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Mit der Ausbildung fit für die Zukunft

Die Investition in die Ausbildung der Auszubildenden ist eine Investition in Zukunft und Gegenwart Ihres Unternehmens. Richtig eingesetzt und gefördert leisten Auszubildende einen erheblichen Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens.
Simone Stargardt | 10.09.2006
Die Vorbehalte

Wir alle kennen sie - die zahlreichen Vorbehalte gegenüber den Auszubildenden:
- „Der/die soll doch erst mal erwachsen werden.“
- „Zum Vesper holen und kopieren kann man ihn/sie gerade noch gebrauchen.“
- „Pünktlich war der/die glaube ich noch nie.“
- „Der/die ist ja allein 1 1/2 Tage die Woche in der Berufschule.“
- „Der/die ist doch ständig krank.“
- „Der/die kostet mich einen Haufen Geld und Nerven!“
- ...

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen auf keinen Fall vorwerfen, dass Sie voller Vorurteile gegenüber Ihren Auszubildenden sind, ganz im Gegenteil. Ich bin sogar davon überzeugt, dass Sie versuchen, aus Ihrem monatlichen Investment das Meiste und Beste herauszuholen. Aber sind wir ehrlich, jedem von uns ist schon mal einer oder ein ähnlicher Vorwurf begegnet, wie die, die ich oben genannt habe.

Eine sehr einfache Lösung wäre auf die Ausbildung von jungen Menschen gänzlich zu verzichten. Aber ich gehe davon aus, dass es Ihnen geht wie mir, eine solche Lösung ist derart kurzfristig gedacht, dass Sie für uns wohl kaum in Betracht kommt. Schließlich hat keiner von uns ein Interesse daran, sein zukünftiges Humankapital für teures Geld am Arbeitsmarkt zu erwerben. Und glauben Sie mir, gutes Humankapital ist auch in Zeiten von Rekordarbeitslosigkeiten noch teuer.


Die Entscheidung

Die Entscheidung kann nur lauten, wir schleifen unsere Diamanten weiterhin selbst und profitieren vom ROI, den uns unsere zukünftigen Fach- und Führungskräfte, bei optimaler Förderung schon bald bringen werden.
Moment mal, optimale Förderung, was soll das denn heißen? Jetzt sind wir am Kern der Geschichte angelangt, optimale Förderung, so heißt die Zauberformel. Schulungen, Seminare, Trainings, Coachings - alles Begriffe, die in der Erwachsenenbildung, vor allem für unsere Fach- und Führungskräfte, längst Usus sind. Doch wie steht es mit dem Auszubildenden, ein junger Mensch am Höhepunkt seiner Entwicklung, dem Rhetorikschulungen, Präsentations- und Verkaufstrainings sowie Motivationscoachings vorenthalten bleiben? Ich gebe Ihnen Recht, dass diese grundlegenden Basisbereiche, ähnlich wie im amerikanischen System, bereits auf den Lehrplan unserer Schulen sollten, aber darüber wollen wir an dieser Stelle nicht philosophieren.

Lassen Sie uns lieber noch mal über ein paar weitere einfache Schritte nachdenken, wie Sie mehr aus Ihrer „Investition Ausbildung“ machen.

Die Auswahl

Lassen Sie mich es gleich vorweg nehmen, ich bin davon überzeugt, dass es keine schlechten Auszubildenden gibt. Was es jedoch gibt, sind Auszubildende, die die falsche Berufswahl getroffen haben oder die nicht zur Unternehmenskultur passen.
Deshalb meine Tipps:
- Erstellen Sie Ihr persönliches Wunschprofil eines Auszubildenden
- Welche Eigenschaften soll Ihr Azubi mitbringen?
- Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl
- Einen Rohdiamanten aus einem Haufen Glasscherben herauszufinden braucht Zeit.
- Lassen Sie Ihre Wunschkandidaten einmal „Probearbeiten“, bei dieser Gelegenheit haben Sie die Möglichkeit den zukünftigen Auszubildenden noch mal genauer in Augenschein zu nehmen. Darüber hinaus hat auch der Auszubildende die Möglichkeit, Ihr Unternehmen und die zukünftigen Kollegen kennen zu lernen.

