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Viele Studienplätze in der Informatik bleiben frei

Zwei Drittel aller Hochschulen melden nicht besetzte Plätze. Engpass bei Informatikern bleibt ein Problem
bitkom | 09.06.2009
Berlin, 9. Juni 2009 - Bei zwei Dritteln aller Hochschulen sind in den vergangenen Semestern Studienplätze im Fach Informatik frei geblieben. Das hat eine Umfrage des Hightech-Verbandes BITKOM unter den Hochschulen ergeben. Unterstützt wurde die Befragung vom Fakultätentag Informatik und dem Fachbereichstag Informatik. Dabei gibt es starke Unterschiede zwischen den Hochschultypen. Während 78 Prozent der Universitäten freie Studienplätze melden, sind es bei den Fachhochschulen „nur“ 36 Prozent. „Der Engpass bei Informatikern bleiben ein ernstes Problem“, sagte BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer. „Die Hochschulen können den Bedarf von Wirtschaft und Wissenschaft an Nachwuchskräften weiterhin nicht decken.“ Allerdings habe sich die Lage etwas entspannt. 2007 und 2008 war die Zahl der Studienanfänger in der Informatik erstmals seit dem Jahr 2000 wieder gestiegen. Sie lag im vergangenen Jahr bei 32.106, ein Plus von vier Prozent zum Vorjahr. Laut der BITKOM-Umfrage rechnen 37 Prozent der befragten Hochschulen in der Informatik auch im Jahr 2009 mit einer steigenden Nachfrage nach Informatik-Studienplätzen. 56 Prozent erwarten konstante Anfängerzahlen und 7 Prozent gehen von sinkenden Erstimmatrikulationen aus.



Der Zugang zu den Studienplätzen in der Informatik ist trotz frei bleibender Plätze nicht generell unbeschränkt. Immerhin 42 Prozent der Hochschulen wählen die Studierenden aus. 29 Prozent werten die Schulnoten der Bewerber aus und 20 Prozent nutzen einen Numerus Clausus (NC). 10 Prozent führen persönliche Vorstellungsgespräche durch und 3,4 Prozent setzen Eignungstests ein. Scheer: „Obwohl viele Hochschulen die Entwicklung eines individuellen Profils anstreben, steht die gezielte Auswahl von Studierenden noch am Anfang.“ In einigen Bundesländern ist es den Hochschulen sogar untersagt, entsprechende Instrumente einzusetzen. Positiv bewertet der BITKOM die Studienbedingungen an den deutschen Hochschulen. „Dank des großen Angebots an Studienplätzen ist die Betreuung in der Regel sehr ordentlich“, sagte Scheer. „Überfüllte Hörsäle oder Lotterien unter den Studierenden um Seminarplätze gibt es in der Informatik nicht.“



Am 15. Juli endet an den meisten Hochschulen die Einschreibungsfrist für das kommende Wintersemester. Der BITKOM gibt Tipps, wie Abiturienten den richtigen Studienplatz finden:



Selbsteinschätzung vor dem Studium

Da es sich bei der Informatik um ein anspruchsvolles technisches Studienfach handelt, sind gute Schulkenntnisse in der Mathematik eine wichtige Voraussetzung. Wer wissen will, ob er oder sie die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, kann den Eignungstest der RWTH Aachen durchlaufen ( www.assess.rwth-aachen.de ). Der Test enthält Aufgaben zu mathematischen Kenntnissen und zum logischen Denken. Jeder Teilnehmer bekommt eine Rückmeldung zu seinen Ergebnissen mit
konkreten Hinweisen zur Studienvorbereitung.



Suche nach der richtigen Hochschule

Zentraler Anlaufpunkt für Abiturienten ist die Website www.hochschulkompass.de . Die Seite wird von der Hochschulrektorenkonferenz betrieben und enthält eine Datenbank mit allen akkreditierten Studiengängen in Deutschland. Die Suche ist nach Kriterien wie Bundesland, Stadt, Hochschultyp, Abschluss, Fachgebiet möglich. Allgemeine Hinweise für die Berufsorientierung liefert das Informationsportal www.studienwahl.de, für das die Bundesländer verantwortlich sind. Einen großen Fundus an Informationen und Links rund um das Thema Studium enthält auch die Seite www.bildungsserver.de unter der Rubrik „Studierende und Studieninteressierte“.



Bewertung der Hochschule

Wer einen Eindruck von der Qualität einer Hochschule und dem jeweiligen Fachbereich bekommen will, kann sich an einem Ranking orientieren. Das bekannteste ist das CHE Ranking, das vom Centrum für Hochschulentwicklung in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung Die Zeit erstellt und publiziert wird: www.che-ranking.de. Ein weiteres Hochschulranking ermittelt das Handelsblatt ( www.karriere.de). Allerdings sollten die Rankings nicht überbewertet werden. Gerade für Studienanfänger sollten die Betreuungssituation und die Qualität von Einführungsangeboten ein Entscheidungskriterium sein.



Auswahl des Studiengangs

Neben den reinen Informatik-Studiengängen gibt es zahlreiche Kombinationsfächer. Am weitesten verbreitet ist die Wirtschaftsinformatik, in der ein Schwerpunkt auf die Vermittlung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse gelegt wird. Daneben existieren unter anderem die Bioinformatik, Technische Informatik, Geoinformatik oder Medizinische Informatik. „Mit einem Kombinationsfach können die Studierenden ihre persönlichen Interessen jenseits des Kernfaches im Studium abbilden“, sagt BITKOM-Präsident Scheer. Dabei solle die Spezialisierung während des Studiums gegenüber einer eher breit angelegten Ausbildung, die mehr Flexibilität beim Berufseinstieg zulässt, sorgfältig abgewogen werden. Die Studierenden sollten die Auswahl des Faches vor allem nach ihren Neigungen treffen und weniger auf die aktuellen Jobaussichten in einem bestimmten Bereich achten. Scheer: „Wer heute mit einem Informatikstudium beginnt, hat grundsätzlich beste Aussichten auf einen interessanten, gut bezahlten Arbeitsplatz.“



Ansprechpartner
Maurice Shahd
Pressesprecher
Wirtschaftspolitik & Konjunktur
+49. 30. 27576-114
Fax +49. 30. 27576-400
m.shadh@bitkom.org

Dr. Stefan Pfisterer
Bereichsleiter
Bildung & Personal
Tel. +49.30.27576-135
Fax +49.30.27576-400
s.pfisterer@bitkom.org

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.200 Unternehmen, davon 900 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software, IT-Services und Telekommunikationsdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für bessere ordnungspolitische Rahmenbedingungen, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine innovationsorientierte Wirtschaftspolitik ein.


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