Zukunftsmarkt Suche: Wachstum ohne Ende?
Hamburg, August 2005. 46 Prozent Wachstum im laufenden Jahr prognostiziert der BVDW der Werbung mit den bezahlten Klicks auf Schlüsselwörter in deutschen Suchmaschinen und Portalen. Damit wächst die leistungsorientierte Werbeform fast doppelt so schnell wie das klassische Online-Marketing rund um das Banner (27 Prozent Wachstum). Suchmaschinenmarketing hat in Deutschland bereits einen Anteil von 21 Prozent am gesamten Online-Marketing, in den USA sind es schon 40 Prozent. Wenn die Entwicklung so weiter geht, spielt das Banner bald nur noch die zweite Geige. „Suchwortmarketing ist der Motor des Online-Marketing“, sagt bereits überschwänglich Holger Meyer, Managing Director Ad Sales & Operations von Google Deutschland. Ohne das Wachstum aus dem Search-Bereich, heißt es bei dem Marktführer mit Sitz in Hamburg, „sähen die Zahlen des gesamten Online-Marketings anders aus“. Will heißen: Die knapp zwei Jahre alte Werbeform scheint das mittlerweile zehn Jahre alte Online-Marketing an den Haken genommen zu haben.
Dabei etabliert sich die junge Werbeform Suchwortmarketing gerade erst. Viele Werbetreibende haben die Testphasen verlassen, das Marketing mit bezahlten Suchwörtern ist heute ein fester Bestandteil in ihrem Mediamix. Rund um die Werbeform etabliert sich eine Struktur aus Agenturen und Dienstleistern, die den Werbetreibenden das komplizierte und schweißtreibende Handling der Schlüsselwörter abnehmen. Zugleich entdecken fortgeschrittenen Werbetreibende, dass es nicht nur reicht, mit Keyword-Advertising Traffic auf eigene Sites zu lenken, er muss auch qualifiziert gesteuert werden. Unternehmen beginnen darum, ihr Keyword-Advertising auf der Ebene jedes einzelnen gebuchten Begriffes zu beobachten (Tracking) und zu optimieren. (Siehe Kasten)
Trotz aller Wachstumseuphorie: Noch erreicht das Keyword-Advertising nicht die große Masse der Werbetreibenden. Markenartikler und Hersteller von Fast-Moving-Consumer-Goods tun sich noch grundsätzlich schwer mit Online-Werbung und das trifft auch auf die neue Werbeform zu. Die Kunden der großen drei Schlüsselwort-Vermarkter Google, Overture und Miva (ehemals Espotting) kommen aus jenen Bereichen, die auch ins klassische Online-Marketing investieren: Reise, Finanzen, Auto, Telekommunikation und Handel. Isabell Wagner, Geschäftsführerin von Overture Deutschland, freut sich immerhin über neue Kunden aus dem Pharma-Bereich, sprich Apotheken, die seit eineinhalb Jahren online vertreiben dürfen. „Das sind zum Teil auch ganz kleine Apotheken darunter, die ihren Kundenkreis erweitern wollen.“ Google-Chef Holger Meyer begrüßt neue Kunden im Finanzbereich, auch Hard- und Software-Anbieter würden verstärkt mit Hilfe von Google Umsätze suchen – selbst im B2B-Sektor. Auf die großen Markenartikler allerdings warten auch die erfolgsverwöhnten Keyword-Vermarkter noch vergebens. Miva-Deutschland-Chef Wolfhart Fröhlich: „Da liegt noch viel Potential.“
160 Millionen Euro werden voraussichtlich in diesem Jahr in Deutschland für Keyword-Advertising ausgegeben. Diesen Kuchen teilen sich vor allem Google, Overture und Miva. In der Publikumsgunst hat Google aktuell die Nase mit einer Reichweite von 61 Prozent deutlich vorn. MSN Search kommt mit knapp 17 Prozent auf Platz 2, es folgen AOL Search (12,4 %) und Yahoo Search (10,6 %) (Quelle: Nielsen/Netratings). Die Umsatzanteile zwischen den Vermarktern verändern sich kaum, denn die Vermarkter sind langfristig an ihre Portalpartner gebunden. Seit dem Wechsel von T-Online von Overture zu Google gab es keine große Verschiebung mehr. Das könnte allerdings eine Ruhe vor dem Sturm sein. Denn zu lukrativ und zu wachstumsstark ist der Such-Markt, als dass man das Feld allein diesen drei Playern überließe.
