Wir brauchen Eliten
Wir brauchen Eliten
Es gibt zwei Arten von Eliten. Die einen halten sich für etwas Besseres, die anderen sind die Besseren. Erstere wollen ihr Leben genießen und ihre Talente vergeuden, letztere wollen das Leben meistern und alle Kräfte für ihre persönliche Entwicklung einsetzen. Erstere brauchen
wenig können, letztere wollen mehr leisten. Dieses Land benötigt Leistungseliten dringender denn je. Eliten, die permanent auf der Suche nach Spitzenleistungen sind. Und sich nicht mit dem Mittelmaß begnügen, das momentan noch erfolgreich ist.
Ich gebe es zu: Ich schäme mich, ich kann bestimmte Dinge besser als andere. Ich spiele besser Schach als mein bester Freund, ich kann schneller laufen als viele Menschen in meinem Alter, ich kann noch richtig Kopfrechnen ohne Taschenrechner! Das können Sie auch? Na wunderbar! Keine Frage: Wir sind oft besser als andere, erfolgreicher, weil wir stärker trainiert oder intensiver geschult sind. Würden wir uns aber deswegen gleich als Elite bezeichnen? Wahrscheinlich nicht. Fragt sich nur, warum eigentlich nicht?
Betrachten wir zunächst den aktuellen Mainstream. Es grassiert der „Küblböck-Effekt“. Erfolgreich wird der, der im Nichts- oder Schlecht-Können sein Talent beweist. Popularität wird erreicht, indem man beweist, dass man im Unterdurchschnittlichen besonders gut ist. Diese Unterdurchschnittlichkeit wird kompensiert durch Lautstärke. Wer „Hier“ ruft, ist schon im Fernsehen.
Wer bei zwei Sätzen nur dreimal stolpert oder stottert, hat schon eine eigene Show.
Und so leben wir in einer Zeit, in der die Unterdurchschnittlichen in der ersten Reihe sitzen. Deshalb habe ich – ich gestehe es gerne – wieder Sehnsucht nach Eliten. Mehr noch: Ich fordere geradezu ein Elitebewusstsein. Ich fordere das Elitedenken, ich fordere: Wir brauchen Eliten!
Was ist an Eliten schlecht? Nichts! Aber nur dann, wenn ich weiß, was Eliten eigentlich bedeuten. Denn auch an dieser Stelle begegnen uns Dummheit und Ignoranz. Die Wenigsten wissen, was Eliten ausmacht und dass es davon zwei gibt. Es gibt Menschen, die halten sich für Eliten, obwohl sie keine sind. Das sind die ideologischen Eliten. Sie meinen, nur weil sie über eine bestimmte Herkunft verfügen, seien sie etwas Besonderes. Manche meinen gar, sie seien ein besonderes oder eventuell ein auserwähltes Volk. Nein, ich meine keine Eliten, die den Beweis für ihr Elite-Sein schuldig bleiben müssen. Hier wird etwas verwechselt. Die Zugehörigkeit zu einem Volk, einer Kaste, einer Berufsgruppe ist keine besondere Tat, sondern ein Wert. Und die Zugehörigkeit zu einer Familie ist ganz sicher kein Verdienst, sondern ein Zufall.
Die Eliten, die ich meine, haben nichts mit Werten, sondern mit Fähigkeiten zu tun. Ich meine die Leistungseliten, die Experten. Sie zeichnet ein besonderes Können aus. Geschulte Fähigkeiten machen Eliten aus. Denn merke: In einer Sache besser zu sein ist etwas ganz anderes, als sich für besser zu halten. Wenn wir zwischen ideologischer Elite und Leistungselite endlich wieder unterscheiden würden, dann könnten wir uns wieder dem sinnvollen und dem für eine Wirtschaft, Politik, Philosophie und Kultur förderlichen Elitebewusstsein widmen.
Schauen wir doch einmal ehrlich hin: Uns fehlen die Eliten in Wirtschaft, Politik, und Kultur. Und warum? Weil wir sie nicht fördern, sondern diffamieren. Wie macht man heutzutage Karriere? Zum Beispiel in der Politik. Schumpeter meinte einmal: „Die Beschäftigung mit politischen Fragen verdummt den menschlichen Geist.“ Kann ich nur zustimmen, wenn ich weiß, wie Politiker oder Funktionäre Karriere machen. Sie vernachlässigen als Erstes ihr Studium oder ihre Ausbildung, gehen vor die Fabriktore und verteilen Zettel oder Kaffee. Dann entwickeln sie eine gehörige Portion Opportunismus, damit sie in den Landesverband gewählt werden. Zum Schluss verkommt der geistige Input zum Lesen der Überschriften in der Bildzeitung. Populismus ist der Grundstein zum politischen Erfolg. Und manchem Politiker ist so mancher Hintern nie klein genug, um nicht doch noch hineinzukriechen. Kein Wunder, dass wir unter Politikern keine Leistungseliten mehr finden. Vergessen wir nicht: Immerhin glauben heute noch 16 Prozent aller Deutschen, die Sonne drehe sich um die Erde (also auch 16 Prozent unserer Politiker)! Wir werden immer dümmer, hat eine Allensbach-Studie festgestellt.
