Teams aus Personen bestehen, die psychisch auf Distanz bleiben, und sich nur auf die Aufgabe konzentrieren. Das bedeutet: teamfähig ist genau der Mitarbeiter, der ausschließlich gemeinsam mit seinen Kollegen gegen ein Problem kämpft, jedoch niemals gegen Menschen. Das heißt, dass jemand dann genau teamfähig ist, wenn er ein Problem selbst dann mit anderen optimal löst, wenn er die anderen überhaupt nicht leiden kann. Teamfähig heißt also nicht gruppenfähig oder gar pflegeleicht zu sein. Allenfalls eine gewisse Passungsfähigkeit wird benötigt. Die vernetzte Informationsverarbeitung, das Freisetzen von Kreativität (also realistisches Denken gegen Regeln), der Erkenntnisfortschritt zur Erarbeitung realitätsdichter Lösungen zeichnet Teamfähigkeit aus.
Die Fehler einer Entscheidungsfindung
Ich halte es für tragisch, wenn sich in Unternehmen immer wieder Gruppen zusammen finden, die sich dann Team nennen. Mit Mitteln der Gruppendynamik wird anschließend versucht, aus solch einer Gruppe ein Team werden zu lassen.
Teams beherrschen Teaminteraktionen. Solche Methoden sind in der Diskurstechnik verankert. Diskurstechnik ist eine methodische Vorgehensweise, die in ihrer Struktur jedweden Versuch, hierarchische Positionen in die Entscheidungsfindung einzubringen, völlig unmöglich macht. In Gruppen herrscht dagegen der Konferenzstil, in dem egoistische Optimierungsspiele ohne Kooperation gespielt werden. Die Lösungen in diesen Konferenzen sind oft reine Nullsummenspiele. Was der eine Konferenzteilnehmer verliert, gewinnt ein anderer. Sie können sich einmal fragen: Wenn sich Ihre Überlegung in einem Problemlösungsprozess als falsch heraus stellt, freuen Sie sich dann über den Erkenntnisfortschritt oder ärgern Sie sich, wieder einmal nicht Recht behalten zu haben? Im ersten Fall sind Sie teamfähig, im zweiten Fall gruppenfähig.
Ulf D. Posé
Heute Morgen habe ich eine Anzeige gelesen: Wir suchen eine dynamische Führungskraft. Sie sollte teamfähig sein...“
Mehrere Vorstände und Geschäftsführer haben mir in letzter Zeit gesagt: „Herr Posé, wir müssen im Vorstand mehr als Team auftreten, uns einig sein.“ Frage ich nach, was Teamfähigkeit denn ausmacht, dann erhalte ich zur Antwort: „Wir müssen fair miteinander umgehen, es soll möglichst ohne Reibungen vonstatten gehen, die Leute sollen sich vertragen.“ Na wunderbar! Seitdem nach dieser Devise gehandelt wird, muss ich immer wieder die Ochsentour durchlaufen. Erst spreche ich mit dem VV, dann mit jedem einzelnen Vorstand. Und nach vielen Wochen kann mir schließlich keiner sagen, wo es jetzt lang geht.
Wenn sich immer alle einig sind oder der Vorstandsvorsitzende Kollegen hat, die ihm gern zustimmen, warum entscheidet der Vorstandsvorsitzende denn nicht gleich alleine?
Dieses Teamgesäusel geht mir langsam auf die Nerven. Offensichtlich kümmert sich wohl niemand so recht darum, wann Teamfähigkeit benötigt wird und wann nicht. Ich vermute, in deutschen Unternehmen ist nicht bekannt, was Teamfähigkeit eigentlich bedeutet. Also räumen wir wieder einmal mit dem wundersamen Umstand auf: guter Wille gepaart mit Inkompetenz.
In der Soziologie wird zwischen Team und Gruppe nicht unterschieden. Diesen Umstand sollten wir nicht mehr hinnehmen. Unterscheiden wir also einmal Team von Gruppe und prüfen anschließend, ob eine Führungskraft teamfähig sein muss.
Die Kennzeichen einer Gruppe
In einer Gruppe wird erst einmal ermittelt, wer das sagen hat. Kommt ein neues Mitglied in die Gruppe, dann wird äußerst aufwendig geregelt, wie die zukünftige Hackordnung auszusehen hat. Der Konferenzstil geht über Beziehungen: wer kann mit wem, wer setzt sich durch?
