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Social Media und das Geschwür der Bürokratie in deutschen Unternehmen

Führungskräfte scheuen sich davor, ihre Unternehmen für die modernen Kommunikationsformen des Web 2.0 zu öffnen.
Gunnar Sohn | 13.01.2011
Hamburg/Frankfurt am Main, 13. Januar 2011, www.ne-na.de - Viele Führungskräfte in den Unternehmen scheuen sich noch davor, ihre Unternehmen für die modernen Kommunikationsformen des Web 2.0 zu öffnen, schreibt der Unternehmensberater Michael Hengl in einem Gastbeitrag für Harvard Business Manager http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/artikel/a-738905-2.html. „Leider blockieren Manager aber noch immer aus Angst vor Veränderung und Machtverlust den Weg zum Unternehmen 2.0. Sie verzögern und zensieren interne Foren und Blogs; öffentliche Äußerungen im Internet kontrollieren sie über Verschwiegenheitsklauseln; Zugänge zu Facebook, Twitter oder Xing sperren sie sogar ganz. Sie verharren in alten Verhaltensmustern, statt Kommunikation zu fördern und in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie lassen die Chance ungenutzt, die Koordination im Unternehmen erheblich zu verbessern“, so Hengl.

Managern würde es zudem schwerfallen, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Ihnen werde schmerzlich bewusst, dass die Kompetenzlücken im Unternehmen eher größer als kleiner werden. „Kein Wunder, dass sich viele Entscheider überfordert fühlen. Sie wissen nicht genau, wie sie das Zeitalter des Unternehmens 2.0 in ihrer Organisation einläuten sollen, geschweige denn wie sie den Erfolg von Investitionen in Social Media messen könnten. Zudem fehlt es oft an der sozialen Kompetenz, um mit allen Anspruchsgruppen zusammenhängende Strategien zu entwickeln“, erläutert Hengl. Auch wenn Wikileaks, Facebook und Co. derzeit polarisieren, werde sich das neue Paradigma der Social Media durchsetzen, weil die Vorteile überwiegen - es ist nur eine Frage der Zeit. In Deutschland dauert es wohl etwas länger: „Deutsche Unternehmen betreiben zwar einen immensen Aufwand an Forschung und Entwicklung, doch ihre konservativen Strukturen sind nicht dafür gemacht, wirklich bahnbrechend Neues zu entwickeln. Noch hat Deutschland Ideen und noch funktioniert die Verbesserung des Bestehenden. Im internationalen Wettbewerb schmilzt jedoch der Vorsprung. Eine Studie der weltweit innovativsten Unternehmen, die 2010 an der Handelshochschule Leipzig durchgeführt wurde, ergab: Um im globalen Wettbewerb der Ideen bestehen zu wollen, brauchen Deutschlands Firmen neue Strukturen“, fordert Jens-Uwe Meyer, Gründer und Geschäftsführer der Beratungsfirma „Die Ideeologen“ http://www.ideeologen.de.

Regelfreie Zonen seien in deutschen Unternehmen nahezu unbekannt. Wer Ideen habe, soll sie gefälligst in den dafür vorgesehenen Prozess einbringen. Den Vordruck, neudeutsch Template, ausfüllen und an die zuständigen Gremien weiterleiten, die dann über den Vorschlag beraten. „In vielen Unternehmen ähneln das Ideen- und Innovationsmanagement mittlerweile einem bürokratischen Monster. Es gibt genaue Vorschriften, wie Ideenformulare auszufüllen und Ideen zu begründen sind, welchen potentiellen Ertrag sie in drei Jahren bringen müssen und wie sie umzusetzen sind“, weiß der ehemalige Polizeikommissar Meyer zu berichten.

Ein Fehlschlag wie ihn Google mit Google Wave erlebte, wäre in vielen deutschen Unternehmen ein Desaster. Der Internetkonzern hat 2009 sein Programm als Nachfolger der E-Mail präsentiert und in einer Beta-Version auf den Markt gebracht. Ein Flop. 2010 stellte das Unternehmen Google Wave wieder ein. Eine Katastrophe? Mitnichten! Auf Google Wave angesprochen, reagierte Vorstandschef Eric Schmidt auf der Techonomy-Konferenz im kalifornischen Lake Tahoe schulterzuckend: „Wir probieren Dinge aus und wir feiern unser Scheitern. In unserem Unternehmen ist es absolut in Ordnung, etwas besonders schwieriges zu versuchen, damit keinen Erfolg zu haben und daraus zu lernen.“ Es ist Teil der Google-Philosophie, Dinge auszuprobieren, Grenzen regelmäßig zu überschreiten und auch einmal in rechtliche Grauzonen vorzustoßen. Google Street View wäre an der Rechtsabteilung fast aller deutschen Unternehmen gescheitert.

„Der Siegeszug der Netzwerkökonomie offenbart die Strukturschwächen von großen Organisationen. Was nützt beispielsweise Customer Relationship Management, wenn die Bürokratie des eigenen Unternehmens schnelle Entscheidungen verhindert. Deutsche Unternehmen sollten die Vorteile von offenen Netzwerken nutzen, das Geschwür der Bürokratie bezwingen, ihre Geschäftsmodelle umstellen und eine Click-Mentalität entwickeln“, resümiert der ITK-Fachmann Peter B. Záboji, Chairman des After Sales-Dienstleisters Bitronic http://www.bitronic.eu/mission-statement/.

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