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Web 2.0 – Von der Welle zum Business Case

Der Artikel gibt eine Übersicht, welche Web 2.0 Anwendungen sich für Unternehmen lohnen.
Frank Bärmann | 20.09.2007
Neue Software-Generation, Mitmachweb, Social Web oder einfach Web 2.0, das alles sind Begriffe für eine scheinbar neue Ära des Internets. Diese Ära läutet an sehr vielen Stellen eine Neuordnung der Gesetzmäßigkeiten des Internets, eine neue Denkweise und Philosophie sowie neue Geschäftmodelle ein. Das Web ist zu einer eigenständigen sozialen Plattform geworden, in der Interaktivität und Kreativität die treibenden Kräfte der Entwicklung sind. Plötzlich entstanden eine ganze Reihe von neuen Anwendungen wie Wikis, Weblogs sowie Bild- und Videoportale und Technologien wie RSS und Podcasts.

Die Ideen vieler dieser Anwendungen sind zwar nicht ganz neu, haben aber erst durch die Web 2.0 Welle eine echte Chance bekommen.
Anfänglich fand Web 2.0 im privaten Bereich statt, Vorreiter waren wie in vielen Dingen die USA. Dort begannen Personen, private Tagebücher im Internet zu führen, dort entstanden die ersten Videoportale und die ersten Netzwerkplattformen. Irgendwann vor einigen Jahren schwappte die Welle dann nicht nur nach Deutschland, sondern eroberte auch die Business Welt. Findige Unternehmer gründeten Business-Netzwerke, kommerzialisierten die Videoportale und setzten Weblogs für ihre unternehmerische Kommunikation ein.
Mittlerweile findet man an sehr vielen Stellen im Internet Web 2.0 Ableger und Anwendungen – und immer geht es darum, eine so genannte „Community“, also eine Gruppe von Menschen mit gleichen Interessen, an dem Wissen anderer teilhaben zu lassen.

Hierzu ein paar simple Beispiele:
Bei Amazon erhält der Käufer eines Buches den Hinweis „Kunden, die Artikel gekauft haben, welche Sie sich kürzlich angesehen haben, kauften auch …“, viele Shopping-Portale bieten die Möglichkeit zur Bewertung von Produkten durch andere Kunden, die Online Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org) lädt jeden Internetbenutzer ein, mitzuarbeiten.

Auch und besonders Weblogs (Wortkreuzung aus engl. Web „Netz“ und Log, auch Blogs genannt) erfreuen sich bei Unternehmen immer größerer Beliebtheit. Der Hersteller für Tiefkühlkost FRoSTA betreibt beispielsweise einen der wohl erfolgreichsten und bekanntesten Produktblogs (http://www.blog-frosta.de) der deutschen Blogszene. Das FRoSTA-Blog ist ein Webtagebuch von FRoSTA-Mitarbeitern, die auf diese Weise offen, ehrlich und aus erster Hand über die Marke FRoSTA berichten und mit Kunden über aktuelle Themen aus dem Bereich Ernährung diskutieren wollen.

Solche sogenannten Corporate Blogs treten in unterschiedlichen Formen auf und können grundsätzlich unterschiedliche Funktion haben. Charakteristisch ist dabei, dass sie dazu dienen, Kommunikations- oder Marketingziele des Unternehmens zu verfolgen. Viele Unternehmen nutzen Blogs zur direkten und unbeschwerten Kommunikation mit dem Kunden. Dies ist nämlich einer der Hauptvorteile von Blogs. Während Webseiten immer nur in eine Richtung kommunizieren – vom Unternehmen zum Konsumenten – fließt die Kommunikation durch die Kommentarfunktion und Verlinkungen von anderen Blogs ungefiltert in beide Richtungen. Das Unternehmen bekommt also direkt die Meinung des Verbrauchers mitgeteilt, im Idealfall kommt es zu einer konstruktiven Diskussion. Aus Kunden werden Fans.

Blogs sorgen im positiven Fall für eine Erhöhung der Bekanntheits- und Sympathiewerte des Unternehmens und bieten die Möglichkeit zur guten Positionierung in Themenfeldern (die so genannte Reputation). Das Unternehmen bekommt durch ein Blog eine persönliche Note.
Leider kann ein Blog, wenn es schlecht gemacht ist oder zum reinen Marketing missbraucht wird, auch negative Auswirkungen haben, über die sich jedes Unternehmen bewusst sein sollte.
Weitere Möglichkeiten der Nutzung von Blogs sind Marktforschung und Markt-Monitoring, Krisen-Kommunikation und die Verbesserung des Suchmaschinen-Rankings. Durch den enorm hohen Grad der Vernetzung untereinander steigen Blogs oftmals schnell bei Google & Co. auf die begehrten vorderen Plätze.

