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E-Books - Verschlafen die Verlage ihre Chance?

Eine aktuelle Studie zeigt, wie Verlage von der Digitalisierung profitieren können
E-Books sind die neuen Hoffungsträger der Verlage: Neben der Öffnung eines neuen Vertriebskanals bieten sie Chancen für Paid Content und neue Geschäftsmodelle. Wenn deutsche Verlage aber nicht nur die Rolle des Content-Lieferanten einnehmen sondern ihre Zukunft aktiv gestalten wollen, müssen sie jetzt handeln. Die Managementberatung Mücke, Sturm & Company hat in einer Studie gemeinsam mit der ESB Reutlingen untersucht, welche Voraussetzungen Verlage erfüllen müssen, um von der Digitalisierung profitieren zu können. Danach müssen Verlage besonders interne Veränderungen anstreben: Organisationsstruktur, Unternehmenskultur und die IT-Architektur müssen zukunftsfähig gemacht werden. „Die Verlagsbranche steckt nicht in deiner Krise – sie steht mitten im Wandel“, so Patrick Sturm, Managing Partner bei Mücke, Sturm & Company.

Grundlage für die Studie sind die Ergebnisse einer Umfrage unter 147 Fachvertretern deutscher Verlage.

Überholt: Große Verlage sind zu unflexibel

Die digitale Umbruchphase wird die Verlagsbranche nachhaltig beeinflussen: Vertriebswege verlagern sich ins Internet, Leser werden zu interaktiven Usern, die Konkurrenten heißen plötzlich Google und aus Lesestoff wird Content. Diese Veränderungen bergen für Verlage eine große Chance – wenn sie sich den neuen Herausforderungen stellen, welche größtenteils interner Natur sind: so bewerten 24 Prozent der Verlagsfachvertreter ihre Organisationsstruktur und die Unternehmenskultur als größtes Hindernis für die Erstellung von E-Books.

Vor allem die großen Verlage zeigen sich wenig anpassungsfähig. Für 49 Prozent der Verlage mit einem Umsatzvolumen größer als 250 Millionen Euro ist die Modernisierung ihrer Organisationsstrukturen die relevanteste Aufgabe. Kleineren Verlagen fehlt dagegen oftmals das entsprechende Know-how. Generell besteht aber eine hohe Investitionsbereitschaft für E-Books. Sie stehen auf der Agenda der meisten Verlage ganz oben und sind entsprechend mit Projektbudget ausgestattet.

Ausgeblendet: Digitalstrategie ohne IT

Neben der Neustrukturierung ihrer Organisation müssen Verlage auch der Integrierung der IT eine größere Rolle bei der Digitalisierung beimessen, so wird der Beschäftigungsgrad der IT nur unterdurchschnittlich bewertet. Gerade im technologiebetriebenen E-Book Markt spielt die IT eine Schlüsselrolle: wer kein reiner Content-Lieferant sein möchte, der muss sich stärker mit modernen eCommerce-Technologien beschäftigen. Die IT-Architektur und das Systemportfolio hängen von der E-Books Strategie ab.

Effektiv: Mit Mehrwert gegen Piraterie

Ein ähnliches Desaster, wie das der Musikbranche durch digitale Raubkopien befürchten besonders die Buchverlage. Nicht zu unrecht: In den USA hat der Wert illegaler E-Book-Downloads eine Größenordnung von 10 Prozent der amerikanischen Buchumsätze erreicht. Dieses Szenario ist auch in Deutschland denkbar. Ein sicherer Kopierschutz sowie Digital Rights Management (DRM) sind für Buchverlage daher eine Grundvoraussetzung. Trotzdem ist es fraglich, ob dies die geeignete Reaktion auf Piraterie ist. Kopierschutzmaßnahmen gelten als unvereinbar mit einem offenen Markt und als kundenunfreundlich. „Der effektivste Kopierschutz liegt in der Gestaltung des Produktes selbst, indem es einen digitalen Mehrwert bietet - beispielsweise durch interaktive Elemente des Social Web“, erklärt Patrick Sturm.

Die empirische Studie wurde als Online-Umfrage unter 147 Fachvertretern deutscher Verlage durchgeführt, eine ausreichend große statistische Grundgesamtheit ist damit gegeben. Die hohe Rücklaufquote von 15 Prozent unterstreicht das Interesse der Ex-perten. Die statistischen Auswertungen wurden durch Expertengespräche validiert.

Eine Zusammenfassung der Studie kann unter dialog (at) muecke-sturm.de kostenlos angefordert werden