Schon lange steht MSN in den Startlöchern. Nach einem Relaunch der Such-Oberfläche entwickelt man bei Microsoft nun die Technologie für den Keyword-Vertrieb. Es ist geplant, dass Werbetreibende im kommenden Jahr Keywords direkt bei MSN buchen können. Bis zum Sommer 2006 läuft noch der Vertrag zwischen MSN und Overture.
MSN verspricht den Werbekunden ein Produkt, das mehr kann als das der Mitbewerber. Zentrale technische Plattform ist dabei das „MSN adCenter“ - eine Anwendung, die die Kunden für alle Werbeeinsätze auf MSN-Plattformen nutzen können – auch für die Banner-Schaltung. MSN erprobt das „MSN adCenter“ derzeit in Frankreich und Singapur. „MSN adCenter“ soll komfortabler, leistungsfähiger und userfreundlicher sein als das, was Google, Overture & Co. heute ihren Werbekunden anbieten. Außerdem verspricht MSN mehr Qualität beim Targeting. Rolf Kersten, Business Unit Manager MSN Suche: "Keyword-Advertising muss sich zukünftig weit mehr an soziodemographischen Daten und dem Nutzungsverhalten der Anwender orientieren, um dauerhaft erfolgreich zu sein."
Die Google-Mitbewerber haben ein Problem: Um das Geschäft mit Keywords auszubauen, brauchen sie mehr Reichweite. Und an der hapert es seit dem kometenhaften Aufstieg der Such-Oberfläche mit den bunten Kugeln. Den schlechtesten Stand hat dabei Miva. Dem kleinen Dritten fehlt Reichweite. Da muss es gut tun, dass Miva in diesen Tagen den Gewinn des Partners Quality Channel melden konnte. Miva-Keywords werden künftig auf mehreren Content-Sites des Spiegel-Vermarkters ausgespielt.
Tief muss der Groll über die Google-Stärke besonders beim ehemaligen Marktführer Yahoo sitzen. Nicht umsonst ist man in Unterschleißheim eifrig dabei, mit einer „großen Produktoffensive“ den Rückstand wieder gut zu machen, sagt Volker Gläser, Director of Search Yahoo Deutschland. Yahoo startet derzeit eine Funktion nach der anderen, um mehr Reichweite zu gewinnen: Neu sind unter anderem der Übersetzungsdienst Yahoo Translator, die Personalisierungsfunktion „My Web“ und die Video-Suche. Beim Thema Local-Search hat Yahoo dank einer Kooperation mit „Das Örtliche“ bereits die Nase vorn, hier verhandeln die Mitbewerber noch mit Partnern. Unlängst band Yahoo in Deutschland die Enzyklopädie Wikipedia ein, seitdem gebe es dort ein „wildes Klicken“, sagt Volker Gläser. Von einer einem „massiven Investment“ in den Ausbau der Suche spricht der Director of Search und formuliert ein hehres Ziel: „Natürlich wollen wir Marktführer in Deutschland werden.“ Nach eigenen Berechnungen hätte die Yahoo-Suche immerhin schon in diesem Jahr um 40 Prozent auf 3,5 Millionen Unique User zugelegt.
Yahoo holt sich den Traffic auch von immer mehr Partnern: Die Suchen von Map24, ADAC, Giga.de und bei Sport1.de kommen von Yahoo. Bei Sport1 wird das Suchergebnis auf einer cobranded Seite angezeigt, was Gläser-Kollegin Isabell Wagner „als interessante Partnerschaft“ lobt. Künftig will Yahoo Deutschland auch Contents einbinden, die teilweise kostenpflichtig sind. Gemeinsam mit den Content-Inhabern betreibe man beispielsweise in Großbritannien Programme, die beiden Seiten Umsätze bringen und Yahoo vermarktungsfähigen Such-Traffic beschert. Die Google-Konkurrenten ziehen übrigens neuerdings mit einem neuen Argument ins Feld. Man zieht die nationale Karte. „Wir wollen Produkte für den deutschen User machen“, betont Volker Gläser.
