Für mehr Philosophie in Wirtschaft und Politik (Teil 1)
„Karl“, sagt Jutta Meingold, „wieso bist Du schon Zuhause?“ Jutta fürchtet, ihr Mann sei krank. Blass sieht er aus, ein wenig mitgenommen. „Was hast Du?“ Jutta lässt ihre Arbeit liegen, und geht auf ihren Mann zu. Karl Meingold wirkt ein wenig abwesend. „Heute musste ich den Hermann Wieder entlassen. Das ist mir richtig auf den Magen geschlagen.“ Jutta hakt nach: „Aber wieso denn, er arbeitet doch schon 20 Jahre bei euch?“ Karl erklärt seiner Frau, dass es einen Sozialplan gegeben habe, dass Karl nicht zu denen gehört, die mehr als zwei Kinder haben und außerdem erst 41 Jahre alt sei. Damit habe er genügend Voraussetzungen erfüllt, nicht weiterbeschäftigt zu werden.
Jutta findet das ungerecht. Sie fordert von ihrem Mann, er hätte sich mehr für Hermann Wieder einsetzen müssen. „Das ist ja gewissenlos“, schimpft sie. „Ihr seid ja ein Haufen von Managementgangstern.“ Das wiederum reicht Karl. Aber er weiß nicht, was er hätte darauf sagen sollen. Schon bei seinem Chef hätte er mit dem „ethischen Gesäusel“, wie dieser immer sagt, nicht landen können. Was aber ist in dieser Frage richtig? Wie kann Karl zutreffend urteilen, ob einen Entlassung nach dem Sozialplan richtig ist oder nicht?
Spätestens hier wird deutlich, dass verantwortetes Handeln auch eine Basis benötigt, die verschiedene Ansprüche gegeneinander richtig und sinnvoll gegeneinander abwägen lässt.
Auch Karls Kollege findet es nicht richtig, dass der soziale Status eines Mitarbeiters bei einer Entlassung wichtiger sein kann, als dessen Leistung. „Leistung schützt nicht mehr vor Entlassung, das ist ja eine Riesensauerei!!!“ Aber Detlef Brechter findet die Regelung völlig in Ordnung:“ Wie soll den ein 52-jähriger Mitarbeiter mit drei Kindern, verheiratet und einem Reihenhaus, eine neue Arbeit finden? Da wäre es doch sehr ungerecht, den zu entlassen. Der andere findet doch viel leichter einen Job.“
Und so prallen Meinung auf Meinung. Streit erscheint hier vorprogrammiert. Dabei kann man diese Frage lösen. Es bedarf hier allerdings einer philosophischen Disziplin, der Ethik nämlich. Sie hilft, miteinander konkurrierende Güter (Leistung einerseits und soziale Verantwortung andererseits) miteinander verantwortlich abzuwägen. Eine Führungskraft wird sich also mit dieser philosophischen Disziplin und damit mit der Philosophie beschäftigen müssen.
Philosophie ist die Freundschaft mit der Weisheit. Ein Manager, der das philosophische Geschwafel seiner Kollegen oder Mitarbeiter nicht mehr ertragen kann, verkennt vielleicht, dass dieses Gesäusel ihm helfen kann, eine Entscheidung zu fällen, die auf einer verantworteten Güterabwägung fußt, und nicht nur nach persönlichem Gutdünken oder Gefallen gefällt wurde.
Die Bedeutung der Philosophie heute
Gerade in heutiger Zeit hat die Philosophie eine besondere Bedeutung für die Wirtschaft. Philosophie will Einstellungen zum Leben, die Haltung eines Menschen, den Wandel im Bewusstsein kritisch begleiten. Durch diese Begleitung ist auch ein Einfluss auf die jeweiligen Veränderungen möglich. Wer die Beschäftigung mit der Philosophie verweigert, beraubt sich der Chance, in einem Unternehmen Wandel und Werte zu beeinflussen, positiv zu gestalten.