Wir sind nicht mehr daran interessiert, das Leben zu meistern, alle Kräfte für die persönliche Entwicklung einzusetzen. Uns selbst zu erkunden, zu verbessern, um unsere Fähigkeiten voll zur Entfaltung zu bringen. Unsere favorisierte Lebenseinstellung hingegen lautet: „Ich will mein Leben genießen.“ In der Wirtschaft verhält es sich ähnlich. Von Eliten keine Spur. Mit der Ausnahme: Hier reagiert wenigstens der Markt mit dem Entzug von Aufträgen. Wie wenig elitebewusst wir sind, zeigt unter anderem das internationale Absinken der wirtschaftlichen Bedeutung der Bundesrepublik auf Rang 23. Wer ein Klima fördert oder gar erzeugt, in dem eine Spitzenleistung nicht mehr anerkannt, ja diffamiert wird, der darf sich über mangelndes Elitebewusstsein nicht wundern, und damit über sinkende Produktivität und absinkende internationale Bedeutung. Deutschland befindet sich im permanenten Sinkflug. Wir machen eine Leistung, die außergewöhnlich ist, schlecht. Wir neigen dazu, Leistungsträger für blöde zu halten. Wir fördern nicht die Schlauen, Klugen, Begabten, um sie noch schlauer, noch klüger werden zu lassen, nein, wir fördern stattdessen die Dummen, die Unbegabten. In der Schule sollen alle mitkommen, und dabei bleiben die Begabten auf der Strecke. Ich habe nichts gegen das Fördern von Unbegabten oder sogar Dummen,
nein, ich habe etwas gegen das „Stattdessen“. Das Mittelmaß setzt sich durch. Heute kann man fast schon behaupten: „Um erfolgreich zu sein, bin ich nicht mittelmäßig genug.“ Hören wir auf mit der neidgeprägten Gleichmacherei. Sie ist der Tod der herausragenden Leistung. Und so fordere ich erneut: Wir sollten Eliten wieder belohnen, das Bewusstsein zu Leistungseliten wieder fördern. So haben wir die Chance, statt auf der Suche nach außergewöhnlichen Leistungen auf der Strecke zu bleiben, diese selbst wieder zu zeigen.
Ulf D. Posé
Es gibt zwei Arten von Eliten. Die einen halten sich für etwas Besseres, die anderen sind die Besseren. Erstere wollen ihr Leben genießen und ihre Talente vergeuden, letztere wollen das Leben meistern und alle Kräfte für ihre persönliche Entwicklung einsetzen. Erstere brauchen
wenig können, letztere wollen mehr leisten. Dieses Land benötigt Leistungseliten dringender denn je. Eliten, die permanent auf der Suche nach Spitzenleistungen sind. Und sich nicht mit dem Mittelmaß begnügen, das momentan noch erfolgreich ist.
Ich gebe es zu: Ich schäme mich, ich kann bestimmte Dinge besser als andere. Ich spiele besser Schach als mein bester Freund, ich kann schneller laufen als viele Menschen in meinem Alter, ich kann noch richtig Kopfrechnen ohne Taschenrechner! Das können Sie auch? Na wunderbar! Keine Frage: Wir sind oft besser als andere, erfolgreicher, weil wir stärker trainiert oder intensiver geschult sind. Würden wir uns aber deswegen gleich als Elite bezeichnen? Wahrscheinlich nicht. Fragt sich nur, warum eigentlich nicht?
Betrachten wir zunächst den aktuellen Mainstream. Es grassiert der „Küblböck-Effekt“. Erfolgreich wird der, der im Nichts- oder Schlecht-Können sein Talent beweist. Popularität wird erreicht, indem man beweist, dass man im Unterdurchschnittlichen besonders gut ist. Diese Unterdurchschnittlichkeit wird kompensiert durch Lautstärke. Wer „Hier“ ruft, ist schon im Fernsehen.
Wer bei zwei Sätzen nur dreimal stolpert oder stottert, hat schon eine eigene Show.
Und so leben wir in einer Zeit, in der die Unterdurchschnittlichen in der ersten Reihe sitzen. Deshalb habe ich – ich gestehe es gerne – wieder Sehnsucht nach Eliten. Mehr noch: Ich fordere geradezu ein Elitebewusstsein. Ich fordere das Elitedenken, ich fordere: Wir brauchen Eliten!