Der Ausbilder

Die Wahl des richtigen Ausbilder ist ein entscheidender, wenn nicht sogar der entscheidende Faktor für das Gelingen des „Unternehmens Ausbildung“. Hierbei ist zu beachten, dass nicht jeder Meister seines Faches automatisch in der Lage ist, dieses Wissen an die jungen Mitarbeiter weiterzugeben. Stellen Sie also sicher, dass die Personen, die in Ihrem Unternehmen Ihre „Diamanten“ schleifen, über das notwendige Handwerkzeug, d. h. die didaktischen Fähigkeiten verfügen. Da ein Auszubildender im Laufe seiner Ausbildung häufig mit verschiedenen Ausbildern zu tun hat, rate ich Ihnen dem Auszubildenden einen Mentor zur Seite zustellen, der neben der fachlichen Entwicklung auch die Entwicklung der „soft skills“ fördert und dem Auszubildenden als Ansprechpartner für alle Probleme zur Verfügung steht.

Der Plan

Nachdem Sie nun den geeigneten Kandidaten und dessen Ausbilder gefunden haben, sollten Sie sich noch über den Weg des Auszubildenden im Unternehmen nachdenken. Denn glauben Sie mir, nichts ist frustrierender für einen jungen Menschen, als ein erster Arbeitstag an dem keiner so richtig weiß wo hin mit Ihm, ein bisschen hier kucken und dort mal rein schnuppern, da im Weg rum stehen, dort stören, .... Ich weiß, dass gibt es bei Ihnen nicht. Aber glauben Sie mir, solche Fälle soll es geben. Wir waren also beim planen:
1. Wie geht es los? - Kennen lernen des Unternehmens, der Abteilungen, der Produkte und Dienstleistungen und ganz wichtig die Spielregeln und Fettnäpfchen (Wo parkt der Chef und nicht der Azubi! etc.) Dieses erste Kennen lernen, kann je nach Größe des Unternehmens vom persönlichen Gespräch bis zum „New Comers-Day“ völlig unterschiedlich organisiert sein. Wichtig sind die Inhalte, schließlich wollen wir aus unserem Neuzugang in kurzer Zeit ein integriertes und loyales Mitglied unseres Unternehmens machen.
2. Wie geht es weiter? – Abhängig vom angestrebten Ziel schicken wir unseren Rohdiamanten in die verschiedenen Abteilungen, wo er seinen Schliff erhalten soll. Hierbei sind mir noch die folgenden Punkte wichtig: Achten Sie auf einen logischen Ablauf der Abteilungen (Versand nicht unbedingt vor der Warenannahme etc.) und nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.
Da sind wir schon am nächsten Punkt. Trotz all der Planung, sollte das ganze System flexibel genug sein auf die individuellen Lernfortschritte des Azubis einzugehen.

Sonst noch was?

Selbstverständlich! Geben Sie regelmäßig Feedback, denn die meisten jungen Menschen, die ich kenne, sind ehrgeizige junge Leute, die bestrebt sind, sich zu verbessern. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass Ihnen jemand sagt, wo sie sich verbessern sollen und sie dann dabei entsprechend unterstützt. Und, wie bereits eingangs unserer Diskussion erwähnt, bilden Sie Ihre Azubis fort, schulen Sie die „Soft Skills“ und lassen Sie dadurch Ihre Diamanten in vollem Glanz erstrahlen.
Ich denke, dass war’s fürs Erste, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung und bei der Suche nach Ihrem Rohdiamanten für das Jahr 2007, falls Sie Ihn noch nicht gefunden haben.

Ach und fast hätte ich es noch vergessen, geben Sie es zu, dass passiert Ihnen doch auch ab und zu, nämlich LOBEN Sie Ihren Auszubildenden mal wieder für seine erbrachten Leistungen, schließlich sind wir doch alle auf der Suche nach Anerkennung.


Mit besten Grüßen

Ihre

Simone Stargardt