Der Vorstand eines großen internationalen Konzerns in der Verpackungsindustrie hat sich entschlossen, eine Broschüre erstellen zu lassen, die sich mit der Unternehmensphilosophie und den Führungsgrundsätzen beschäftigt. Heraus kam eine Hochglanzbroschüre, die vom Gesamtvorstand unterschrieben wurde und den Mitarbeitern dann übergeben wurde. „Mit dem Interesse an der Arbeit steigt die Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter“ Oder: „Wir delegieren und sind für den kooperativen Führungsstil“ Und dann noch: Unsere Größte Aufmerksamkeit gilt unsere Kunden.“ Und als Gipfel "Wir können uns gegenseitig vertrauen.“
Das war der Schwachsinn hoch zehn. „Unsere Mitarbeiter sollen wissen, welche Unternehmensphilosophie wir haben und welchen Grundsätzen wir uns verpflichtet fühlen“, war die Aussage auf meine Frage, wozu das Unternehmen diese Führungsgrundsätze und diese Unternehmensphilosophie denn benötige.
Diese Broschüre wurde von den Mitarbeitern als lachhaft, unehrlich, und sogar unmöglich bezeichnet. „Das glaubt doch kein Mensch, dass es bei uns so ist. Die sollten sich mal richtig umschauen in unserem Konzern, dann wüssten die, dass sich unsere Chefs so nicht verhalten“, war eine der vielen Stellungnahmen der Mitarbeiter.
Auch hier greift Philosophie als Wissenschaft. Hätte der Vorstand sich mit Philosophie beschäftigt, dann wäre ihm klar gewesen, dass eine Unternehmensphilosophie sich nicht verordnen lässt, sondern zunächst nur ermitteln lässt. Führungsgrundsätze sind das Papiere nicht wert, auf das sie gedruckt werden, wenn sie nicht einer verantworteten Sittlichkeit und somit Ethik der Führungskraft entspringen.
Der Vorstand hätte festlegen können, nach welchen Kriterien Führungskräfte in Zukunft ausgesucht werden sollen. Er hätte den Eigenschafts- und Tugendkatalog einer Führungskraft der Zukunft bestimmen können. Danach hätte man gezielt über Jahre den Aufbau eines Führungsteams betreiben können, das diesen Anforderungen genügt. In all diesen Bereichen hätte das Unternehmen sich tummeln können. Tummeln Sie sich einmal, schauen wir uns gemeinsam an, was ein Unternehmen mit Philosophie überhaupt anfangen kann und welchen Nutzen sie bietet:
Der Nutzen der Philosophie
1. Philosophie hilft, verantwortet neue Chancen zu nutzen, um Entscheidungen ausgewogen und sittlich verantwortet vorbereiten und durchführen zu können.
2. Philosophie hilft, das eigene Verhalten kritisch vor dem Hintergrund selbstgewählter und selbstverantworteter Normen und Werte zu reflektieren.
3. Philosophie hilft, sich selbst und einem Unternehmen eine Identität, und damit Sinn zugeben.
Prüfen wir diese drei Thesen einmal.
Also: Kann Philosophie Entscheidungen ausgewogen und sittlich verantwortet vorbereiten und durchführen helfen?
Zunächst ist wohl zu klären, ob Entscheidungen in einem Unternehmen wichtig sind. Diese Frage wird wohl eindeutig mit ja beantwortet. Ja es ist sogar wichtig, richtige Entscheidungen zu fällen. Aber ob eine Entscheidung richtig ist oder nicht hängt von zwei Dingen ab:
1. Von den Daten, Informationen und Entscheidungskriterien, die ich der Entscheidung zugrunde lege und
2. Von dem Grad der Zielerreichung.
Der erste Teil spielt sich in der Vergangenheit und Gegenwart ab, der zweite Teil immer erst in der Zukunft. Ich weiß nie endgültig und sicher, ob meine Grundlagen für eine Entscheidung wirklich richtig sind. Das erfahre ich immer erst anhand der Zielerreichung. Umso wichtiger ist es, besondere Sorgfalt walten zu lassen, wenn es um die Auswahl der Entscheidungskriterien geht.