Wiki - Das besondere Content-Management-System
Mit der Web 2.0 hat sich im Mitmachweb eine neue Generation von Content-Management-Systemen etabliert: Die Wikis.
Das Wort Wiki ist eine Ableitung des hawaiianischen Wortes WikiWiki und bedeutet „schnell“. „Schnell“ trifft auch genau die Besonderheiten und Vorteile eines Wiki: Es benötigt vom Benutzer keine oder wenig Einarbeitungszeit, ist unkompliziert über den Browser zu bedienen und Änderungen sind direkt nach dem Speichern sichtbar. Die Hemmschwelle der Nutzer ist niedrig, so dass im Gegensatz zu vielen komplizierten Knowledge-Management-Systemen, Mitarbeiter einfacher motiviert werden können, ihr Wissen einzubringen.

Immer mehr Unternehmen nutzen Wikis für die interne Teamarbeit, für das Projektmanagement und als Wissensbasis.
Laut einer Umfrage an der Universität zu Köln nutzen mittlerweile 58 % der befragten Unternehmen ein Wiki, 18 % haben eines geplant. 86 % der Unternehmen nannten als Grund für die Einführung eines Wikis die einfache Benutzung. Wikis lassen sich heute als Basis einer Wissensdatenbank, als Kommunikationsplattform, als Projektmanagementwerkzeug oder zur Erstellen von Dokumentationen nutzen

Die neuen Web 2.0 Technologien
Die Web 2.0 hat aber nicht nur neue Business-Anwendungen, neue Generationen von Webseiten und Communities ins Leben gerufen. Es sind in diesem Zusammenhang auch einige neue Technologien aufgetaucht, die es sicher schon vorher gab, die aber wiederum mit Anwendungen wie Google Maps oder Weblogs erst bekannt wurden. Drei wichtige Vertreteter sind: RSS, AJAX und Podcast.

RSS steht für “Really Simple Syndication” und ist die neueste Technologie zur “wirklich einfachen Verbreitung” von Informationen an einen festen Abonnentenkreis. Während Newsletter und Rundsendungen aufgrund der Kostenintensität sowie einer immer größer werdenden Spam-Flut immer weiter an Bedeutung verlieren, sind RSS-Feeds auf dem Vormarsch.

AJAX bedeutet „Asynchronous JavaScript and XML” und ist wohl eher bei den Programmierern als bei den Nutzern ein Begriff. Dennoch ist AJAX dabei, das Internet nachhaltig zu reformieren. Es handelt sich um eine völlig neue Art von Webanwendungen, die die Nutzer bei Google Maps, der Auto-Vervollständigung beim Eintippen von Suchbegriffen oder der Korrektur von Tippfehlern nach dem Motto "Meinten Sie vielleicht ..." kennen. Auch Bilder-Sharing Seiten wie Flickr arbeiten mit AJAX. AJAX ermöglicht es, Inhalte und Objekte im Browser neu aufzubauen, ohne dass nach jeder Aktion die gesamte Seite neu geladen werden muss.

Podcast ist ein Kunstwort aus dem Markennamen „iPod“ und Broadcasting (engl. Für Rundfunk). Ein Podcast ist im ursprünglichen Sinn eine Audiodatei, die über Newsfeeds verbreitet wird. Auch für Podcasts gilt das „Web 2.0-Prinzip“ der einfachen Erstellung und Verteilung.

Es menschelt im Web
„Ich kenne jemanden, der kennt jemanden und der kennt dich“. Dieses so genannte „Kleine Welt-Phänomen“ machen sich Netzwerk-Plattformen wie XING (ehemals openBC), StudiVZ, MySpace oder StayFriends zunutze. Auch das ist Web 2.0. Während die letzten drei wohl eher privater Natur sind, propagiert XING den geschäftlichen Nutzen der Plattform. Diese hat über 1,5 Millionen Mitglieder in 16 Nationen. Vom Handwerker, Experten bis zum Top-Manager ist alles vertreten. Tausende von Unternehmen sind dort präsent. In über 4000 themen-, branchen- und regionalbezogenen Gruppen wird diskutiert, beratschlagt und ausgetauscht. Man meldet sich an, definiert ein Profil, sucht sich relevante Gruppen, stellt sich vor und macht mit. Nebenbei sucht man sich Bekannte, ehemalige Kollegen, alte Freunde oder Kommilitonen. Vielleicht arbeitet einer von denen bei Siemens oder Microsoft und es ist ein Auftrag drin. Vielleicht.

Die Chancen von Web 2.0 im Business Bereich
Die Chancen für Web 2.0 für Unternehmen sind da – unbestritten. Für wen aber was wie sinnvoll ist, bleibt natürlich offen. Blogs sind nützlich, aber sicher nicht für jeden. XING kann helfen, ein Netzwerk aufzubauen. Es gibt heute Unternehmen, die nur von der Web 2.0 Welle existieren oder durch sie entstanden sind. Und es gibt welche, die nie damit konfrontiert werden.

Im zweiten Teil wird ein Interview mit Thomas Kilian vom Neukunden-Magneten-Blog Aufschluß darüber geben, wie ein sogenanntes Blog-Karneval, eine Blog-Zusammenarbeit zu einem Thema initiiert von einem Blogger, einen Mehrwert für Unternehmen darstellen kann.

Literatur:
DW-World http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1790308,00.html
Ein vollständiger Artikel zum Verständnis von Web 2.0 ist von Tom O’Reilly unter
http://www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web-20.html nachzulesen.