Die Vormachtstellung von Google, sowohl bei der Nutzer-Popularität und folglich auch auf dem Werbemarkt, ist nicht in Stein gemeißelt. In anderen europäischen Ländern beginne der Google-Stern bereits zu sinken, sagt Joachim Kreibich, Geschäftsführer des deutschen Suchindex Seekport. Google habe ein Qualitätsproblem. Zuviel Spam und zu wenig nationale Inhalte. In Spanien würden beispielsweise zu viele lateinamerikanische Einträge angezeigt. „Die abnehmende Qualität der amerikanischen Suchmaschinen ist eine Chance“, sagt Joachim Kreibich, der für sein Produkt Seekport eine „strategische Lücke“ sieht. Seekport ist ein B2B-Produkt, das Web-Frontend ist vor allem ein Showcase für die Business-Kunden. Bislang konnte Kreibich in Deutschland vor allem einige Verlagswebsites, beispielsweise des Axel Springer-Verlages, überzeugen. Er rühmt die Flexibilität der Suchmaschine Made in Germany: Integrationen mit Archiven der Kunden beispielsweise, sei für Seekport kein Problem. Die Großen am Markt würden über solche Kundenwünsche nur lächeln.
Rückenwind könnte den Google-Mitbewerbern aus einer anderen Richtung wehen. Die Stärke der großen Suchwortvermarkter kann auch zu deren Schwäche werden. Je mehr die Suchmaschinen-Vermarkter auf ihren Partner-Sites Geld verdienen, desto stärker treten sie in Konkurrenz zu ihren Partnern. Seit der Google-Präsenz auf T-Online, kolportieren T-Online-Mitbewerber, verliert die Telekom-Tochter Such-Traffic an Google. In der Tat mutet die Situation kurios an: Portale geben Werbeumsätze an Partner ab, die sie – ausgestattet mit der entsprechenden Technologie auch selbst einnehmen könnten. „Da findet schon ein Kannibalisierungseffekt statt“, analysiert Markus Willnauer, Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Value Mountain. Und je mehr das Keyword-Advertising wächst, desto bedrohlicher wird die Konkurrenz. Willnauer: „Es besteht die Gefahr, dass sich die klassischen Vermarkter irgendwann nur noch um das Branding und um das klassische Online-Geschäft kümmern und der Zukunftsmarkt Search an ihnen vorbeizieht - auch wenn sie heute noch an den Umsätzen beteiligt sind.“
Die Gefahr der Konkurrenz auf der eigenen Startseite wächst auch, je ausgefeilter die Funktionen von Google & Co. werden. Was macht T-Online, wenn Google seinen eMail-Dienst G-Mail in Deutschland stärker bewirbt, was wenn Google stärker in Richtung bildhafte Werbung geht? Animierte Keyword-Werbung gibt es bei Google heute schon. Im Rahmen des Google-Adsense-Programms kann jeder Werbetreibende Banner im gesamten Google-Partnerprogramm schalten. Google, so das Szenario, könnte sich in kurzer Zeit als normaler Vermarkter positionieren. Seekport-Mann Kreibich hält das für nicht unrealistisch: „Das ist für die klassischen Vermarkter ein Gefahrenpotential.“ Sein Rat – selbstverständlich: Die Portale sollten sich eines unabhängigen Such-Partners bedienen, Seekport bietet darum die Vermarktung gemeinsam mit Miva an. Dort reitet man längst auf der Neutralitäts-Schiene: Miva, betont Geschäftsführer Fröhlich unentwegt, sei „das größte, unabhängige Performance-Marketing-Netzwerk weltweit“. Fröhlich: „Wir treten nicht in Wettbewerb mit unseren Partnern.“ In den USA gibt es bereits Anzeichen für eine Emanzipation der Portale: Der Reichweitenriese Ask Jeeves ist dazu übergangen, Suchwörter selbst zu vermarkten – parallel zu einer Partnerschaft mit Google.
Bei Google wird unterdessen fleißig die Reichweite ausgebaut und viele neue Funktionen realisiert. Einige jedoch werden nicht vermarktet und bleiben werbefrei, beispielsweise die Google Bildsuche. Sämtliche Funktionen, an denen in den USA unter labs.google.com gebaut wird, sollen langfristig auch den deutschen User beglücken. Google Local wird die nächste Erweiterung sein. Längst spielt dabei nicht mehr nur die reine Suchanfrage die wichtigste Rolle: Das Adsense-Programm, die Vermarktung von Keywords auf kleinen Partnerseiten, trägt mittlerweile schon zur Hälfte des weltweiten Google-Umsatzes bei. Auch Yahoo hat dieser Tage eine Ausweitung seines „Yahoo Publisher Networks“ angekündigt: Man will Blogs mit ins Netzwerk aufnehmen.