Und hier greift Philosophie. Denn hier taucht dann sofort die Frage auf, woran orientiert sich denn ein Manager, wenn er entscheidet? Diese Entscheidungen benötigen eine klare Orientierung, damit sie ausgewogen und verantwortet getroffen werden können.
Lesen Sie in Kürze in Teil 2 u.a. ein Fallbeispiel, wie ein Manager mit philosophischen Entscheidungstechniken arbeitet.
Jutta findet das ungerecht. Sie fordert von ihrem Mann, er hätte sich mehr für Hermann Wieder einsetzen müssen. „Das ist ja gewissenlos“, schimpft sie. „Ihr seid ja ein Haufen von Managementgangstern.“ Das wiederum reicht Karl. Aber er weiß nicht, was er hätte darauf sagen sollen. Schon bei seinem Chef hätte er mit dem „ethischen Gesäusel“, wie dieser immer sagt, nicht landen können. Was aber ist in dieser Frage richtig? Wie kann Karl zutreffend urteilen, ob einen Entlassung nach dem Sozialplan richtig ist oder nicht?
Spätestens hier wird deutlich, dass verantwortetes Handeln auch eine Basis benötigt, die verschiedene Ansprüche gegeneinander richtig und sinnvoll gegeneinander abwägen lässt.
Auch Karls Kollege findet es nicht richtig, dass der soziale Status eines Mitarbeiters bei einer Entlassung wichtiger sein kann, als dessen Leistung. „Leistung schützt nicht mehr vor Entlassung, das ist ja eine Riesensauerei!!!“ Aber Detlef Brechter findet die Regelung völlig in Ordnung:“ Wie soll den ein 52-jähriger Mitarbeiter mit drei Kindern, verheiratet und einem Reihenhaus, eine neue Arbeit finden? Da wäre es doch sehr ungerecht, den zu entlassen. Der andere findet doch viel leichter einen Job.“
Und so prallen Meinung auf Meinung. Streit erscheint hier vorprogrammiert. Dabei kann man diese Frage lösen. Es bedarf hier allerdings einer philosophischen Disziplin, der Ethik nämlich. Sie hilft, miteinander konkurrierende Güter (Leistung einerseits und soziale Verantwortung andererseits) miteinander verantwortlich abzuwägen. Eine Führungskraft wird sich also mit dieser philosophischen Disziplin und damit mit der Philosophie beschäftigen müssen.
Philosophie ist die Freundschaft mit der Weisheit. Ein Manager, der das philosophische Geschwafel seiner Kollegen oder Mitarbeiter nicht mehr ertragen kann, verkennt vielleicht, dass dieses Gesäusel ihm helfen kann, eine Entscheidung zu fällen, die auf einer verantworteten Güterabwägung fußt, und nicht nur nach persönlichem Gutdünken oder Gefallen gefällt wurde.
Die Bedeutung der Philosophie heute
Gerade in heutiger Zeit hat die Philosophie eine besondere Bedeutung für die Wirtschaft. Philosophie will Einstellungen zum Leben, die Haltung eines Menschen, den Wandel im Bewusstsein kritisch begleiten. Durch diese Begleitung ist auch ein Einfluss auf die jeweiligen Veränderungen möglich. Wer die Beschäftigung mit der Philosophie verweigert, beraubt sich der Chance, in einem Unternehmen Wandel und Werte zu beeinflussen, positiv zu gestalten.
Der Vorstand eines großen internationalen Konzerns in der Verpackungsindustrie hat sich entschlossen, eine Broschüre erstellen zu lassen, die sich mit der Unternehmensphilosophie und den Führungsgrundsätzen beschäftigt. Heraus kam eine Hochglanzbroschüre, die vom Gesamtvorstand unterschrieben wurde und den Mitarbeitern dann übergeben wurde. „Mit dem Interesse an der Arbeit steigt die Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter“ Oder: „Wir delegieren und sind für den kooperativen Führungsstil“ Und dann noch: Unsere Größte Aufmerksamkeit gilt unsere Kunden.“ Und als Gipfel "Wir können uns gegenseitig vertrauen.“
Das war der Schwachsinn hoch zehn. „Unsere Mitarbeiter sollen wissen, welche Unternehmensphilosophie wir haben und welchen Grundsätzen wir uns verpflichtet fühlen“, war die Aussage auf meine Frage, wozu das Unternehmen diese Führungsgrundsätze und diese Unternehmensphilosophie denn benötige.