Was ist an Eliten schlecht? Nichts! Aber nur dann, wenn ich weiß, was Eliten eigentlich bedeuten. Denn auch an dieser Stelle begegnen uns Dummheit und Ignoranz. Die Wenigsten wissen, was Eliten ausmacht und dass es davon zwei gibt. Es gibt Menschen, die halten sich für Eliten, obwohl sie keine sind. Das sind die ideologischen Eliten. Sie meinen, nur weil sie über eine bestimmte Herkunft verfügen, seien sie etwas Besonderes. Manche meinen gar, sie seien ein besonderes oder eventuell ein auserwähltes Volk. Nein, ich meine keine Eliten, die den Beweis für ihr Elite-Sein schuldig bleiben müssen. Hier wird etwas verwechselt. Die Zugehörigkeit zu einem Volk, einer Kaste, einer Berufsgruppe ist keine besondere Tat, sondern ein Wert. Und die Zugehörigkeit zu einer Familie ist ganz sicher kein Verdienst, sondern ein Zufall.
Die Eliten, die ich meine, haben nichts mit Werten, sondern mit Fähigkeiten zu tun. Ich meine die Leistungseliten, die Experten. Sie zeichnet ein besonderes Können aus. Geschulte Fähigkeiten machen Eliten aus. Denn merke: In einer Sache besser zu sein ist etwas ganz anderes, als sich für besser zu halten. Wenn wir zwischen ideologischer Elite und Leistungselite endlich wieder unterscheiden würden, dann könnten wir uns wieder dem sinnvollen und dem für eine Wirtschaft, Politik, Philosophie und Kultur förderlichen Elitebewusstsein widmen.
Schauen wir doch einmal ehrlich hin: Uns fehlen die Eliten in Wirtschaft, Politik, und Kultur. Und warum? Weil wir sie nicht fördern, sondern diffamieren. Wie macht man heutzutage Karriere? Zum Beispiel in der Politik. Schumpeter meinte einmal: „Die Beschäftigung mit politischen Fragen verdummt den menschlichen Geist.“ Kann ich nur zustimmen, wenn ich weiß, wie Politiker oder Funktionäre Karriere machen. Sie vernachlässigen als Erstes ihr Studium oder ihre Ausbildung, gehen vor die Fabriktore und verteilen Zettel oder Kaffee. Dann entwickeln sie eine gehörige Portion Opportunismus, damit sie in den Landesverband gewählt werden. Zum Schluss verkommt der geistige Input zum Lesen der Überschriften in der Bildzeitung. Populismus ist der Grundstein zum politischen Erfolg. Und manchem Politiker ist so mancher Hintern nie klein genug, um nicht doch noch hineinzukriechen. Kein Wunder, dass wir unter Politikern keine Leistungseliten mehr finden. Vergessen wir nicht: Immerhin glauben heute noch 16 Prozent aller Deutschen, die Sonne drehe sich um die Erde (also auch 16 Prozent unserer Politiker)! Wir werden immer dümmer, hat eine Allensbach-Studie festgestellt.
Wir sind nicht mehr daran interessiert, das Leben zu meistern, alle Kräfte für die persönliche Entwicklung einzusetzen. Uns selbst zu erkunden, zu verbessern, um unsere Fähigkeiten voll zur Entfaltung zu bringen. Unsere favorisierte Lebenseinstellung hingegen lautet: „Ich will mein Leben genießen.“ In der Wirtschaft verhält es sich ähnlich. Von Eliten keine Spur. Mit der Ausnahme: Hier reagiert wenigstens der Markt mit dem Entzug von Aufträgen. Wie wenig elitebewusst wir sind, zeigt unter anderem das internationale Absinken der wirtschaftlichen Bedeutung der Bundesrepublik auf Rang 23. Wer ein Klima fördert oder gar erzeugt, in dem eine Spitzenleistung nicht mehr anerkannt, ja diffamiert wird, der darf sich über mangelndes Elitebewusstsein nicht wundern, und damit über sinkende Produktivität und absinkende internationale Bedeutung. Deutschland befindet sich im permanenten Sinkflug. Wir machen eine Leistung, die außergewöhnlich ist, schlecht. Wir neigen dazu, Leistungsträger für blöde zu halten. Wir fördern nicht die Schlauen, Klugen, Begabten, um sie noch schlauer, noch klüger werden zu lassen, nein, wir fördern stattdessen die Dummen, die Unbegabten. In der Schule sollen alle mitkommen, und dabei bleiben die Begabten auf der Strecke. Ich habe nichts gegen das Fördern von Unbegabten oder sogar Dummen,
nein, ich habe etwas gegen das „Stattdessen“. Das Mittelmaß setzt sich durch. Heute kann man fast schon behaupten: „Um erfolgreich zu sein, bin ich nicht mittelmäßig genug.“ Hören wir auf mit der neidgeprägten Gleichmacherei. Sie ist der Tod der herausragenden Leistung. Und so fordere ich erneut: Wir sollten Eliten wieder belohnen, das Bewusstsein zu Leistungseliten wieder fördern. So haben wir die Chance, statt auf der Suche nach außergewöhnlichen Leistungen auf der Strecke zu bleiben, diese selbst wieder zu zeigen.
Ulf D. Posé