Angst vor neuen Mitbewerbern hat man bei Google nicht. Im Gegenteil. Dank des Ausbaus des Angebots „immer im Sinne des Nutzers“ ist Deutschland-Chef Holger Meyer überzeugt, dass man den Marktanteil „sicherlich noch erhöhen kann.“
Dabei etabliert sich die junge Werbeform Suchwortmarketing gerade erst. Viele Werbetreibende haben die Testphasen verlassen, das Marketing mit bezahlten Suchwörtern ist heute ein fester Bestandteil in ihrem Mediamix. Rund um die Werbeform etabliert sich eine Struktur aus Agenturen und Dienstleistern, die den Werbetreibenden das komplizierte und schweißtreibende Handling der Schlüsselwörter abnehmen. Zugleich entdecken fortgeschrittenen Werbetreibende, dass es nicht nur reicht, mit Keyword-Advertising Traffic auf eigene Sites zu lenken, er muss auch qualifiziert gesteuert werden. Unternehmen beginnen darum, ihr Keyword-Advertising auf der Ebene jedes einzelnen gebuchten Begriffes zu beobachten (Tracking) und zu optimieren. (Siehe Kasten)
Trotz aller Wachstumseuphorie: Noch erreicht das Keyword-Advertising nicht die große Masse der Werbetreibenden. Markenartikler und Hersteller von Fast-Moving-Consumer-Goods tun sich noch grundsätzlich schwer mit Online-Werbung und das trifft auch auf die neue Werbeform zu. Die Kunden der großen drei Schlüsselwort-Vermarkter Google, Overture und Miva (ehemals Espotting) kommen aus jenen Bereichen, die auch ins klassische Online-Marketing investieren: Reise, Finanzen, Auto, Telekommunikation und Handel. Isabell Wagner, Geschäftsführerin von Overture Deutschland, freut sich immerhin über neue Kunden aus dem Pharma-Bereich, sprich Apotheken, die seit eineinhalb Jahren online vertreiben dürfen. „Das sind zum Teil auch ganz kleine Apotheken darunter, die ihren Kundenkreis erweitern wollen.“ Google-Chef Holger Meyer begrüßt neue Kunden im Finanzbereich, auch Hard- und Software-Anbieter würden verstärkt mit Hilfe von Google Umsätze suchen – selbst im B2B-Sektor. Auf die großen Markenartikler allerdings warten auch die erfolgsverwöhnten Keyword-Vermarkter noch vergebens. Miva-Deutschland-Chef Wolfhart Fröhlich: „Da liegt noch viel Potential.“
160 Millionen Euro werden voraussichtlich in diesem Jahr in Deutschland für Keyword-Advertising ausgegeben. Diesen Kuchen teilen sich vor allem Google, Overture und Miva. In der Publikumsgunst hat Google aktuell die Nase mit einer Reichweite von 61 Prozent deutlich vorn. MSN Search kommt mit knapp 17 Prozent auf Platz 2, es folgen AOL Search (12,4 %) und Yahoo Search (10,6 %) (Quelle: Nielsen/Netratings). Die Umsatzanteile zwischen den Vermarktern verändern sich kaum, denn die Vermarkter sind langfristig an ihre Portalpartner gebunden. Seit dem Wechsel von T-Online von Overture zu Google gab es keine große Verschiebung mehr. Das könnte allerdings eine Ruhe vor dem Sturm sein. Denn zu lukrativ und zu wachstumsstark ist der Such-Markt, als dass man das Feld allein diesen drei Playern überließe.
Schon lange steht MSN in den Startlöchern. Nach einem Relaunch der Such-Oberfläche entwickelt man bei Microsoft nun die Technologie für den Keyword-Vertrieb. Es ist geplant, dass Werbetreibende im kommenden Jahr Keywords direkt bei MSN buchen können. Bis zum Sommer 2006 läuft noch der Vertrag zwischen MSN und Overture.