Diese Broschüre wurde von den Mitarbeitern als lachhaft, unehrlich, und sogar unmöglich bezeichnet. „Das glaubt doch kein Mensch, dass es bei uns so ist. Die sollten sich mal richtig umschauen in unserem Konzern, dann wüssten die, dass sich unsere Chefs so nicht verhalten“, war eine der vielen Stellungnahmen der Mitarbeiter.
Auch hier greift Philosophie als Wissenschaft. Hätte der Vorstand sich mit Philosophie beschäftigt, dann wäre ihm klar gewesen, dass eine Unternehmensphilosophie sich nicht verordnen lässt, sondern zunächst nur ermitteln lässt. Führungsgrundsätze sind das Papiere nicht wert, auf das sie gedruckt werden, wenn sie nicht einer verantworteten Sittlichkeit und somit Ethik der Führungskraft entspringen.
Der Vorstand hätte festlegen können, nach welchen Kriterien Führungskräfte in Zukunft ausgesucht werden sollen. Er hätte den Eigenschafts- und Tugendkatalog einer Führungskraft der Zukunft bestimmen können. Danach hätte man gezielt über Jahre den Aufbau eines Führungsteams betreiben können, das diesen Anforderungen genügt. In all diesen Bereichen hätte das Unternehmen sich tummeln können. Tummeln Sie sich einmal, schauen wir uns gemeinsam an, was ein Unternehmen mit Philosophie überhaupt anfangen kann und welchen Nutzen sie bietet:
Der Nutzen der Philosophie
1. Philosophie hilft, verantwortet neue Chancen zu nutzen, um Entscheidungen ausgewogen und sittlich verantwortet vorbereiten und durchführen zu können.
2. Philosophie hilft, das eigene Verhalten kritisch vor dem Hintergrund selbstgewählter und selbstverantworteter Normen und Werte zu reflektieren.
3. Philosophie hilft, sich selbst und einem Unternehmen eine Identität, und damit Sinn zugeben.
Prüfen wir diese drei Thesen einmal.
Also: Kann Philosophie Entscheidungen ausgewogen und sittlich verantwortet vorbereiten und durchführen helfen?
Zunächst ist wohl zu klären, ob Entscheidungen in einem Unternehmen wichtig sind. Diese Frage wird wohl eindeutig mit ja beantwortet. Ja es ist sogar wichtig, richtige Entscheidungen zu fällen. Aber ob eine Entscheidung richtig ist oder nicht hängt von zwei Dingen ab:
1. Von den Daten, Informationen und Entscheidungskriterien, die ich der Entscheidung zugrunde lege und
2. Von dem Grad der Zielerreichung.
Der erste Teil spielt sich in der Vergangenheit und Gegenwart ab, der zweite Teil immer erst in der Zukunft. Ich weiß nie endgültig und sicher, ob meine Grundlagen für eine Entscheidung wirklich richtig sind. Das erfahre ich immer erst anhand der Zielerreichung. Umso wichtiger ist es, besondere Sorgfalt walten zu lassen, wenn es um die Auswahl der Entscheidungskriterien geht.
Und hier greift Philosophie. Denn hier taucht dann sofort die Frage auf, woran orientiert sich denn ein Manager, wenn er entscheidet? Diese Entscheidungen benötigen eine klare Orientierung, damit sie ausgewogen und verantwortet getroffen werden können.
Lesen Sie in Kürze in Teil 2 u.a. ein Fallbeispiel, wie ein Manager mit philosophischen Entscheidungstechniken arbeitet.