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Unternehmen neigen bei Krisenmanagement zu Selbstüberschätzung

Das Spektrum der potenziellen Bedrohungen ist breit gefächert und kann negative Auswirkungen auf die Reputation oder das Mitarbeiterengagement haben.
Deloitte | 05.07.2018
© Pixabay / Kanenori
 
Die Mehrheit der Unternehmen sieht sich mit einer deutlichen Zunahme von Krisen konfrontiert. Das zeigt die globale Deloitte Studie „Stronger, fitter, better: Crisis management for the resilient enterprise“. Das Spektrum der potenziellen Bedrohungen ist breit gefächert und kann sowohl finanzielle Folgen als auch negative Auswirkungen auf die Reputation oder das Mitarbeiterengagement haben.

Für eine aktuelle Studie hat das Beratungsunternehmen Deloitte weltweit über 500 Entscheidungsträger aus dem erweiterten Krisen- und Risikomanagement befragt. Dabei zeigt sich: 60 % der Befragten sehen sich häufiger mit Krisen konfrontiert als noch vor zehn Jahren.

„Krisen gehören für Unternehmen heute schon fast zum Alltag. Vor allem die Digitalisierung sowie die unsichere weltpolitische Lage tragen maßgeblich dazu bei. Aber auch das falsche Handeln einzelner Mitarbeiter kann weitreichende Folgen haben. Diese Faktoren führen in den Unternehmen zu einer verstärkten Krisenwahrnehmung“, analysiert Alexander Ruzicka, Partner bei Deloitte Österreich. „Hinsichtlich des eigenen Krisenmanagements zeigt man sich jedoch selbstbewusst. 90 % der Studienteilnehmer vertrauen bei einer Unternehmenskrise auf das interne Krisenmanagement. Diese Sicherheit kann trügerisch sein.“

Aus der aktuellen Studie ziehen die Deloitte Experten vier zentrale Erkenntnisse:


1. Die Zuversicht ist größer als die Praxiserfahrung erlaubt



Ungeachtet der vielfältigen Bedrohungspotenziale fühlt sich der Großteil der Studienteilnehmer gut auf potenzielle Krisen vorbereitet. Sie geben an, ein hohes Vertrauen in die eigenen Abwehrkräfte und das Krisenmanagement zu haben. „Die Zuversicht der Unternehmen kann trügerisch sein. Lediglich 17 % haben ihre Fähigkeiten schon einmal im Rahmen einer entsprechenden Simulation praktisch überprüft“, warnt Alexander Ruzicka.


2. Das Lernen beginnt meist erst im Ernstfall



Das Wissen und die Fertigkeiten im Umgang mit Krisensituationen resultieren bei der großen Mehrheit aus vergangenen Vorfällen. 80 % der Befragten hatten in den letzten zwei Jahren mindestens eine konkrete Krise zu bewältigen, wobei sich virtuelle und reale Ereignisse die Waage hielten. „Ein wirksames Krisenmanagement sollte bereits lange vor einem Vorfall ansetzen und idealerweise das Durchspielen entsprechender Szenarien beinhalten“, rät Ruzicka. „Wenn man den gesamten Lebenszyklus einer Krise über die akute Phase hinaus betrachtet, können erste Anzeichen bereits im Vorfeld identifiziert werden.“


3. Die Unternehmensführung muss einbezogen werden



In der konkreten Krisensituation zählt vor allem auch die Führungskultur. Die aktive Einbindung der Geschäftsleitung ist maßgeblich, auch wenn gerade diese Ebene oft nur wenig Zeit für Prävention und Praxisübungen hat. „Schnelle und angemessene Entscheidungen sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Krisenmanagement“, betont Ruzicka. Das bestätigt rund ein Viertel der Studienteilnehmer. Die Aufgaben bei der Krisenbewältigung müssen entsprechend verteilt und Entscheidungsträger schnell verfügbar sein. 84 % der befragten Unternehmen haben bereits einen entsprechenden Krisenmanagementplan vorbereitet.


4. Drittparteien sind Teil des Risikos und Teil der Lösung



In Zeiten der Digitalisierung und der damit zunehmenden Kollaboration rücken externe Parteien wie Partner, Zulieferer oder auch Berater zunehmend in den Fokus. Einerseits können sie das Sicherheitsrisiko erhöhen, andererseits aber auch wichtiger Bestandteil einer Abwehrstrategie sein. 59 % der Befragten beziehen die jeweiligen Drittparteien entweder mittels gemeinsamer Initiativen oder durch gegenseitige Audits in das eigene Krisenmanagement ein.

www.deloitte.at