Eine Gruppe zeichnet sich also aus durch:
Einflussfragen, Hierarchiegeplänkel, Freundschaften oder Feindschaften, Konferenzrituale, es gibt immer Sieger und Besiegte.
Die Kennzeichen eines Teams
In einem Team spielt die optimale Problemlösung die entscheidende Rolle. Ein Team wird über gemeinsamen Erkenntnisfortschritt ein Problem lösen wollen. Dabei können in einem Team immer nur alle gewinnen, wenn das Problem gelöst wird oder alle verlieren, wenn das Problem nicht gelöst wird.
Ein Team zeichnet sich also aus durch:
Diskursfähigkeit, Problemlösung, Hierarchiefreiheit, Zielorientierung und eine gute Kameradschaft, es gibt nur Gewinner oder Verlierer.
Die Vorteile eines echten Teams
So werden im Team Lösungen gewünscht, in der Gruppe Beziehungen. Leider versuchen nicht wenige Führungskräfte immer wieder aufgrund der höheren hierarchischen Position ihren Einfluss geltend zu machen. Dabei spielt in einem Team die Hierarchie nur bei der Verantwortung eine Rolle, nicht jedoch bei der Entscheidung. Das Team entscheidet, der Chef verantwortet. In der Realität sieht es oft umgekehrt aus! Dabei vergessen nicht wenige Chefs, dass selbst ein Azubi durchaus zu einer Problemlösung beitragen kann. Jeder Mensch unterliegt sicher Irrtümern und Täuschungen. In einem Team geht es darum, diese Irrtümer und Täuschungen zu minimieren. Je besser die Teammitglieder es schaffen, durch ihre Wortbeiträge neue Gedanken, Ideen, Vorstellungen oder Impulse ins Team hinein zu geben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die gefundene Lösung eines Problems die rational vernünftigste Entscheidung darstellt.
Die besonderen Merkmale der Teamfähigkeit
Schon der berühmte Herr Fiedler (der mit den Fiedler-Werten) fand bereits Mitte der 60er Jahre! heraus, dass effektive Teams aus Personen bestehen, die psychisch auf Distanz bleiben, und sich nur auf die Aufgabe konzentrieren. Das bedeutet: teamfähig ist genau der Mitarbeiter, der ausschließlich gemeinsam mit seinen Kollegen gegen ein Problem kämpft, jedoch niemals gegen Menschen. Das heißt, dass jemand dann genau teamfähig ist, wenn er ein Problem selbst dann mit anderen optimal löst, wenn er die anderen überhaupt nicht leiden kann. Teamfähig heißt also nicht gruppenfähig oder gar pflegeleicht zu sein. Allenfalls eine gewisse Passungsfähigkeit wird benötigt. Die vernetzte Informationsverarbeitung, das Freisetzen von Kreativität (also realistisches Denken gegen Regeln), der Erkenntnisfortschritt zur Erarbeitung realitätsdichter Lösungen zeichnet Teamfähigkeit aus.
Die Fehler einer Entscheidungsfindung
Ich halte es für tragisch, wenn sich in Unternehmen immer wieder Gruppen zusammen finden, die sich dann Team nennen. Mit Mitteln der Gruppendynamik wird anschließend versucht, aus solch einer Gruppe ein Team werden zu lassen.
Teams beherrschen Teaminteraktionen. Solche Methoden sind in der Diskurstechnik verankert. Diskurstechnik ist eine methodische Vorgehensweise, die in ihrer Struktur jedweden Versuch, hierarchische Positionen in die Entscheidungsfindung einzubringen, völlig unmöglich macht. In Gruppen herrscht dagegen der Konferenzstil, in dem egoistische Optimierungsspiele ohne Kooperation gespielt werden. Die Lösungen in diesen Konferenzen sind oft reine Nullsummenspiele. Was der eine Konferenzteilnehmer verliert, gewinnt ein anderer. Sie können sich einmal fragen: Wenn sich Ihre Überlegung in einem Problemlösungsprozess als falsch heraus stellt, freuen Sie sich dann über den Erkenntnisfortschritt oder ärgern Sie sich, wieder einmal nicht Recht behalten zu haben? Im ersten Fall sind Sie teamfähig, im zweiten Fall gruppenfähig.
Ulf D. Posé