MSN verspricht den Werbekunden ein Produkt, das mehr kann als das der Mitbewerber. Zentrale technische Plattform ist dabei das „MSN adCenter“ - eine Anwendung, die die Kunden für alle Werbeeinsätze auf MSN-Plattformen nutzen können – auch für die Banner-Schaltung. MSN erprobt das „MSN adCenter“ derzeit in Frankreich und Singapur. „MSN adCenter“ soll komfortabler, leistungsfähiger und userfreundlicher sein als das, was Google, Overture & Co. heute ihren Werbekunden anbieten. Außerdem verspricht MSN mehr Qualität beim Targeting. Rolf Kersten, Business Unit Manager MSN Suche: "Keyword-Advertising muss sich zukünftig weit mehr an soziodemographischen Daten und dem Nutzungsverhalten der Anwender orientieren, um dauerhaft erfolgreich zu sein."
Die Google-Mitbewerber haben ein Problem: Um das Geschäft mit Keywords auszubauen, brauchen sie mehr Reichweite. Und an der hapert es seit dem kometenhaften Aufstieg der Such-Oberfläche mit den bunten Kugeln. Den schlechtesten Stand hat dabei Miva. Dem kleinen Dritten fehlt Reichweite. Da muss es gut tun, dass Miva in diesen Tagen den Gewinn des Partners Quality Channel melden konnte. Miva-Keywords werden künftig auf mehreren Content-Sites des Spiegel-Vermarkters ausgespielt.
Tief muss der Groll über die Google-Stärke besonders beim ehemaligen Marktführer Yahoo sitzen. Nicht umsonst ist man in Unterschleißheim eifrig dabei, mit einer „großen Produktoffensive“ den Rückstand wieder gut zu machen, sagt Volker Gläser, Director of Search Yahoo Deutschland. Yahoo startet derzeit eine Funktion nach der anderen, um mehr Reichweite zu gewinnen: Neu sind unter anderem der Übersetzungsdienst Yahoo Translator, die Personalisierungsfunktion „My Web“ und die Video-Suche. Beim Thema Local-Search hat Yahoo dank einer Kooperation mit „Das Örtliche“ bereits die Nase vorn, hier verhandeln die Mitbewerber noch mit Partnern. Unlängst band Yahoo in Deutschland die Enzyklopädie Wikipedia ein, seitdem gebe es dort ein „wildes Klicken“, sagt Volker Gläser. Von einer einem „massiven Investment“ in den Ausbau der Suche spricht der Director of Search und formuliert ein hehres Ziel: „Natürlich wollen wir Marktführer in Deutschland werden.“ Nach eigenen Berechnungen hätte die Yahoo-Suche immerhin schon in diesem Jahr um 40 Prozent auf 3,5 Millionen Unique User zugelegt.
Yahoo holt sich den Traffic auch von immer mehr Partnern: Die Suchen von Map24, ADAC, Giga.de und bei Sport1.de kommen von Yahoo. Bei Sport1 wird das Suchergebnis auf einer cobranded Seite angezeigt, was Gläser-Kollegin Isabell Wagner „als interessante Partnerschaft“ lobt. Künftig will Yahoo Deutschland auch Contents einbinden, die teilweise kostenpflichtig sind. Gemeinsam mit den Content-Inhabern betreibe man beispielsweise in Großbritannien Programme, die beiden Seiten Umsätze bringen und Yahoo vermarktungsfähigen Such-Traffic beschert. Die Google-Konkurrenten ziehen übrigens neuerdings mit einem neuen Argument ins Feld. Man zieht die nationale Karte. „Wir wollen Produkte für den deutschen User machen“, betont Volker Gläser.
Die Vormachtstellung von Google, sowohl bei der Nutzer-Popularität und folglich auch auf dem Werbemarkt, ist nicht in Stein gemeißelt. In anderen europäischen Ländern beginne der Google-Stern bereits zu sinken, sagt Joachim Kreibich, Geschäftsführer des deutschen Suchindex Seekport. Google habe ein Qualitätsproblem. Zuviel Spam und zu wenig nationale Inhalte. In Spanien würden beispielsweise zu viele lateinamerikanische Einträge angezeigt. „Die abnehmende Qualität der amerikanischen Suchmaschinen ist eine Chance“, sagt Joachim Kreibich, der für sein Produkt Seekport eine „strategische Lücke“ sieht. Seekport ist ein B2B-Produkt, das Web-Frontend ist vor allem ein Showcase für die Business-Kunden. Bislang konnte Kreibich in Deutschland vor allem einige Verlagswebsites, beispielsweise des Axel Springer-Verlages, überzeugen. Er rühmt die Flexibilität der Suchmaschine Made in Germany: Integrationen mit Archiven der Kunden beispielsweise, sei für Seekport kein Problem. Die Großen am Markt würden über solche Kundenwünsche nur lächeln.
