Schlagfertig müsste man sein
Einmal so richtig zurückschlagen. Wenn der Chef morgens jemand angemacht hat
nach dem Motto „Na, heut keine Lust zu arbeiten“, einmal antworten können wie „Ich habe schon gearbeitet, als Sie noch nicht wussten, wie das Wort geschrieben wird“ Der Traum von Millionen Menschen, die sich tagtäglich gefoppt oder sogar gemobbt fühlen. Der Arbeitstag würde anderes werden, die Arbeit würde besser und sogar zu Hause hätte man weniger Ärger.
Alle Technik ist graue Theorie
Wie man schlagfertig wird, kann man auf Seminaren lernen. Dort lernt man Techniken und Regeln, um Angriffe in gleicher Münze zurückzugeben. Getreu der Geschichte, die dem Umfeld von Winston Churchill zugeschrieben wird. Eine Dame auf einer Gesellschaft soll zu ihm gesagt haben: “Sir, wenn Sie mein Ehemann wären, würde ich Ihren Tee vergiften“. Churchill soll darauf geantwortet haben: “My Lady, wenn ich Ihr Ehemann wäre, würde ich ihn trinken“. Wenn man aber vom Seminar zurückkommt, und am nächsten Tag das erlernte Wissen anwenden will, steht man vor dem Vorgesetzten und dann ich alles graue Theorie. Aber das ist auch gut so.
Mehr Achtsamkeit vermeidet vieles
Manchmal wird man gefoppt und gemobbt und manchmal fühlt man sich auch nur so. Wer schon mal morgens mit dem linken Bein aufgestanden ist, weiß, dass er an diesem Tag viel empfindlicher für verbale Angriffe ist. Wer als Vorgesetzter mit seinen Mitarbeitern in gleicher Art und Weise wie mit seinen Kollegen spricht, muss sich nicht wundern, wenn er missverstanden wird. Ein achtlos hingesagter Satz wie „Na, schon Feierabend“ kann bei einem Kollegen ganz anders wirken als bei einem Untergebenen. Was der Kollege mit einem „Ja, und ich freu mich drauf“ beantwortet, wird vom Mitarbeiter als Kritik empfunden, zu der er gern reagieren möchte wie z.B. „Wir können ja mal zusammen anfangen, dann können wir auch zusammen aufhören“. Natürlich traut man sich so etwas in den meisten Fällen nicht. Man braucht schon eine vertrauensvolle Unternehmenskultur, um mit solchen Dingen umgehen zu können.
Kommunikation hält Wege offen
Schlagfertigkeitsseminare sind grundsätzlich gut, aber sie sollten eigentlich Kommunikationsseminare heißen. Zwischenmenschliche Kommunikation und zu- oder zurückschlagen haben nichts miteinander zu tun. Man sollte eigentlich lernen, warum Menschen sich so verhalten, wie wir es immer wieder erleben. Dazu Techniken, wie man Kommunikationswege offen hält und nicht wie man sie verschließt. Solches Wissen führt dazu, dass Gespräche weitergeführt werden können und nicht mit einer gegenseitigen negativen Haltung abbrechen. Die so entstehende Haltung führt zu Erstarrung, Erstarrung führt zu neuem Streit, neuer Streit führt zu mehr Eskalation. So entsteht der Teufelskreis, der uns alle viel Nerven, Kraft und Motivation kostet und bei dem hinterher wieder einmal keiner mehr weiß, worum es eigentlich ging.
Attacken im Schein und Sein
Ein Großteil scheinbarer Attacken wird sich bei einer offenen Kommunikation als Missverständnis oder Achtlosigkeit herausstellen. Sicher wird es auch den ein oder anderen geben, der verbale Attacken dazu benutzt, um seine Stellung in einer Unternehmenshierarchie zu demonstrieren. Aber eigentlich sind das doch arme Menschen; welche geistigen Defizite muss jemand haben, der das Heruntermachen von Mitmenschen benutzt, um seine scheinbare Größe zu beweisen. Verständnis aber auch für solche Menschen, angewandt mit den richtigen Kommunikationsinstrumenten, zeigt ihnen vielleicht den Weg zu wirklichem Format.