Rückenwind könnte den Google-Mitbewerbern aus einer anderen Richtung wehen. Die Stärke der großen Suchwortvermarkter kann auch zu deren Schwäche werden. Je mehr die Suchmaschinen-Vermarkter auf ihren Partner-Sites Geld verdienen, desto stärker treten sie in Konkurrenz zu ihren Partnern. Seit der Google-Präsenz auf T-Online, kolportieren T-Online-Mitbewerber, verliert die Telekom-Tochter Such-Traffic an Google. In der Tat mutet die Situation kurios an: Portale geben Werbeumsätze an Partner ab, die sie – ausgestattet mit der entsprechenden Technologie auch selbst einnehmen könnten. „Da findet schon ein Kannibalisierungseffekt statt“, analysiert Markus Willnauer, Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur Value Mountain. Und je mehr das Keyword-Advertising wächst, desto bedrohlicher wird die Konkurrenz. Willnauer: „Es besteht die Gefahr, dass sich die klassischen Vermarkter irgendwann nur noch um das Branding und um das klassische Online-Geschäft kümmern und der Zukunftsmarkt Search an ihnen vorbeizieht - auch wenn sie heute noch an den Umsätzen beteiligt sind.“
Die Gefahr der Konkurrenz auf der eigenen Startseite wächst auch, je ausgefeilter die Funktionen von Google & Co. werden. Was macht T-Online, wenn Google seinen eMail-Dienst G-Mail in Deutschland stärker bewirbt, was wenn Google stärker in Richtung bildhafte Werbung geht? Animierte Keyword-Werbung gibt es bei Google heute schon. Im Rahmen des Google-Adsense-Programms kann jeder Werbetreibende Banner im gesamten Google-Partnerprogramm schalten. Google, so das Szenario, könnte sich in kurzer Zeit als normaler Vermarkter positionieren. Seekport-Mann Kreibich hält das für nicht unrealistisch: „Das ist für die klassischen Vermarkter ein Gefahrenpotential.“ Sein Rat – selbstverständlich: Die Portale sollten sich eines unabhängigen Such-Partners bedienen, Seekport bietet darum die Vermarktung gemeinsam mit Miva an. Dort reitet man längst auf der Neutralitäts-Schiene: Miva, betont Geschäftsführer Fröhlich unentwegt, sei „das größte, unabhängige Performance-Marketing-Netzwerk weltweit“. Fröhlich: „Wir treten nicht in Wettbewerb mit unseren Partnern.“ In den USA gibt es bereits Anzeichen für eine Emanzipation der Portale: Der Reichweitenriese Ask Jeeves ist dazu übergangen, Suchwörter selbst zu vermarkten – parallel zu einer Partnerschaft mit Google.
Bei Google wird unterdessen fleißig die Reichweite ausgebaut und viele neue Funktionen realisiert. Einige jedoch werden nicht vermarktet und bleiben werbefrei, beispielsweise die Google Bildsuche. Sämtliche Funktionen, an denen in den USA unter labs.google.com gebaut wird, sollen langfristig auch den deutschen User beglücken. Google Local wird die nächste Erweiterung sein. Längst spielt dabei nicht mehr nur die reine Suchanfrage die wichtigste Rolle: Das Adsense-Programm, die Vermarktung von Keywords auf kleinen Partnerseiten, trägt mittlerweile schon zur Hälfte des weltweiten Google-Umsatzes bei. Auch Yahoo hat dieser Tage eine Ausweitung seines „Yahoo Publisher Networks“ angekündigt: Man will Blogs mit ins Netzwerk aufnehmen.
Angst vor neuen Mitbewerbern hat man bei Google nicht. Im Gegenteil. Dank des Ausbaus des Angebots „immer im Sinne des Nutzers“ ist Deutschland-Chef Holger Meyer überzeugt, dass man den Marktanteil „sicherlich noch erhöhen kann.“